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[ Verschwommen ]

Baden im Delirium

Rem Koolhaas hat es gerne groß. Denn ins Große passt jeder Widerspruch.

Von Roland Stimpel

Rem Koolhaas, der fliegende Holländer der Weltarchitektur, kachelt gern. „Vorige Woche war ich in Lagos, Mailand, der Schweiz, Rotterdam, London, Los Angeles und Las Vegas schwimmen“, zählte er einmal auf. Plantschen ist Völkerkunde: „Wenn ich ein Land verstehen will, dann muss ich dort nur ins Schwimmbad gehen.“

Wer so viel reist und krault, kommt auch in der Architekturtheorie ins Schwimmen, die seit 40 Jahren aus ihm strömt. Redet Koolhaas über das Einkaufen, dann sieht er je nach Stimmung „Shopping als Symbol und Indikator dafür, was urban ist“ – oder er beklagt „die Fixierung auf pures Shopping“. Nur Venedig ist noch nicht fixiert genug, weshalb Koolhaas jetzt der Fondaco dei Tedeschi ein Kaufhaus mit knallroten Rolltreppen quer durch den Hof verpassen will. „Fuck context!“ ist schließlich sein Motto. Oder doch das Gegenteil? Ein guter Architekt sei nur, wer sich „von den Eigenheiten des Ortes, an dem man baut, inspirieren lässt“. Nach seiner Theorie will Koolhaas „Unsicherheit stiften, nicht mehr auf feste Strukturen zielen“. In der Praxis baut er die starrsten Großstrukturen des Kontinents, etwa im holländischen Almere und am Bahnhof von Lille, wo Weiterentwicklung nur per Abriss denkbar ist. Hauptsache, es ist die von ihm gefeierte „Bigness“. Das ist nicht einfach Größe, sondern „Bigness ist der Ort, wo Architektur so architektonisch und zugleich so wenig architektonisch ist, wie es nur geht“.

Nicht verstanden? Halb so wild; schon vor über 30 Jahren diagnostizierte Koolhaas ein „Interpretationsdelirium“. Es betrifft auch sein Berufsbild: „Eigentlich, denke ich, bin ich Schriftsteller.“ Zum Zweitjob brachte ihn eine überirdische Erscheinung: „Als ich 24 war, ging ich eines Tages auf der Straße und hatte eine Art Lichtvision, dass ich Architekt werden sollte.“ Als solcher kämpft er gegen ein „kleinbürgerliches, altmodisches, reaktionäres Bild von der Stadt“. Weltbürgerlich, zeitgenössisch, futuristisch muss das Stadtbild sein – genau so, wie Koolhaas in seinen seltenen Flug-, Schwimm- und Redepausen wohnt: „In einem viktorianischen Apartmenthaus in London.“

2 Gedanken zu „Baden im Delirium

  1. Ganz großer Artikel.

    Mein ganzes Studium musste ich unter der unreflektierten Huldigung solcher blind aufgeblähten Egos wie dessen von Rem Koohlhaas leiden…typischerweise gingen die huldigenden und avantgardistischen Professoren am Abend auch in ebendiese Stuck behängten Altbauhäuser um wieder etwas zu entspannen…
    Großes Lob an Roland Stimpel auf welche lustige Art und Weise er diese moderne Ikone mal von seinem viel zu hohen Sockel haut!

    Jakob Siemonsen

    Antworten
  2. Ich verstehe wirklich nicht was dieser Artikel soll. Aus jeder Zeile spricht einfach nur das komplette Unverständnis für Koolhaas Beitrag zur Architektur und vor allem dem Verständnis von Stadt. Der Formalismus der Architektur OMAs sei dahingstellt und natürlich ist das nichts für einen klassizistischen Architekten wie Herrn Siemonsen (auch ihr Architekturansatz ist mehr als umstritten).

    Koolhaas und Altbauwohnung sind meiner Meinung nach absolut keine Gegensätze.

    Antworten

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