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Im Allraum

Der erste Wettbewerb für Gebäude auf dem Mars war für die Teilnehmer ziemlich irdisch: hochfliegende Ideen, viel Konkurrenz und sehr ungewisse Realisierungs-Chancen

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Milchstraße, beste Lage: Das Eishaus der gleichnamigen Planergruppe konnte den NASA-Wett­bewerb für sich entscheiden. Der ­erste Preis geht damit an ein High-Tech-Iglu, das Architekturqualität und Ortsbezug verbindet und mit Mars-Eis sogar lokales Material verwendet.

Text: Roland Stimpel

Die Höchsttemperatur auf dem Mars ist mit etwa 27 Grad recht gemütlich. Alles andere nicht: Nachts kann es minus 140 Grad kalt werden. In der Luft ist kaum Sauerstoff, dafür umso mehr Kohlendioxid und rostiger Eisenstaub, der in Stürmen um den „roten Planeten“ fegt. Es gibt nur kleine Mengen vereisten Wassers, dafür umso mehr radioaktive Strahlung.

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Bewohnbare Mars-Krake: Den zweiten Platz im NASA-Wettbewerb belegte das Team Gamma um den britischen Architekten Norman Forster. Das modulare System aus aufblasbaren, flexiblen Einheiten erhielt auch den Publikumspreis.

Trotzdem meint die NASA, dort könnten eines Tages Menschen leben. Die Reise mit heutigen Raumschiffen würde sechs bis zehn Monate dauern, und wer sie freiwillig antritt, erwartet am Ziel bestimmt ein gewisses Niveau von Wohnqualität und Baukultur. Darum hat die NASA schon Jahrzehnte bevor vielleicht erste Mars-­Tickets gebucht werden können, einen Wettbewerb für Gebäude auf unserem Partnerplaneten ausgerufen. Die wichtigsten Bedingungen der „3-D Printed Habitat Challenge Design Competition“: Die Baustoffe sollten vor Ort gewonnen werden und per 3-D-Druck von Robotern verarbeitet werden können. So kann ein fertiges Heim die ersten Gäste empfangen, wenn sie die 56 bis 401 Millionen Kilometer weite Reise geschafft haben.

Der Ablauf des Wettbewerbs war ziemlich irdisch: 165 Büros haben sich beteiligt, 30 kamen in die engere Wahl. Als Jury-Kriterien nennt die NASA (in dieser Reihenfolge!) „Architekturqualität, gestalterischen Ansatz, Bewohnbarkeit, Innovation, Funktionalität, Standort-Auswahl auf dem Mars und Herstellbarkeit per 3-D-Druck“.

Selbstverständlich war der Anteil an inter-orbitaler Fachplanung hoch. Den Wettbewerb gewann das „Eishaus-Team“ aus den USA, in dem Astrophysiker und Geologen so viel zu sagen hatten wie Architekten und Designer. Die Gruppe hofft, genügend Eis für einen hochtechnologischen ­Iglu zusammenzukratzen. Dann ist es im Inneren schön hell und leidlich gegen Strahlung abgeschirmt. Und es gibt laut Eishaus-Team „eine Verbindung zur landschaftlichen Umgebung“.

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Fosters Mars-Mission: So stellt sich der technikverliebte Altmeister Norman Foster das Innere seiner Raum-Konstruktion vor. Die einzelnen Module sind in Gruben eingebettet und außen mit dem ortsüblichen Gestein Regolith verkleidet.

Wohnliches aus Regolith

Der zweite Preis ging an ein Büro, das die Erde bereits über weite Strecken bebaut hat: Foster + Partners. Es nahm mit den beteiligten Wissenschaftlern als Team Gamma teil. Im Entwurf graben Roboter auf geeigneten Flächen 1,5 Meter tiefe Löcher und blasen dort Module auf. Drumherum kommen Wände aus dem Marsgestein Regolith. Das Ganze wirkt von draußen wie hohle Marshügel mit kleinen Eingangslöchern. Auch am Innendesign der 93-Quadratmeter-Hütte für je vier Wagemutige könnte noch gefeilt werden. Mit seinen Noppenböden und gerundeten Wänden wirkt es bisher so aufregend wie der Kommandokeller eines Heizwerks der 1980er-Jahre.

Der dritte Preis ging nach Köln. Dem Team „LavaHive“ am europäischen

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Punktlandung: Der dritte Preis ging an die Kölner Gruppe LavaHive. Ihr Entwurf sieht für die Einrichtung der Mars-Immobilie auch die Nutzung des Raumschiffs vor. Dessen Landesystem dient dem recht schlichten Mars-Habitat als Dach.

Astronautenzentrum gehörte kein Architekt an, sondern nur Ingenieure, Materialwissenschaftler, Astrophysiker und Produktdesigner. Sie wollen wie Foster mit Regolith bauen, aber auch Teile des Raumschiffs zum Wohnen verwenden. So soll die Hülle des Landesystems zum Dach für den zentralen Wohnraum werden. Der Entwurf wirkt technisch tief durchdacht. Eine Frage spart er allerdings aus: ob man später mit dem Hausdach auch wieder auf die Erde zurückfliegen kann.

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