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[ Finanzplanung ]

Immer flüssig

Die Banken sind mit der Vergabe von Krediten vorsichtiger geworden. Umso wichtiger ist für Architekten eine kluge Strategie, um an Geld für die Finanzierung des Büros zu kommen

Von Roland Stimpel

Der Umgang mit Geld ist vielen Architekten weniger wichtig. „Finanzielles liegt an vorletzter Stelle von insgesamt 20  betrachteten Zielen“, stellte der Münchener Architekt Gunnar Gombert nach einer Umfrage bei 478 Kollegen fest (DAB 8/2009, S. 36 ). Aber auch Idealisten brauchen immer wieder Geld – für Start oder Übernahme eines Büros, für dessen Expansion und für die Überbrückung von Engpässen. Ob die Bank hartherzig oder freigiebig reagiert, hängt auch von der richtigen Strategie und Selbstdarstellung des Architekten ab.


Das gilt schon beim Kredit für eine Bürogründung. Tobias Knoll, Kreditexperte bei der Commerzbank in Frankfurt, beschreibt seinen Wunsch-Neukunden: „Er oder sie hat einen soliden beruflichen Hintergrund, Praxiserfahrung und bringt möglichst auch eigenes Geld ein.“ Im besten Fall gibt es bei der Gründung schon Aufträge – wenn nicht, muss ein Büro-Starter plausibel machen, dass er sie bald erhalten wird. Knoll: „Wie ist jemand vernetzt, wie akquiriert er Aufträge, wie agiert er am Markt? All das entscheidet darüber, ob seine Gründung aussichtsreich erscheint.“

Wer als Architekt Kredit haben will, braucht darüber hinaus eine finanzielle Grobplanung, aber kein extrem ausgereiftes Konzept, meint Tobias Knoll: „Wir erwarten vom Kunden keine fertige Finanzierungslösung, sondern erarbeiten sie mit ihm gemeinsam. Er sollte aber wissen, wie viel er für die Anschubfinanzierung benötigt, welche laufenden Kosten er dann hat und wie viel Geld voraussichtlich hereinkommt.“ Dagegen sei es gerade für einen Gründer wenig hilfreich, der Bank seine Büroausstattung als Sicherheit anzubieten, etwa den CAD-Computer. „Equipment taugt wenig – es ist für sich allein ja kein Indiz, dass das Unternehmen auch funktioniert.“

Ein kurzer und ein langer Kredit

Die Gewichte der Bewertung verschieben sich, soll nicht die Gründung eines neuen Büros, sondern die Übernahme eines bestehenden finanziert werden. Hier spielen Größen wie Kunden- und Mitarbeiterstamm, Know-how und Renommee eine wichtige Rolle. Aber hier sollte ohnehin kein Architekt auf eigene Faust den Wert eines Büros zu errechnen versuchen, sondern sich von Experten unterstützen lassen. Sie sitzen in den Kammern und ihren Beratungseinrichtungen selbst oder werden von den Kammern empfohlen.

Wer Gründung oder Kauf eines Büros finanziert, nimmt oft nicht nur einen Kredit, sondern gleich zwei – auf lange und auf kurze Sicht. Großinvestitionen werden mit länger laufenden Krediten finanziert – etwa der Kaufpreis eines Büros oder die Anschaffung teurer Geräte. Derartige Darlehen können Laufzeiten von bis zu 20 Jahren haben. Und sie müssen nicht nur von der eigenen Bank kommen, meint Tobias Knoll: „Hier können auch öffentliche Förderkredite eingebaut werden.“ Etwa die maximal 50 000 Euro „Startgeld“ der bundeseigenen KfW-Bank, die Gründer und Freiberufler in den ersten drei Jahren ihrer Selbstständigkeit zu relativ niedrigen Zinsen erhalten können – vermittelt über ihre Hausbank. Für reifere und größere Büros eignet sich eher der KfW-Unternehmerkredit.

Immer wieder kann aber auch kurzfristiger Kreditbedarf auftreten. Er ist besonders dringend, wenn ein Architekturbüro bereits viel Geld in ein Projekt investiert, aber das Honorar dafür noch aussteht. Dafür kann die Bank auf dem Geschäftskonto einen Kontokorrent-Kredit gewähren – Privatleuten besser bekannt als Überziehungskredit. Ist dafür einmal ein Rahmen geschaffen, bekommt man ihn bei Bedarf sofort und problemlos. Er ist jedoch keine Dauerlösung, denn dafür sind seine Zinsen viel zu hoch – genau wie bei Privatleuten. Ein anderer Weg, solche Engpässe zu überbrücken, ist Architekten in der Regel verschlossen: das Factoring, bei dem man die von Kunden unbezahlten Rechnungen mit Rabatt an ein Unternehmen verkauft, das dann beim Kunden das Geld eintreiben will. Solche Unternehmen kaufen meist nur offene Rechnungen für gelieferte Waren, nicht für Dienstleistungen.

Ein Finanzierungsweg für Anschaffungen führt an der Bank scheinbar vorbei: das Leasing, bei dem zum Beispiel Computer, Büroeinrichtung oder der Dienstwagen nicht gekauft, sondern gegen feste Raten für längere Zeit geliehen werden. Doch genau wie Banken geben auch Leasing-­Firmen ihre kostbaren Güter nur aus der Hand, wenn der Kunde ihnen zahlungskräftig genug erscheint. Und man muss genau nachrechnen: Anzahlung und laufende Raten können niedriger, aber auch weit höher sein als die Kreditkosten bei einem Kauf. Zumal am Ende der Leihzeit das gute Stück weg ist.

„Rechte einfordern“

Interview mit dem Berliner Architekten  Olaf Beutin, der sich im Kundenbeirat der Commerzbank engagiert

Wie kommt man als Architekt in den Beirat einer Bank?

Ich hatte da schon lange mein Geschäftskonto und habe mich um die Mitgliedschaft beworben, als der Beirat 2009 gegründet werden sollte. Die Bank wird so für mich transparenter; ich erweitere mein Wissen über Finanzen und Wirtschaft und lerne ganz neue Leute kennen. Im Beirat sind zum Beispiel eine langjährige Kulturpolitikerin, ein Anwalt, ein Student und andere mehr.

Das bringt ­einen breiten, interdisziplinären Ansatz. Damit viele verschiedene Berufe vertreten sind, bin auch ich als selbstständiger Architekt Beiratsmitglied geworden.

Worüber wird dort konkret beraten?

Wir halten der Bank einen Spiegel vor – wir zeigen ihr, wie ihre Kunden sie sehen. Wir machen konkrete Verbesserungsvorschläge und arbeiten an allgemeinen Regeln. Zum Beispiel an der neuen Kunden-Charta. Da musste ich zuerst an die Charta von Athen denken, aber es geht natürlich um etwas ganz anderes: um Rechte, die wir Kunden bei der Bank einfordern können.

Verstehen Sie viel von Bankgeschäften?

Ich lerne gerade viel. Aber um zu zeigen, wie eine Bank aus Kundensicht aussieht und was man sich von ihr wünscht, ist ein Laienblick vielleicht sogar besser als der eines Bankers.

Und hilft Ihr Architekten-Know-how?

Das kann ich durchaus einbringen. Ich habe im Beirat schon über Mängel an der Inneneinrichtung und Akustik von Bankfilialen berichtet. Und als Freund klarer Strukturen war ich auch mit der Bank-Website nicht rundum zufrieden.

Wie ernst werden Sie genommen?

Durchaus ernst. Unser Gesprächspartner ist der Privat- und Geschäftskundenvorstand Achim Kassow. Er stellt sich auch kritischen Diskussionen und ich habe den Eindruck, dass unsere Anregungen durchaus ernst genommen und auch umgesetzt werden.

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