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[ Architekturfotografie ]

Bitte recht freundlich

Fotos sind neben Plänen das wichtigste Mittel zur Kommunikation. Um fertige Projekte perfekt in Szene zu setzen, helfen professionelle Architekturfotografen

Stimmungsvolle Perspektive: neuer Bereich des Hotels Bayern am Tegernsee, fotografiert vom Münchner Architekturfotografen Florian Holzherr (Landau und Kindelbacher Architekten)

Von Fred Wagner

Es gibt wohl keine bessere und einfachere Möglichkeit, Bauherren und Fachkollegen von der eigenen Arbeit zu überzeugen, als mit schönen Fotos der eigenen Projekte: scharf, ohne störende Schlagschatten und stürzende Linien, ohne Farbstich, Schmutz auf den Wegen und vielleicht mit einem wunderschön blauen Himmel, den zarte Bänder von Kumuluswolken durchziehen.

Die Qualität der Bilder kann gar nicht hoch genug sein. Schließlich sollen sie die Homepage schmücken, in der Imagebroschüre gezeigt werden und auf Anfrage auch für Buchprojekte und Presseveröffentlichungen zur Verfügung stehen. Um ausdrucksstarke und technisch perfekte Fotos zu erhalten, sollte man deshalb auf professionelle Fotografen setzen. Die haben sich auf das Thema Architektur spezialisiert und verfügen über das nötige Equipment und die Erfahrung.

Auch wenn sehr gute digitale Spiegelreflexkameras immer weniger kosten, sollte man der Verführung, die Bilder selbst zu machen, nicht erliegen. Der Fotograf Werner Huthmacher: „Manche Architekten trauen sich das zu und am Ende kann da sogar etwas Gutes herauskommen. Doch sie haben dann drei Wochen dafür gebraucht.“ Huthmacher und Assistenten erledigen den Job je nach Größe des Projekts in ein bis zwei Tagen. Der Berliner gehört zu den bekanntesten deutschen Architekturfotografen und wird seit rund 20 Jahren von Büros gebucht, um fertige Projekte in Szene zu setzen. Huthmacher: „Ich werde oft beauftragt, weil ich einen ganz anderen Zugang zum Gebäude habe als die Architekten selbst. Denn ich gehe von dem aus, was da ist, und nicht von dem, was das Büro gerne gehabt hätte.“ So würden gute Fotografen den Rahmen des Entwurfs respektieren, sagt der 44-jährige, und über ein Repertoire an gestalterischen Möglichkeiten verfügen, dass es ihnen ermöglicht, ein Gebäude ganz unterschiedlich zu interpretieren. Huthmann: „Es geht darum, das Gebäude kommunizierbar und für jeden erlebbar zu machen.“

Huthmacher und seine Mitarbeiter bieten die Fotoproduktionen potenziellen Interessenten selbst an. Hier stehen Fachzeitschriften an erster Stelle. Durch den späteren Verkauf der Bilder kann der Fotograf günstiger für Architekten kalkulieren. Auf der anderen Seite müssen diese auf die Verwertungs- und Nutzungsrechte verzichten; ausgenommen ist die eigene Verwendung, zum Beispiel für die Homepage, eine Bürobroschüre oder einen Flyer. Huthmann: „Ich arbeite meist mit Architekten, Verlagen und Redaktionen zusammen, wobei jeder einen Teil der Produktionskosten übernimmt.“

Erlebbarer Raum: Einfamilienhaus in Deutschland, foto­grafiert vom Berliner Architekturfotografen Werner Huthmacher (Architekt John Pawson)

Bekannte Architekten haben es leichter

Vor allem unbekannte Büros haben es schwer, mit ihren Werken in die Medien zu kommen. Hier kann die Zusammenarbeit mit einem renommierten Fotografen helfen, einen Abnehmer für die Bilder zu finden. Bekannte Architekten oder spektakuläre Gebäude haben es da leichter. Allgemein gilt: Je interessanter ein Gebäude für die Medien oder die Bauindustrie ist, umso leichter lassen sich die Bilder an Dritte verkaufen. An solchen Aufträgen haben Fotografen ein größeres Interesse; teils fertigen und vertreiben sie sie ohne Kosten für den Architekten, weil sie dafür Honorare von Zeitschriften, Verlagen und Bildagenturen erhoffen.

Dafür brauchen sie andererseits nicht einmal die Zustimmung des Architekten oder Bauherrn. In Deutschland kann jeder im Rahmen der sogenannten Panoramafreiheit (§ 59 Urhebergesetz) die äußere Ansicht von Gebäuden fotografieren und diese Fotos dann kommerziell nutzen. Einzige Bedingung: Die Aufnahme muss von einem öffentlichen Weg, einer Straße oder einem Platz aus gemacht werden. Kommerzielle Nutzung ist nur verboten, wenn das Gebäude ein Kunstwerk ist – also von einem Künstler stammt – oder als Design geschützt ist, wie die Allianz-Arena in München.

Die Meinungen zur Panoramafreiheit gehen unter Architekten weit auseinander: Die einen freuen sich darüber – ist doch jede Veröffentlichung ihrer Arbeit eine kostenlose Werbung. Andere klagen, hier würden Dritte die Früchte ihrer Arbeit ernten.

Nutzungsrechte müssen eindeutig geklärt werden

Wird ein Fotograf mit der Anfertigung von Bildmaterial beauftragt, sollte die Verwendung und Nutzung der Bilder vertraglich geregelt werden. Das einzige Recht, das sich nicht ändern lässt, ist das Urheberrecht. Es verbleibt beim Fotografen bis 70 Jahre nach seinem Tod.

Alle anderen Rechte, wie das zur weltweiten uneingeschränkten Vervielfältigung, zur unbeschränkten Verbreitung und zur unbeschränkten Veröffentlichung, lassen sich vertraglich auf den Architekten festschreiben. Nachteil: Der Fotograf verlangt meist höhere Honorare, weil er auf die Zweitverwertung verzichten muss. Auch hat der Fotograf kein finanzielles Interesse mehr, die Bilder irgendwo anzubieten. Der Vorteil für den Architekten ist jedoch, dass er jederzeit frei über die Verwendung sämtlicher Fotos verfügen kann. Beispiel: Werden die Bilder von der Webseite des Architekten heruntergeladen und erscheinen sie in einer Zeitschrift, kann der Fotograf nicht behaupten, die Bilder seien ausschließlich für die Webseite entstanden; also kann er kein weiteres Honorar fordern.

Ein weiterer möglicher Grund für die Übertragung sämtlicher Nutzungsrechte an den Architekten: Im Allgemeinen kommen derartige Fotos – vor allem die Innenaufnahmen – durch ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Bauherr und Architekt zustande. Dementsprechend ist der Architekt dem Bauherrn auch hinsichtlich der Verbreitung der Aufnahmen und des sensiblen Umgangs verpflichtet. Mit einem „Copyright international“ behält der Architekt zu jeder Zeit die Kontrolle über die Veröffentlichung seiner Projekte.

Sehr wichtig ist die Erklärung des Fotografen, dass die Bilder frei von Rechten Dritter sind – etwa dadurch, dass Personen ohne Einverständnis abgebildet werden.

Architekt Andreas Schmid, verantwortlich für die Fotoproduktionen des Büros Berschneider + Berschneider in Neumarkt/Oberpfalz, hat mit der Übertragung der Verwertungsrechte auf das Büro gute Erfahrungen gemacht: „Wir haben Glück mit unserem Fotografen, da er sämtliche Rechte an uns überträgt. Wenn Zeitschriften oder Buchautoren bei uns anrufen, was relativ oft vorkommt, können wir sofort professionelles Bildmaterial kostenlos zur Verfügung stellen.“ Auch Andreas Hagenkord vom Callwey-Verlag findet diese Regelung besser: „Wir sprechen bei unseren Produktionen zuerst mit den Architekten. Wenn diese dann kostenloses Bildmaterial zur Verfügung stellen, erleichtert das natürlich die Arbeit.“

Um einen Architekturfotografen zu finden, der zum Büro passt, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste: viele Bilder ansehen und den zur eigenen Arbeit passendsten aussuchen. Ein sehr schneller Weg ist die Suche über Freelens, die größte deutsche Fotojournalistenvereinigung. Unter www.freelens.com/fotojob gibt es eine Fotografensuche mit dem Schwerpunkt Architektur.

Der Berliner Architekt Norbert Möhring hat seinen Fotografen im Freundeskreis gefunden. Probleme wegen Nutzungsrechten habe es bei ihm noch nie gegeben, obwohl er mit dem Fotografen ohne Vertrag arbeitet. Möhring: „Das Wichtigste ist doch, dass gute Fotos von den eigenen Projekten entstehen. Sie sind auf lange Sicht das Einzige, was den Zustand des gerade fertiggestellten Gebäudes festhält. Damit sind sie für den Architekten wie ein Zeugnis seiner Arbeit, das er jederzeit und überall vorzeigen kann.“


Weitere Informationen:

Muster-Fotovertrag der Architektenkammer Baden-Würtemberg: www.akbw.de/pubimg/p_m_309.pdf

Michael Heinrich

Basics Architekturfotografie

Praxisnaher Ratgeber mit den wichtigsten technischen Grundlagen, Hinweisen zur Bildanalyse und Tipps für die eigene Arbeit (Taschenbuch)

12,90 Euro, 84 Seiten, Birkhäuser

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