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[ Technik ]

Die Wärme bleibt drinnen

Neue Unterkonstruktionen ermöglichen die wärmebrückenfreie Befestigung vorgehängter hinterlüfteter Fassaden

Foto: Henke AG
Behördenbau in Nossen: Junk & Reich Architekten entschieden sich beim Neubau des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Nossen bei Meißen für eine vorgehängte hinterlüftige Fassade mit einer Bekleidung aus HPL-Platten. Um das Büro- und Verwaltungsgebäude im geforderten Passivhaus-Standard zu realisieren, wählten die Planer neben einer 260 Millimeter starken Dämmung aus Steinwolle eine wärmebrückenfreie Unterkonstruktion mit Konsolen aus glasfaserarmiertem Polyamid. Das “ Wandwinkelprinzip“ ist ein gewohntes und gut eingeführtes System der Unterkonstruktion. Die Henke AG und die S+T Fassaden GmbH bestätigen als Verarbeiter die guten Montageeigenschaften des Systems. (Foto: Henke AG)

Text: Jan Preuß

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) bieten durch zahlreiche Materialien bei Bekleidungen große gestalterische Spielräume. Zudem gelten sie aufgrund der Hinterlüftungsebene zwischen Bekleidung und Wärmedämmung als bauphysikalisch optimal. Durch den Einsatz beliebiger Dämmstoffdicken sind darüber hinaus U-Werte bis zum Passiv-haus-Standard möglich. Da die Unterkonstruktion stets die Wärmedämmschicht durchdringt, kommt es zu konstruktiv bedingten Wärmebrücken. Bei vorrausschauender Planung und der Verwendung neu entwickelter Lösungen für die Unterkonstruktion lässt sich deren Wirkung allerdings drastisch minimieren.

Für die Planung von VHF gilt die DIN 18516-1 (Außenwandbekleidungen, hinterlüftet), die in der Frage des energieoptimierten Bauens auf die Richtlinie „Bestimmung der wärmetechnischen Einflüsse von Wärmebrücken bei der vorgehängten hinterlüfteten Fassade“ verweist. In dieser Richtlinie ist ein Wärmebrückenzuschlag (∆UWB) festgelegt, der bei der Berechnung des U-Wertes berücksichtigt werden muss. Liegt der Wert unter 0,01 W/(m2K), gilt die Konstruktion als „wärmebrückenfrei“. Er berechnet sich aus dem thermischen Widerstand des Verankerungsgrundes, den Eigenschaften der Unterkonstruktion (Werkstoff, Geometrie und integrierte thermische Trennungen) sowie aus der Anzahl der statisch und konstruktiv erforderlichen Verankerungspunkte.

Diese Kriterien lassen sich mit durchdachter Planung flexibel beeinflussen, indem Folgendes beachtet wird:

Foto: Systea Pohl GmbH
Kindertagesstätte in Köln: Großformatige, sichtbar befestigte Faserzementtafeln prägen die Optik einer neuen Kindertagesstätte in Köln. Im Hintergrund verbindet eine wärmebrückenfreie Unterkonstruktion aus dreidimensionalen und justierbaren Edelstahlstäben die Fassadenkonstruktion und sichert – zusammen mit der 250 Millimeter starken Dämmung aus Mineralfaser – die hohe energetische Qualität der Fassade. Dieses System ist besonders für die Montage großformatiger Fassadenplatten mit sichtbarer Befestigung geeignet, wobei die Edelstahlstäbe die Fest- und Gleitpunkte bilden. Geplant wurde das Gebäude von den Architekten der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln. (Foto: Systea Pohl GmbH)
  • Anzahl der erforderlichen Befestigungspunkte reduzieren
  • Querschnittsfläche der Unterkonstruktion verringern
  • thermische Trennungen zwischen der Unterkonstruktion und dem Verankerungsgrund sowie innerhalb der Konstruktion einsetzen
  • Werkstoffe mit geringer Wärmeleitfähigkeit für die Unterkonstruktion wählen
  • hohe Ausführungsqualität sicherstellen – insbesondere bei der Dämmstoffverlegung und der Anpassung der Wärmedämmung im Bereich der Durchdringungen

Speziell bei den Unterkonstruktionen sind durch intensive Forschung und Entwicklung mittlerweile verschiedene „wärmebrückenfreie“ Systeme mit innovativen Materialien und optimierten Geometrien verfügbar. Die Angebote der Hersteller lassen sich prinzipiell nach drei Konstruktionsarten unterscheiden: Konsolen mit Wandwinkelprinzip, rechtwinklige Wandhalter und dreidimensionale Stabsysteme.

Kunststoff-Konsolen und Edelstahl-Stäbe

Unterkonstruktionen mit Konsolen sind weit verbreitet, weisen hohe Tragfähigkeiten auf und sind bei Fassadenmonteuren gut eingeführt. Um hohen energetischen Standards zu entsprechen, bestehen die T-förmigen Konsolen „wärmebrückenfreier“ Unterkonstruktionen aus glasfaserarmiertem Kunststoff mit sehr niedrigen Wärmeleitwerten.

Seitliche Verstärkungsrippen erhöhen ihre Stabilität und erleichtern das Verlegen der Dämmung. Produktabhängig können unterschiedliche brandschutztechnische Anforderungen erfüllt werden. Ein anderes System besteht aus rechtwinkligen Edelstahl-Wandhaltern mit optimiertem Querschnitt. Zwei integrierte thermische Trennelemente zwischen Verankerungsgrund und Wandhalter sowie zwischen Wandhalter und vertikalem Tragprofil sorgen für einen „wärmebrückenfreien“ Anschluss. Die geringe Anzahl der erforderlichen Wandhalter und ihre einfache Montage machen das System besonders wirtschaftlich. Eine weitere konstruktive Variante sind Stabsysteme aus Edelstahl. Die Stäbe sind einzeln dreidimensional justierbar und sorgen so für eine spannungsfreie und präzise Konstruktion. Ihre niedrige Wärmeleitfähigkeit ergibt sich durch den Werkstoff Edelstahl und den geringen Querschnitt der Stabtragwerke.

Foto: Sto AG
Edelstahl-Wandhalter: „Ventec“ zeichnet sich durch sein schlankes Profil und die Verbindung mit zwei hocheffizienten thermischen Trennungen aus. Das Zertifikat „Wärmebrückenfreier Anschluss“ erhielt die Konstruktion vom Passivhaus Institut, Darmstadt. (Foto: Sto AG)

Neben diesen neu entwickelten „wärmebrückenfreien“ Unterkonstruktions-Systemen gibt es eine Reihe bewährter Alternativen, die für viele Anwendungen die angemessene und richtige Wahl bleiben. Unterkonstruktionen aus Aluminium mit thermischen Trennelementen sind seit Jahren anerkannt und überzeugen durch ihre Vielseitigkeit. Sie erfüllen die zentralen Anforderungen an eine nachhaltige und energieeffiziente Bauweise. Unter ihnen finden sich auch wärmebrückenminimierte Lösungen, wie beispielsweise Fassadenhalter mit Schwertern aus Edelstahl. Ihre einfache und rasche Montage, die exakte Ausbildung und der sichere Brandschutz machen Unterkonstruktionen aus Aluminium nach wie vor zu einer wichtigen Option und häufig zur ersten Wahl.

Jan Preuß ist technischer Mitarbeiter beim Fachverband Baustoffe und Bauteile für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. in Berlin.

Grafik: Systea Pohl GmbH
Grafik: Systea Pohl GmbH

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