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[ Glosse ]

Stinkefinger und Skyscraper

Nicht lesen! Dieser Text strotzt vor Schimpfworten und Beleidigungen

66_Glosse-Artikel

Text: Roland Stimpel

Immer wieder werden Architekten Opfer mieser Beleidigungen. Der böse Lyriker Robert Gernhardt reimte über blinde Wände und deren ungenannten Baumeister: „Sie sehend, denke ich: Das Schwein muss selber blind gewesen sein.“ In einem vergessenswerten Schwulenroman namens „Wintermond“ heißt es: „Hast du dem Arsch gerade auf den Arsch gestarrt? Der studiert auch Architektur.“ Und vor Kurzem ging ein Prozess gegen den temperamentvollen Schauspieler Jürgen Polzin durch die Presse, der seinen Architekten als „Angsthasen“ und „Hampelmann“ bezeichnet hatte. 200 Euro Strafe sollte er zahlen, lehnte aber ab. Das Verfahren schwebt.

Umso ungerechter, dass man Architekten keine Gegen-Beleidigung zugesteht. Das Oberlandesgericht Saarbrücken erklärte einmal die fristlose Vertragskündigung durch einen Bauherrn für rechtens, dem sein Architekt eine „unverschämte und verlogene Art“ und „Delitantismus“ vorgeworfen hatte. (Die dilettantische Schreibweise war nicht der Kündigungsgrund.)

Und alle Welt fiel jetzt über Frank O. Gehry her, weil der eine komplette Pressekonferenz beleidigt haben soll. Als ihn ein Journalist auf die Kritik an Gehrys jüngster Pariser Schöpfung ansprach, hielt der Meister ausführlich den Mittelfinger der rechten Hand in die Höhe. Wir aber müssen Gehry exklusiv in Schutz nehmen: Er hat nur für seine Architektur geworben. Sein Mittelfinger erinnert in seinen Proportionen und seiner 85-jährigen Runzligkeit frappierend an seinen schlanken, munter eingekerbten New Yorker Beekman-Turm. Nur auf dessen Qualität wollte Gehry zur Kompensation der aktuellen Kritik hinweisen.

Das Echo war kräftig. Also könnte Gehry versucht sein, auch weitere seiner Bauten mit Beleidigungs-Gesten vorzustellen, die dann doch keine sind. Zieht er womöglich den Hintern blank, dann ist das nur ein Hinweis auf das Marta-Museum in Herford. Die Andeutung eines Geschlechtsverkehrs im Stehen spielt auf „Ginger und Fred“ in Prag an. Und sollte er auf einer Pressekonferenz eingedrückte Toilettenpapier-Rollen vor sich stapeln und davor einzelne Papierfetzen herabhängen lassen, dann meint er einfach nur Bilbao.

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