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[ Angestellte Architekten ]

Versüßte Distanz

Wer viel Erfahrung hat, in einem größeren Wirtschaftsunternehmen arbeitet und männlich ist, kann als angestellter Architekt mit dem höchsten Gehalt rechnen

Von Roland Stimpel

Nach einem alten Klischee ist das Angestelltendasein für Architekten nur ein Durchgangsstadium auf dem Weg zum eigenen Büro. Ältere Angestellte sind danach die Ausnahme, Tätigkeiten bei anderen Arbeitgebern auch. Doch in der Wirklichkeit sieht es genau umgekehrt aus: Die Mehrzahl der Angestellten – stattliche 60 Prozent – ist über 40 Jahre alt; nur 17 Prozent sind unter 35. Und nur die Hälfte der Angestellten arbeitet in Architektur- und Planungsbüros, dagegen 23 Prozent in anderen Unternehmen und 27 Prozent beim Staat. Das ergab die jüngste Umfrage der Architektenkammern von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bei genau 6 114 angestellten Mitgliedern.  Zentrale Ergebnisse der Gehaltsumfrage 2010 erhalten Sie hier.

Beim Staat und in der Wirtschaft leistet man seltener Architekten-Kerntätigkeiten wie Entwurf und Bauleitung. Doch die Distanz dazu wird mit mehr Geld versüßt: Im Mittel verdienen die Angestellten beim Staat 54 000 Euro im Jahr, in der gewerblichen Wirtschaft sogar 64 000, dagegen in Architektur- und Planungsbüros nur 48 000. Dort müssen sich 57 Prozent der Angestellten mit Gehältern unter 40 000 Euro begnügen, bei Staat und Wirtschaft dagegen nur 15 Prozent. Im öffentlichen Dienst dominiert der Gehaltsmittelbau; 70 Prozent verdienen hier zwischen 40 000 und 60 000 Euro. In der Wirtschaft gibt es dagegen bemerkenswert viele gut verdienende Architekten: 45 Prozent haben Brutto-Jahresgehälter über 60 000 Euro, die meisten davon sogar über als 70 000.

Die Gehälter hängen aber auch von der Größe des Büros oder der Unternehmensabteilung ab, in der jemand beschäftigt ist. Wer in einer Menschenmasse arbeitet, hat auch mehr Masse auf dem Konto: Architektur- und Planungsbüros mit mindestens 50 Beschäftigten zahlen 13 000 Euro mehr als solche mit höchstens vier Beschäftigten. In Unternehmen beträgt der Vorsprung in Groß-Abteilungen sogar 22 000 Euro. Und natürlich zählt überall das Alter: Angestellte im Architekturbüro mit mehr als 20 Jahren Berufstätigkeit erhalten 18 000 Euro mehr als Kollegen mit weniger als zehn Jahren Erfahrung. In der Wirtschaft beträgt diese Spanne sogar 28 000 Euro; im öffentlichen Dienst ist sie mit 16 000 Euro am niedrigsten. Und auch zwischen den Geschlechtern gibt es drastische Unterschiede: Beim Staat haben Männer 7 000 Euro jährlichen Gehaltsvorsprung vor Frauen, in Büros 9 000 und in der Wirtschaft sogar 19 000. Allerdings verdienen angestellte Architektinnen in der Wirtschaft im Schnitt immer noch mehr als ihre männlichen Kollegen in Architektur- und Planungsbüros.

Wenig überraschend ist die Verteilung nach Fachrichtungen: Angestellte Hochbau-Architekten arbeiten überproportional oft in Büros, ­dagegen relativ selten beim Staat. Dort wiederum sind die Anteile der Landschaftsarchitekten und vor allem der Stadtplaner besonders groß. Im öffentlichen Dienst arbeiten dagegen kaum Innenarchitekten. Sie sind wiederum in der gewerblichen Wirtschaft besonders stark vertreten.

Wer seinen Jahresverdienst berechnen will, muss neben dem Grundgehalt auch Zusatzleistungen einbeziehen. Ein 13. Monatsgehalt, Weihnachtsgeld und vermögenswirksame Leistungen werden in der Wirtschaft und vor allem beim Staat weit häufiger gezahlt als in Büros. Das Gleiche gilt für Erfolgsprämien. Diese erhält jeder dritte in der geldorientierten Wirtschaft angestellte Architekt, jeder fünfte beim Staat und nur jeder achte in einem Architektur- oder Planungsbüro. Hier ist der Erfolg eher eine ideelle Größe.

2 Gedanken zu „Versüßte Distanz

  1. Sehr geehrter Herr Stimpel,

    ihr Beitrag im Architektenblatt 05/11 zum Thema Jahresgehälter angestellter Architekten enthält eine Falschinterpretation von ihnen. Sie behaupten „zwischen den Geschlechtern gibt es drastische Unterschiede: Beim Staat haben Männer 7.000 Euro jährlichen Gehaltsvorsprung vor Frauen.“

    Dieser Gehaltsvorsprung ergibt sich jedoch nicht durch geschlechterspezifische Unterschiede; kein Tarifvertrag im öffentlichen Dienstrecht unterscheidet zwischen Männern und Frauen. Wohl aber gibt es Unterschiede nach dem Alter im alten BAT-Tarif bzw. dem Dienstalter in den neuen Tarifen des öffentlichen Dienstes. Es kann also durchaus sein, dass die Männer im öffentlichen Dienst im Schnitt einfach nur älter sind bzw. schon länger im öffentlichen Dienst sind als Frauen und sich daraus eine Differenz ergibt.

    Bei statistischen Auswertungen ist es falsch, nur die nakten Zahlen zu betrachten. Qualifizierte Schlußfolgerungen sollten erst gezogen werden, wenn auch die Hintergründe der Zahlen erfasst und interpretiert sind.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dipl. Ing. Architekt Klaus Bührer
    Angestellter im öffentlichen Dienst

    Antworten
  2. Anmerkung der Redaktion:

    Die Statistik nennt die tatsächlich bezogenen Gehälter, nicht die Ursachen für unterschiedliche Bezahlung. Da wir nur über sie berichten, sie aber nicht interpretieren, ist uns unklar, wo eine „Falschinterpretation“ vorliegt. Die von Ihnen genannten Gründe (Männer lebens- oder dienstälter) sind plausibel. Es mag noch der Grund „Männer eher in höheren Positionen“ (warum auch immer) hinzukommen.

    Antworten

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