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[ Luftdichtheit ]

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Bauen im Bestand, Teil 5: Energetisch sanierte Gebäude sollten so luftdicht ausgeführt sein wie neue – auch wenn das im Bestand komplizierter ist / Von Torsten Bolender

Das Prinzip der luftdichten Gebäudehülle besagt: Die Luftdichtheitsebene ist unterbrechungsfrei über das gesamte Gebäude beziehungsweise den gesamten beheizbaren Gebäudeteil zu führen. Das bedarf schon im Neubau sorgfältiger Planung. Bei einer Sanierung steht der Architekt zusätzlich vor der Aufgabe, Altbausubstanz in die Dichtheitsebene einbinden zu müssen.

Im Sanierungsfall ist es besonders wichtig, sich vorab ein klares Bild von der bestehenden Luftdichtheitsebene zu machen. Wo genau liegt sie und ist sie zugänglich? Wie kann gegebenenfalls der Zugang geschaffen werden, damit man die bestehende und die neue Luftdichtheitsebene sauber und dauerhaft miteinander verbinden kann? Ohne diese Bestandsaufnahme kann es leicht zu Fehlern kommen. Zum Beispiel wird oft irrtümlich die alte Innenverkleidung als Luftdichtheitsebene angenommen und die neu verlegte Dampfbremsfolie, die zugleich als Luftdichtung dient, an dieser verklebt. Um bei dieser Ausgangslage eine unterbrechungsfrei luftdichte Gebäudehülle zu erreichen, muss die Dampfbremse jedoch an der Betondecke angeschlossen werden (Beispiel siehe Bilder 1 bis 3). Sie bildet zusammen mit dem verputzten Mauerwerk der Außenwände die Luftdichtheitsebene im Bestand.

Bild 1: Ausgangssituation vor der Sanierung. Die blaue Linie markiert die für die Sanierung relevante Luftdichtheitsebene im Bestand. Bild 2: Hier wurde die neue Dampfbremse irrtümlich an eine nicht zur bestehenden Luftdichtheits-ebene gehörende Innenverkleidung angeschlossen. Bild 3: Der richtige luftdichte Anschluss zwischen alter und neuer Luftdichtheitsebene muss durch Verklebung auf der Betondecke erfolgen.

 

Dauerhafte Anschluss-Verbindungen

Üblicherweise wird der Anschluss der neuen Dampfbremsfolie mit der vorhandenen Luftdichtheitsschicht durch Verkleben hergestellt. Ob eine solche Verbindung dauerhaft luftdicht bleibt, hängt wesentlich von der Beschaffenheit des Untergrundes ab. Dieser muss bekanntlich eben, trocken, fett- und staubfrei sein. Putz-

untergründe sind daher besonders sorgfältig zu prüfen. Alte Kalk-, Zement- oder Lehmputze mit hohem Sandanteil nehmen zum Beispiel nur geringe Zugkräfte auf. Sie beginnen schon bei der geringsten Belastung, im Bereich der Verklebung abzubröckeln. Hierfür genügt bereits die leichte Bewegung der Dampfbremsbahn, die bei einer Blower-Door-Messung entsteht. Der Untergrund muss deshalb mit einem Primer verfestigt oder neu verputzt werden. Für unebene Untergründe bietet sich ein Glattstrich mit einem Putzmörtel an. Die Verklebung kann aber erst nach Austrocknen erfolgen. Ist noch Restfeuchte vorhanden, ist die Verbindung zusätzlich mit einer Anpresslatte zu sichern. Die Folie lässt sich auch durch Einputzen mit der vorhandenen Luftdichtheitsebene verbinden.

Verlegung von außen

Auf den Zustand des Untergrundes gilt es auch zu achten, wenn bei einer Dachsanierung die Luftdichtheitsebene von außen durch geschlauftes Verlegen der Dampfbremsbahn über die Sparren hinweg hergestellt werden soll. Wird die alte Dämmung ausgebaut, sind sämtliche Nägel zu entfernen, und durch Einbauen einer dünnen Dämmplatte oder eines Nagelschutzes ist eine glatte, saubere Oberfläche für das Verlegen der Dampfbremse zu schaffen. Diese Maßnahme verhindert Beschädigungen der Luftdichtheitsschicht und damit Leckagen. Gleichzeitig entsteht ein geeigneter Untergrund für das Verkleben der Bahnen. Um einen passgenauen und wärmebrückenfreien Einbau der Zwischensparrendämmung zu ermöglichen, müssen bei diesem Verfahren im Eckbereich zwischen Bekleidung und Sparren unbedingt Anpresslatten montiert werden. Dafür eignen sich zum Beispiel die alten Dachlatten.

Sichere Lösung: Durch zusätzliche Anpresslatten kann der Dämmstoff passgenau eingebaut werden.

Ideale Ausgangssituation

Die oben vorgestellten Überlegungen zur Planung, Vorbereitung und Herstellung von Luftdichtheit in Bestandsgebäuden drehten sich nur um Sanierungen im Dachbereich. Denn luftdichtes Bauen im Bestand stellt vor allem beim Übergang zwischen Mauerwerksbau und Leichtbauweise besondere Ansprüche an Planer und Ausführende. Dagegen gibt es beim luftdichten Einbau von Fenstern oder Steckdosen oder bei der luftdichten Installationsdurchführung keine nennenswerten Unterschiede zwischen Alt- und Neubau. Dennoch lohnt es sich, auch unterhalb des Dachs dem Thema Luftdichtheit erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen.

So nicht: Auch hinter Vorwandinstallationen müssen Wände lückenlos verputzt werden.

Eine gängige Definition für Luftdichtheit besagt, dass die gesamte Gebäudehülle so dicht sein muss wie eine gemauerte, verputzte Wand. Doch stößt man in vielen Bestandsgebäuden auf gar nicht oder nur unvollständig verputzte Wände und Schornsteine. Diese Fehlstellen bedeuten Leckagen in der bestehenden Luftdichtheitsebene und können die Dichtheit des fertig sanierten Gebäudes deutlich mindern — es sei denn, sie wurden rechtzeitig bemerkt und behoben. In vielen Häusern verzichtete man beispielsweise auf das Verputzen des aus Fertigteilen errichteten Schornsteins. Stattdessen erhielt er eine Gipskartonverkleidung. Wird diese im Rahmen einer Sanierung entfernt, ist es einfacher, den Schornstein zu verputzen, als eine neue Verkleidung luftdicht auszuführen.

Vielfach unverputzt blieben in der Vergangenheit auch die Mauerwerkskronen. Abgesehen davon, dass dadurch ein ebener Untergrund für den eventuell nötigen Anschluss der neuen Luftdichtheitsebene fehlt, kann dies zu Problemen führen, wenn die betroffenen Mauern aus Hochlochziegeln errichtet wurden: Durch jede Mauerwerksöffnung, wie sie etwa beim Steckdoseneinbau entsteht, kann Luft ungehindert ein- und ausströmen. Daher sollten Mauerwerkskronen stets verputzt werden – auch nachträglich. Da sich der Elektroinstallateur aber nicht darauf verlassen kann, dass dies tatsächlich geschieht, lautet die Vorgabe für ihn: Dosen in sattem Gipsbett einsetzen oder luftdichte Dosen verwenden, um keine Dichtheitsmängel zu riskieren.

Viele Fehlstellen im Putz treten erst im Verlauf einer Sanierungsmaßnahme zutage. Umso wichtiger ist es, dass alle am Bau Beteiligten sensibilisiert sind, auf sie zu achten, und entsprechende Informationen beispielsweise an den Bauleiter weitergeben. Als Grundregel gilt: Wo immer Unverputztes zum Vorschein kommt, dieses verputzen (lassen). Dipl.-Ing. Torsten Bolender ist Vorstandsmitglied im Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen in Berlin

Schritte zu einer luftdichten energetischen ­Gebäudesanierung Planung der Luftdichtheitsebene

  • Durchdringungen und Anschlusslängen auf ein Minimum reduzieren
  • Luftdichtheitsebene im Bestand beschreiben und Verbindungsstellen festlegen
  • Details zeichnen
  • Untergründe prüfen
  • Materialien und Verbindungsarten festlegen
  • Ausführung der Luftdichtheitsebene
  • Verarbeitung überprüfen (zum Beispiel ­Leckageortung mittels Blower-Door-Test)

Weitere ­Fachinformationen

Einen Überblick über die für die Haltbarkeit von Klebeverbindungen wichtigen Rahmenbedingungen gibt die vom Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB) herausgegebene „Risikomatrix Baustoffe“. PDF-Download unter www.flib.de, Rubrik Publikationen.

Teil 7 der DIN 4108 zur Luftdichtheit von Gebäuden gibt erstmals Hinweise, wie in Bestandsbauten auf verschiedenen Untergründen Klebeverbindungen zur Herstellung von Luftdichtheit auszuführen sind. Weitere Details sind von Teil 11 dieser Norm zu erwarten, der sich explizit mit dem Thema Kleben befassen wird. Er wird zurzeit erarbeitet.

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