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[ 40 Jahre BAK ]

Prada mit Sahne

Sprachblüten und Ministermahnungen beim 40. Geburtstag der Bundesarchitektenkammer

Roland Stimpel

Architektur kann inspirieren, auch wenn sie noch gar nicht gebaut ist. Hamburgs Elbphilharmonie ist für den Kunsthistoriker Christian Welzbacher eine „kubische Backsteintorte mit gläserner Aufstockung aus üppiger Sahne“, für seine Stuttgarter Kollegin Amber Sayah dagegen „schick wie eine Prada-Tasche“. Im Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 sieht der „Welt“-Kritiker Rainer Haubrich ein „neues Glacis, das Stadtteile trennt statt verbindet“, dagegen sein FAZ-Kollege Claudius Seidl „Pomp“, um die Stuttgarter mit dem Teilabriss ihres alten Bahnhofs zu versöhnen.

Dies und viel mehr genoss das Publikum des Architekturquartetts am 11. September in Berlin. Der Andrang im 60er-Jahre-Kino „International“ war übergroß; der öffentlich begangene 40. Geburtstag der Bundesarchitektenkammer erweiterte sich aus Kinosaal und -foyer heraus zu einem abendlichen Boulevardfest unweit des Alexanderplatzes. Drinnen auf der Kinobühne hatte vor der Quartettdiskussion BAK-Präsident Arno Sighart Schmid zwei Kollegen vorgestellt, die das von ihm proklamierte „Mehrgenerationenprojekt“ Architektenkammer symbolisieren: den 82-jährigen Heinz Aust, einst Miterbauer des DDR-Renommierkinos, und den 38-jährigen Bremer Christian Padeffke als jüngstes Vorstandsmitglied einer Kammer. Aust blickte zurück und stellte sein Kino als Ausnahmeprojekt vor, in dem die Architekten „von vorn bis hinten verantwortlich“ arbeiten konnten. Padeffke blickte nach vorn und forderte Kammern und Architektenblatt auf, schon für Studenten eigene Angebote zu entwickeln.

Im vorangegangenen Festakt mit 300 geladenen Gästen hatte Bauminister Wolfgang Tiefensee ein Defizit beklagt: „Die Sprache der Öffentlichkeit zu Planen und Bauen ist nicht im Einklang mit denen, die diese Planung vornehmen.“ Hier seien Architekten auch als „Dienstleister der Kommunikation im Sprechen über ihr Thema“ gefordert. Genau dafür war später das Quartett da, ein Sprachblütenfest über heftig diskutierte und sehr unterschiedliche Großprojekte in Deutschland: neben der Elbphilharmonie und Stuttgart 21 noch das Stadtschloss respektive Humboldt-Forum in Berlin.

Der Kritikertrend zu den drei Projekten: ziemliche Zustimmung für Hamburg (Leuchtturm, vorwärtsweisend, zugleich aus dem Ort heraus entwickelt), große Ablehnung für Stuttgart (unterirdische Milliardentechnokratie statt eines geerdeten Bahnhofs) und die übliche Spaltung bei Schloss/Humboldt. Hier hatte nur Stunden zuvor das Kartellamt im fernen Bonn die Architektenverträge platzen lassen. Darüber hatte schon Tiefensee wenig Kummer zur Schau getragen („Wir bauen im Zeitplan, und mit Stella“); jetzt besprach auch das Quartett das Aktuelle nur kurz und eher unernst. „Ab sofort ist es auch ein Großprojekt für die deutschen Juristen“, stellte Christian Welzbacher fest, der die Projekte vorstellte, bevor die vier Diskutanten zu Wort kamen. Amber Sayah nannte das Schloss ein fürs Gesamtland eher harmloses „Berliner Hobby“, wogegen Claudius Seidl eine Wiederbelebung der „verdammten Hohenzollernresidenz“ fürchtete. Rainer Haubrich geht es dagegen „um den Kunstwert und nicht um den Kaiser“.

Und dann war da noch der als „interessierter Laie“ eingeladene Vierte im Quartett, der Kameramann und Bildregisseur Michael Ballhaus. Er setzte der Leidenschaft der professionellen Kritiker die Entspanntheit des 73-jährigen Beobachters entgegen. Ballhaus findet das Projekt gestrig, weiß aber von der Subjektivität aller Urteile: „Die Leute, die das machen, sind nicht verkalkt. Sie machen es nur mit einem Bewusstsein, das nicht meins ist.“

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