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[ Standpunkt ]

Vernetztes Denken gefragt

Harald Clausen, Vorsitzender des Ausschusses Planen und Bauen der Bundesarchitektenkammer

In Gebäuden wird fast 40 Prozent der Energie in Deutschland verbraucht. Für Klimaschutz, Energiewende und mehr Nachhaltigkeit ist gerade unser Berufsstand gefragt. Wir bringen unsere Fähigkeit zum komplexen und ganzheitlichen Denken ein: Nutzung von Energie hat mit Technik zu tun, mit dem Nutzerverhalten. Es hat eine wirtschaftliche Dimension und ganz sicher eine gestalterische. Wer sonst als Architekten und Planer könnte all das unter einen Hut bringen?

Wie engagiert wir diese Aufgabe annehmen, zeigt das intensive Interesse an einschlägigen Fortbildungen, Fachtagungen, Publikationen und an dem breiten Angebot unserer Kammern hierzu. Die meisten Architekten und Planer kennen die Notwendigkeit, sich angesichts der rasanten Entwicklung von Techniken und Verfahren auf dem aktuellen Stand des Wissens zu halten, und investieren hierin viel Zeit und Geld – eine Investition in die Zukunft, für die wir die Unterstützung der Gesellschaft erwarten dürfen.

In dieser komplexen Debatte stellt sich die Frage: Ist die EnEV das richtige Instrument für die zukünftige Gestaltung von Energieeffizienz? Qualität ergibt sich nicht schon dadurch, dass Vorschriften abgearbeitet werden. Es ist gut und richtig, wenn sie uns Ziele setzen. Es ist falsch, wenn sie die Wahl der Wege einschränken. Es ist fragwürdig, wenn sie konzeptionelles Denken unterbrechen. Sie ist zu komplex aufgebaut, in ihrer Gesamtheit und ihren Anforderungen zu stark auf technische Details fixiert und führt durch die Vielzahl der Parameter zu uneinheitlichen Ergebnissen. Damit verfehlt sie die politische Absicht. Sie sollte durch ein einfacheres System, das die unterschiedlichsten gesetzlichen Anforderungen integriert, ersetzt werden.

Muss nicht auch hier ein Anreiz bestehen, möglichst weit zu denken? Die EnEV und ihre Vorgaben sind vor allem darauf gerichtet, den Verlust von Energie einzudämmen. Regenerative Quellen können viel mehr bewirken – etwa Solarenergie, ob passiv, thermisch, aktiv oder elektrisch. Defizite alter Gebäude könnten im Quartier ausgeglichen werden. Vernetztes Denken ist gefordert, das regionale Energiepotenziale hebt und neue Elemente – auch im Interesse der Baukultur – einsetzt. Doch der Ehrgeiz dazu und die Mittel dafür fehlen, wenn allein Wärmedurchgangs- und Verbrauchswerte zählen, z. B., um zu einer Finanzierung zu kommen. Warum wird die Einspeisung in ein Netz aus der hauseigenen Fotovoltaik nicht angerechnet? Der Weg zum Aktiv-Haus wird so nicht beschritten.

Reduziert der zu enge Fokus auf die Energie nicht die Suche nach allem, was unsere Gebäude nachhaltig wirksam werden lässt? Nachhaltigkeit umfasst viel mehr als die Energiefrage, nämlich Fragen wie Altersgerechtigkeit, wie soziale Verantwortung, beispielsweise im Gesundheits- und Arbeitsschutz, wie Schall- oder Brandschutz auf einfache und effiziente Weise oder wie den Einfluss auf das Stadtquartier. Unser Berufsstand sollte die Diskussion aktiv führen und jede Anregung nutzen. Das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen des Bundes (www.nachhaltigesbauen.de) bietet hier viele Ideenansätze für eine angeregte Diskussion innerhalb des Planungsprozesses und mit dem Bauherrn über die Energiedebatte hinaus.

Wir sollten gerade jetzt Mut beweisen und uns weiterhin auf das große Abenteuer einlassen: die Suche nach der besten Lösung. Architekten und Architektinnen sind es gewohnt, mit klaren Zielen, aber weitem Rahmen auf eine gründliche Suche zu gehen. Nutzen wir die Chance, mit unseren Projekten und Ideen aktiv einen sichtbaren Beitrag zu einer nicht nur auf Energieeinsparung fokussierten gesellschaftlichen Diskussion zu leisten.

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