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Verbände und Kammern – Ein starkes Doppel

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Der Deutsche Architektentag am 11. und 12. Oktober in Hannover wird von den Kammern getragen, ist aber kein Kammertag. Sondern er ist ein Tag des Berufsstands und dient dessen Positionsbestimmung. Jede und jeder Engagierte ist eingeladen, daran teilzunehmen. Gemeinsame grundsätzliche Interessen sollen hier zum Ausdruck kommen, aber ebenso die Vielfalt der Architektenschaft: Ihre verschiedenen Fachrichtungen, der unterschiedliche Status von Selbständigen und Angestellten, die besonderen Ambitionen und Bedürfnisse einzelner Gruppen.

Viele von ihnen sind in eigenen Verbänden und Vereinen organisiert und können sich in Hannover für deren Belange einsetzen. Das Spektrum ist breit und bunt, und das ist gut so. Aber sind Kammern denn keine Verbände? Bei flüchtiger Betrachtung wirkt der Unterschied manchmal gering. Selbstverständlich setzen sich alle für Baukultur und Berufsstand ein. Aber der Hintergrund ist ein anderer: Verbände sind private Zusammenschlüsse; die Mitgliedschaft ist freiwillig und die Ziele sind selbst definiert. Das ermöglicht ein scharf profiliertes Arbeiten und eine zielgenaue Interessenvertretung der eigenen Mitglieder. Gerade kleinere Verbände können sehr schnell und flexibel agieren und reagieren. Auch in der Diskussion um einzelne Projekte und Planungen brauchen sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Architektenkammern haben einen ganz anderen Hintergrund: Sie erfüllen öffentliche, von Gesetzen definierte Aufgaben. Auch da stehen natürlich Baukultur und Standesbelange weit oben. Aber Kammern und ihre Mitglieder können einander nicht nach Interesse aussuchen, sondern es gibt die Pflichtmitgliedschaft und die Pflicht, qualifizierte Berufsträger aufzunehmen.

Das macht Kammern einerseits besonders stark: Sie vertreten den gesamten Berufsstand. Ihre Doppelstellung als gesetzliche und Mitglieder-getragene Organisationen gibt ihnen auch politisches Gewicht – ablesbar zum Beispiel an den HOAI-Novellen seit 2009 und daran, dass die Bundesregierung unserem Drängen folgend sich jetzt bei der EU klar für die Honorarordnung einsetzt. Andererseits erlegt ihr besonderer Status den Kammern aber auch gewisse Grenzen auf: Sie müssen in Interessenkonflikten zwischen Mitgliedergruppen neutral bleiben. Sie können keine zu forsche Architekturkritik üben, denn immer ist der Plan ja von einem Pflichtmitglied. Auch können sie öffentlich nicht immer unbegrenzt laut sein – zumal unauffällige, leise Politikberatung in Ministerien und Parlamenten oft mehr bewirkt als donnernder Protest.

Gerade die Doppel-Organisation in Verbänden hier und Kammern dort ist aber das Beste, was dem Berufsstand passieren kann. Jede Institution agiert auf ihre Weise, und insgesamt erzeugt das ein breites Spektrum der politischen, öffentlichen und berufsständischen Handlungsformen. Öffentliche Aktionen und diskrete Diplomatie können sich bestens ergänzen, ebenso ein Schwerpunkt auf berufspolitischen Belangen hier und ein stärkerer Fokus auf planerisch-inhaltliche Fragen dort. Denn letztlich geht es ja allen um dasselbe: um das Beste für die Baukultur und damit um bestmögliche Arbeitsbedingungen für diejenigen, die sie professionell tragen. Das dürfte sich auch auf dem Deutschen Architektentag wieder deutlich zeigen. Willkommen also in Hannover!

Tillman Prinz, Bundesgeschäftsführer der Bundesarchitektenkammer.

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