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[ Mediationsausbildung ]

Vermitteln lernen

Mediatoren bieten als professionelle Konfliktlöser eine zeit- und geldsparende Alternative zum Gang vors Gericht. Ein spezieller Lehrgang der Bayerischen Architektenkammer bildet Planer dazu aus.

Nils Hille
Rund ums Planen und Bauen gibt es viele Konfliktherde: zwischen Architekt, Baufirma und Bauherr oder zwischen den Initiatoren von Großprojekten und Bürgergruppen.
Oft werden Gerichte angerufen – ein mühsamer, langwieriger und teurer Weg ins Ungewisse. Besser ist die Vermittlung, neudeutsch Mediation. Sie braucht professionelles Know-how und ist daher ein Tätigkeitsfeld auch für Architekten und Planer. In Bayern kann man die professionelle Streit-schlichtung lernen: „Mediation im Planungs-, Bau- und Umweltbereich“ heißt die Zusatzausbildung, die von der Bayerischen Architektenkammer gemeinsam mit der österreichischen Arch+Ing Akademie angeboten wird. Sie hilft den Teilnehmern auch bei kleineren alltäglichen Auseinandersetzungen im Beruf weiter.

„Die meisten Architekten sind es gewohnt, mit Konflikten umzugehen. Doch das gezielte Herausarbeiten von Interessen und Bedürfnissen mithilfe strukturierter Kommunikationswege ist für viele Neuland“, sagt Stefan Kessen. Der Berliner hat die Ausbildung konzipiert, die im kommenden Frühjahr (siehe Kasten auf Seite 67) erneut angeboten wird. Als Lehrgangsleiter will er diese Methode als eine Möglichkeit des Umgangs mit Konflikten vermitteln: „Die Mediation ist kein Königsweg. Doch sie bietet die Möglichkeit, die eigentlichen Bedürfnisse herauszuarbeiten, egal ob von einer einzelnen Person oder von mehreren, sich streitenden Parteien, um damit neue Lösungsräume zu schaffen.“

Anders zu handeln ist dabei also das Ziel. Der Architekt, der zwangsläufig sehr lösungsorientiert arbeitet, lernt in der Ausbildung, umzudenken. Er prescht nicht sofort mit seiner Idee vor, sondern geht den Weg über die Bedürfnisse und Interessen. „Es gilt, diese Lösungslosigkeit aushalten zu können und zunächst den Kunden zu fragen: Warum ist das für Sie wichtig? Oder: Was würde sich dann für Sie verändern?“, erklärt Kessen. Anstelle eines vorgegebenen Kompromisses findet der Kunde selbst eine Lösung, die für ihn positiv ist.

Ohne eigenen Senf

„Das Schwierigste ist die andere Art des Zuhörens: Man muss nämlich das erfassen, was dem anderen wirklich wichtig ist. Das zumindest sagen viele unserer bisherigen Teilnehmer“, so Kessen. Damit sie dies nach dem Lehrgang wirklich beherrschen, hat er ein umfassendes Programm mit acht dreitägigen Modulen (jeweils Donnerstag bis Samstag, Übersicht 1) konzipiert. Die ersten dienen dabei als Basis, das fünfte Wochenende ist das Schlüsselmodul, in dem Haltung und unterschiedliche Rollen besprochen werden, und die weiteren Module gehen zu komplexeren Verfahren über.

„Für die zukünftigen Mediatoren macht es vor allem einen großen Unterschied, auf welche Gruppengröße sie treffen“, sagt Kessen. Damit die Lernenden sich ganz auf diese Unterschiede konzentrieren können, werden für die Seminare immer kleine, etwas abgelegene Orte ausgewählt. Hier lernen die Architekten, nicht als Berater aufzutreten, sondern ihren Kunden deren Eigenverantwortung in den Entscheidungen klarzumachen. Dazu wenden sie ein sechsstufiges Verfahren an (Übersicht 2).

Verschiedene Ziele

Die Pläne, die für die Teilnehmer hinter dem Besuch der Ausbildung stehen, sind ganz unterschiedlich. Viele wollen in beruflichen Konfliktsituationen besser reagieren können. Einige möchten neben ihrem gewohnten Berufsfeld auch gelegentlich als Mediator arbeiten, und ein eher kleiner Teil will sich damit eher ein neues berufliches Standbein schaffen. Für alle besteht anstelle der Architektur die Chance, Aufträge in der Projektleitung über Ausschreibungen zu bekommen, da sie das Zusatzwissen mitbringen, wie man zwischen den Parteien vermittelt.

Das Trainerteam hat Kessen nicht aus Spezialisten für einzelne Themenbereiche, wie bei Lehrgängen oft üblich, zusammengestellt. Er wählte erfahrene Mediatoren, die sich untereinander kennen: „Das ist für die Übergabe von einem Wochenende zum anderen wichtig. Sie sollten eine ähnliche Haltung zur Mediation verkörpern. Also eine homogene Gruppe mit unterschiedlichen Typen bilden.“

Die Module

  1. Grundlagen kooperativer Konfliktregelung durch Mediation
  2. Mediation als Kommunikationsprozess
  3. Struktur und Ablauf eines Mediationsverfahrens
  4. Mediation im privaten Baubereich
  5. Rolle und Haltung des Konfliktvermittlers
  6. Mediation bei größeren Projekten und Vielparteienkonflikten
  7. Transfer in die Praxis

Phasen der Mediation

  1. Vorbereitung/Mediationsvertrag
    Wer muss an der Mediation teilnehmen? Sind alle damit einverstanden?
  2. Information/Themensammlung
    Welche Themen müssen besprochen werden?
  3. Interessenklärung
    Wer verfolgt welche Wünsche?
    Was steht dahinter?
  4. Kreative Ideensuche
    Unstrukturiertes Sammeln von -Lösungsoptionen
  5. Optionsauswahl und -bewertung
    Interessen von 3. dienen als Kriterien bei der Auswahl
  6. Vereinbarung und Umsetzung
    Mündliche Vereinbarung bis notarielle Urkunde (je nach Bereich)

Mediation im Planungs-, Bau- und Umweltbereich

Abschluss: Zertifikat bei Besuch aller Module und der Dokumentation eines Mediationsfalls
Ort: verschiedene Seminarhotels in Bayern
Dauer: 8 Wochenenden in einem Jahr
Kosten: 6 950 Euro plus evtl. MwSt.
Start: 7. Mai
Infotermin: 17. Februar, 18 Uhr, Bayerische Architektenkammer
Internet: www.byak.de

Peter Hammacher, Ilse Erzigkeit, Sebastian Sage

Buchtipp:

So funktioniert Mediation im Planen + Bauen

Drei Mediatoren, von Beruf Anwalt, Stadt planerin und Architekt, erklären das Verfahren und bringen Fallbeispiele. Sie ­wollen ihre Leser ermutigen, moderne Wege der Konfliktlösung zu gehen.

Vieweg + Teubner 2008, 179 Seiten, 23,60 €

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