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[ Studentenwettbewerb „Dachwelten“ ]

Schrägdachimpulse

Der Wettbewerb „Dachwelten“ will das Bewusstsein für geneigte Dächer fördern.

„Dachwelten“: Die Entwurfsmodelle der Studenten am Ende des eintägigen Workshops spiegeln die gestalterische Bandbreite des geneigten Daches eindrucksvoll wider.

Marion Goldmann
Das von der Moderne favorisierte Flachdach hat geneigte Dachformen stark zurückgedrängt. Das prägt auch die Ausbildung der Architekten. Die unsere historische Dachlandschaft dominierenden Sattel-, Walm- oder Pultdächer kommen beim Studium zu kurz. Um dem Thema neue Impulse zu geben, hat das Deutsche Dach-Zentrum e.V., ein Verband führender Hersteller von Dachmaterialien, im vergangenen Jahr den Studentenwettbewerb „Dachwelten“ initiiert.

Konnten 2007 dafür drei Partnerhochschulen gewonnen werden, nahmen in diesem Jahr bereits doppelt so viele an dem zweistufigen Verfahren teil. In der ersten Phase waren vor allem Lösungen für Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen, Abriss und Umgestaltung sowie für Neubauten im bebauten Umfeld und Baulückenschließungen ge fordert. Nach Entscheid einer Jury durften vier Nominierte jeder Hochschule zum abschließenden Workshop am 23. April in das Deutsche Architekturmuseum nach Frankfurt fahren.

Sieben Stunden lang herrschte dort eine äußerst kreative Atmosphäre. Nach dem Motto „Studentenbude ade“ sollten Vorstellungen zu studentischem Wohnen unter geneigten Dächern als Entwurf und im Modell entwickelt werden. Dazu stand ein aufgegebenes Schrebergartengebiet mit 7,5 x 19 Meter großen Parzellen zur fiktiven Bebauung bereit.

Während der vergleichsweise kurzen Bearbeitungszeit wurden die Teilnehmer durch die begleitenden Professoren sowie die beiden Workshopleiter Christian Moczala, Weimar, und Christoph Randl, München, unterstützt. 21 Arbeiten hatte die Jury am Ende zu bewerten, und die Ergebnisse hatten nichts mit einer Schrebergartenidylle gemein. Hier fand sich alles, was das geneigte Dach an Formen vielfalt zu bieten hat: kleine, große, steile oder flach geneigte Dächer.

Bei den prämierten Arbeiten wurde ein gefühlvoller Umgang mit Raum und Form des geneigten Daches festgestellt, und von der Jury wurden insgesamt die hohe Qualität sowie der Einsatz der Studenten gelobt. Und es zeigte sich auch, dass der Umgang mit dem geneigten Dach für junge, angehende Architekten wieder an Bedeutung gewinnt. Für die spätere Berufspraxis ein wichtiger Punkt.

Lehre und Praxis

Juniorprofessor und Architekt Dirk Bayer aus Kaiserslautern: „In meinem Studium vor über zehn Jahren war das Flachdach noch das ausschließliche Thema.“ Realisiert hat er aber seitdem kein einziges. Seine Projekte – Wohnhäuser, Ausstellungspavillons und Vorhaben im Bestand – befinden sich in der Regel in Gebieten mit Bebauungsplänen, in denen geneigte Dächer vorgeschrieben sind.

Zwar werden Büro- und Gewerbebauten nach wie vor von Flachdächern dominiert, und auch Bayer würde mit einem Augenzwinkern gern mal eine „flache Kiste“ kreieren. Die Alltagsarchitektur dagegen ist anders, vor allem im Wohnungsbau und generell in Dörfern und kleinen Städten. Sie fordert gute Lösungen mit dem geneigten Dach. Deshalb ist das Büro bayer|uhrig Architekten in seiner täglichen Praxis oft mit der Frage konfrontiert, wie sich mit Schrägdächern anspruchsvolle Architektur anstelle von Banalitäten generieren lässt.

So hat man im Laufe der Jahre viele Erfahrungen sammeln können, die Bayer stets in seine Lehre einzubringen versucht. „Bei den angehenden Architekten soll erst gar nicht der Eindruck entstehen, sie hätten es später immer nur mit Schuhschachteln zu tun.“ Auch hinsichtlich der zur Verfügung stehenden Materialien handelt es sich um ein äußerst spannendes Thema. Zur Gestaltung der Dachlandschaften steht eine Fülle von Baustoffen zur Verfügung.

Am „Dachwelten“ -Wettbewerb hat Bayer mit seinen Studenten bereits zum zweiten Mal teilgenommen und stellt dabei einen zunehmenden Meinungsaustausch der Hochschulen fest. Dafür bieten auch die Workshops viele Ge legenheiten. Während der ersten Veranstaltung begann der Dialog zaghaft, in diesem Jahr wurde er schon deutlich gesteigert.

Die Preisträger

1. Preis: Anne Tschauder, HAWK Holzminden

  • „Ein Hof und zwei Gartenhäuser“

Der Entwurf interpretiert den Charakter der Kleingartenanlage neu. Das Grundstück wurde geschickt mit Hofhäusern überbaut, die sich, städtebaulich gesehen, auch als Reihen- oder Doppelhaus anordnen ließen. Auf überzeugend einfache Art stehen Dachraum und Öffnungen in Bezug zueinander.

2. Preis: Aydin Sener, Uni Dortmund

  • „Das Haus im Garten“

Ausgewogene Proportionen und eine klare klassische Architektursprache prägen dieses Studentenhaus: zwei Zimmer, Küche, Arbeitsraum und rundherum Garten.

2. Preis: Xenia Mattner, HCU Hamburg

  • „Amorph“

Ein Sonderling, aber durchdacht, und funktionsfähig. Xenia Mattner führte in dem Tagesworkshop eindrücklich vor, dass das ­Argument, so etwas sei technisch nicht zu bewältigen, nicht stimmt. Sie schaffte es in sechs Stunden.

2. Preis: Emil Iliev, Uni Stuttgart

  • „Das Dach-Wand-Boden-Haus“

Wie eine Büroklammer faltet sich der Boden zur Wand zum Dach und so weiter und so fort. Dabei entstehen in den Zwischenräumen interessante Räume, wodurch das geneigte Dach zum unverzichtbaren Teil des Baukörpers wird.

2. Preis: Ben Müller, Uni Dortmund

  • „Das kleine Haus – zeitgenössisch interpretiert“

Dachraum und Garten, Innen- und Außenräume verschmelzen. Der zwei geschossige Gemeinschaftsraum öffnet sich in Giebelrichtung zum Garten. Übereinander liegende Schlafräume orientieren sich zum seitlichen Hof.

Teilnehmer am Wettbewerb

  • TU Kaiserslautern mit den Professoren Bernd Meyerspeer, Johannes Modersohn und Dirk Bayer
  • Universität Dortmund mit Professor Christoph Mäckler
  • HTW Dresden mit Professorin Mensing de Jong
  • HTWK Leipzig mit Professor Andreas Wolf
  • HCU Hamburg mit den Professoren Klaus Sill und Wolfgang Willkomm
  • Universität Stuttgart mit Professor Thomas Jocher
  • HAWK Holzminden mit Professor Walter Krings

Weitere Informationen unter www.dach-zentrum.de


Buchtipp

  • Ursula Baus, Hanns-Christoph Zebe:

Dächer.

DVA 2008, 29,95 €

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