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Baukultur und Ökonomie: kein Gegensatz

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Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer. Foto: BYAK

Leser der business- und anlageorientierten Fachzeitschriften sind tendenziell keine regelmäßigen Leser der Architektur- und Raumplanungsmagazine“, so fasste kürzlich das Center for Urban & Real Estate Management (CUREM) der Universität Zürich seine neueste Umfrage zum Medienkonsum in der Immobilienbranche zusammen. Die Umfrageergebnisse, so erfährt man weiter, „zeigen einen Bruch zwischen architektur- und managementinteressierten Personen“. Vor Jahren hätte ich vielleicht gedacht: Klar, das war ja zu erwarten. Baukultur und Ökonomie schließen sich aus. Per se. Heute allerdings wundere ich mich über die Analyse des Schweizer Instituts für Banking und Finance. Dort könnte, sollte und müsste man es schließlich längst besser wissen: Baukultur bedeutet – da gebe ich dem Kritiker Wolfgang Kil recht –, nicht nur dem Schönen, sondern auch dem Guten, sprich: dem Vernünftigen, Wege zu ebnen. Oder, um mit den Worten des Kollegen Gerhard Wittfeld von Kada Wittfeld zu sprechen: „Wir hören immer häufiger von Investoren, dass Architekturqualität ungeheuer wichtig ist.“

Natürlich ist sie das: Städtebau und Architektur waren immer schon ein Imagefaktor für unsere Städte. Und zwar nicht nur für deren kulturelle Bedeutung, sondern auch für die ökonomische: Schließlich ist Baukultur entscheidend für die Identität eines Standorts und damit für seine wirtschaftliche Attraktivität. Und das gerade in Zeiten, in denen unsere mediale Gesellschaft sich der Macht der Bilder kaum noch entziehen und Architektur als räumliche Gestaltungskunst große Gefühle wecken kann, somit also schlagkräftige, weil finanzkräftige Argumente für den Handel liefert. Baukultur ist Standort- und Wirtschaftsfaktor. Weil sie eben – wie bereits zitiert – nicht nur schön, sondern vor allem gut ist. Und das bedeutet, dass Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur und Innenarchitektur hochwertige Gestaltung mit sozialer Funktionalität, geringem Ressourcenverbrauch sowie Wirtschaftlichkeit auf Investitions- und Betriebskostenebene verbinden und damit auch Wertschöpfung generieren.

Baukultur spiegelt unsere Wertvorstellungen. Geiz ist nicht geil. Weil Sie es sich wert sind – dieser Werbespruch allerdings sollte nicht nur in der Kosmetikbranche gelten, sondern jedem mündigen, also interessierten Bürger einleuchten. Bei aller Ökonomie: Ganz umsonst ist Baukultur nun einmal nicht zu haben. Ich rede allerdings nicht (nur) von Finanzen. Vielmehr braucht es Engagement – wie etwa unsere Präsenz auf der Messe Expo Real, auf der vom 6. bis 8. Oktober 2014 die Bundesarchitektenkammer gemeinsam mit zahlreichen Länderkammern auch in diesem Jahr den Berufsstand repräsentiert (siehe Artikel hier). Es braucht Bildung, um Bürger – ganz junge, junge und ebenso die bereits im Leben stehenden – für ihre geplante Umgebung zu interessieren und sie dafür zu begeistern, Verantwortung für eben diese Umwelt zu übernehmen.

Und natürlich braucht es Kolleginnen und Kollegen, die immer wieder unter Beweis stellen, dass Baukultur nicht nur schön, sondern vor allem auch gut und vernünftig ist. Dann liegt, so hoffe ich jedenfalls, der „Baumeister“ bald selbstverständlich neben dem „Aktionär“, und das „Deutsche Architektenblatt“ automatisch neben dem „Börsenblatt“. Und so sollte es auch sein.

Lutz Heese, Präsident der Bayerischen Architektenkammer.

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