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[ Mauerwerk ]

Wirtschaftlich mauern

Typenhäuser als Indikator: In einer aktuellen Studie wurden die Kosten üblicher Wohnungsbau-Methoden zum ersten Mal anhand von Typenhäusern ermittelt.

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Text: Dietmar Walberg

In der aktuellen Studie zum Massiv- und Holzbau hat die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen aus Kiel, eine von der Bundesregierung anerkannte deutsche Bauforschungseinrichtung, die Baukosten von Wohngebäuden der verschiedenen Bauweisen hinsichtlich ihrer Grundkonstruktion und der Außenwände einschließlich aller Einbauteile untersucht. Danach ist der Mauerwerksbau deutlich wirtschaftlicher als Stahlbeton und Holzkonstruktionen.

Um realistische Ergebnisse zu erzielen, wurde ein modellhaftes Gebäude definiert, das für Ein- und Mehrfamilienhäuser typisch ist. Anders als in früheren Untersuchungen, die auf der Auswertung einzelner Gebäude beruhen, basieren die Beispielgebäude auf statistischen Erkenntnissen und allgemeinen Marktbeobachtungen sowie einem umfangreichen und differenzierten Bau- und Kostencontrolling zum Wohnungsbau in Deutschland. Einfamilienhäuser sind demnach hierzulande überwiegend frei stehend und beherbergen eine etwa 146 Quadratmeter große Wohnung mit vier bis fünf Räumen. Typisch für den Mietwohnungsbau ist ein Gebäude mit zwölf durchschnittlich 73 Quadratmeter großen Wohnungen, das der Gebäudeklasse 4 zuzuordnen ist. Durch die genaue Definition dieser repräsentativen Typengebäude wurde erstmals eine einheitliche Bewertungsbasis geschaffen, auf die in Zukunft die gesamte Wohnungs- und Bauwirtschaft für ihre Untersuchungen zu Baukosten zurückgreifen kann. Die Baukostensenkungs-Kommission, die im Rahmen des „Bündnisses für bezahlbares Wohnen und Bauen“ gebildet wurde, hat anhand der Typengebäude bereits gezeigt, wie sich beispielsweise gesetzliche Anforderungen aus der Energieeinsparverordnung auf den mehrgeschossigen Wohnungsbau auswirken. Aber auch andere Nutzer können die Typengebäude für eigene Betrachtungen nutzen. Sie sind öffentlich zugänglich und stehen auf der Website www.arge-sh.de im Downloadbereich jedermann zur Verfügung.

Für die Betrachtung der Baukosten wurden die Mauerwerksbauweisen mit Stahlbeton- und Holzbauweisen verglichen, denn aufgrund des hohen energetischen Anspruchs und der zunehmend gewünschten Nachhaltigkeit spielt die Gebäudehülle eine immer bedeutendere Rolle. Dazu wurden die Typengebäude „Einfamilienhaus“ und „Mehrfamilienhaus“ jeweils in ihren wesentlichen konstruktiven Bauweisen angepasst, sodass sie untereinander sachlich vergleichbar sind. Die Berücksichtigung der Marktanteile ist dabei ein Aspekt. Zwischen 2010 und 2013 entstanden beispielsweise etwa 74 Prozent aller Wohngebäude in Massivbauweise, also aus Mauerwerk oder Stahlbeton. Weiterhin wurden sowohl regionale Abfragen durchgeführt als auch regionale Konstruktionen berücksichtigt. So wird in Süddeutschland häufig monolithisch gebaut, während im Norden zweischalige Außenwände eine gängige Variante darstellen. Zum Vergleich der verschiedenen Wandkonstruktionen wurde eine einheitliche technische Qualität festgelegt, etwa ein gleicher U-Wert, und es wurden die unterschiedlichen Steinarten betrachtet. Kommt Holz bei mehrgeschossigen Wohngebäuden zum Einsatz, werden diese überwiegend in Holztafelbauweise errichtet. Bei Einfamilienhäusern teilen sich die Holztafel- und die Holzständerbauweise den Markt. Gebäude aus Stahlbeton bestehen überwiegend aus Fertigteilen.

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Übersicht der Kostenspannen der verschiedenen Außenwandkonstruktionen
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Prozentuale Aufteilung der Außenwandanteile an den Baukosten

Die deutlich wirtschaftlichste Konstruktionsart für die Erstellung von Außenwänden im Wohnungsbau ist der Mauerwerksbau mit seinen Steinarten Porenbeton, Ziegel, Kalksandstein und Leichtbeton. Im Durchschnitt ergibt sich bei Mehrfamilienhäusern im Gegensatz zu Stahlbeton eine rund elfprozentige Kostenersparnis. Gegenüber Holzkonstruktionen liegt der Kostenvorteil noch mal höher, bei circa 15 Prozent. Im Einfamilienhausbau sind Außenwände aus Mauerwerk im Vergleich zu Betonelementen rund acht bis neun Prozent kostengünstiger, während der preisliche Unterschied zu Holzkonstruktionen etwa elf bis zwölf Prozent zugunsten von Mauerwerk beträgt. Bezogen auf die Kostengruppen 300 und 400, sind die Baukosten bei Holzbau zu Mauerwerk etwa 4,1 bis 4,3 Prozent und bei Holzbau zu Beton rund 1,4 bis 1,9 Prozent höher.

Dietmar Walberg ist Architekt und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. in Kiel.

Mehr Informationen zum Thema finden Sie hier. Hier der Download-Link zur aktuellen Studie.

Weiterführende Literatur zum Thema:

  • Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Walberg, Dietmar; Gniechwitz, Timo; Halstenberg, Michael: „Kostentreiber für den Wohnungsbau – Untersuchung und Betrachtung der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gestehungskosten und die aktuelle Kostenentwicklung von Wohnraum in Deutschland“; Bauforschungsbericht Nr.67, Kiel 04/2015
  • Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Walberg, Dietmar; Brosius, Oliver; Schulze, Thorsten; Cramer, Antje: „Massiv- und Holzbau bei Wohngebäuden“; Bauforschungsbericht Nr. 68, Kiel 01/2015
  • Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Walberg, Dietmar; Gniechwitz, Timo; Schulze, Thorsten; Cramer, Antje: „Optimierter Wohnungsbau“; Bauforschungsbericht Nr. 66, Kiel 08/2014
  • Technische Universität Darmstadt (Hrsg): Carl-Alexander Graubner: „Nachhaltigkeit von Ein- und Zweifamilienhäusern aus Mauerwerk“, Darmstadt 2013
  • Technische Universität Darmstadt (Hrsg); Carl-Alexander Graubner: „Nachhaltigkeit von Wohngebäuden aus Mauerwerk“, Darmstadt 2014

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