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[ Tag der Architektur ]

Das Wohnen der Anderen

Wie bereitet man sich am besten auf den Tag der Architektur vor? Tipps für jetzige und künftige Teilnehmer

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Text: Stefan Kreitewolf
Voyeure, aufgepasst! Das Eindringen in die Privatsphäre der Mitbürger wird legal – allerdings nur für ein Wochenende. Zum Tag der Architektur (TdA, zur Programm-App klicke Sie hier) zeigen am 25. und 26. Juni wieder Menschen, wie sie wohnen und arbeiten. Architekten stehen bereit, um Besuchern den Innenausbau zu erklären, Bauherren geben Tipps bei der Planung. Die jährliche Werkschau demonstriert, welche Chancen im Bauen mit Architekten liegen. Für Bauherren, Architekten und Besucher gibt es indes einiges zu beachten. Zehn Fragen, die es vorab zu klären gilt.

1. Wie bereite ich den Tag der Architektur als Architekt vor?

Bei der Vorbereitung auf den Tag helfen die Kammern. „Das Wichtigste ist aber ein glücklicher Bauherr“, sagt Christof Rose von der Architektenkammer in Nordrhein-Westfalen (NRW). Zunächst sollte also ­geklärt sein, ob der Bauherr einverstanden ist. Besteht Interesse an einer Teilnahme, können Mitglieder der Architektenkammern bis zu einem Stichtag (häufig bereits im Januar) ihr Objekt zur Teilnahme am TdA anmelden. Rose gibt Tipps für Bewerber im kommenden Jahr: „Unverzichtbar sind gute Objektfotos und eine anschauliche Beschreibung.“ Dabei gilt: Das Spektakuläre, Große, Bizarre dominiert bereits an anderen Tagen. Die Architektenkammern wollen den Blick auf alltägliche Aufgaben von Architekten und Bauherren lenken. Schließlich hat der TdA ein klares Ziel: Architektur in den Alltag bringen. „In Hessen gibt es für die ­Bewerbung zur Teilnahme ein Handbuch mit Check­listen, in das die Erfahrungen aus 21 Jahren TdA eingeflossen sind“, sagt Christof Bodenbach von der ­Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.

2. Welches Projekt taugt für den Tag der ­Architektur, welches vielleicht nicht?

„Der Tag der Architektur lebt von der Vielfalt der präsentierten Bauten und Objekte“, sagt Bodenbach. Sehr beliebt seien private Einfamilienhäuser. „Lange Schlangen bilden sich auch vor attraktiven neuen Geschossbauten oder baukulturell bedeutenden Bauten, die neu in Wert gesetzt wurden“, berichtet Rose. Außerdem beliebt: Hausgärten. Doch die Teilnahme am TdA ist nicht nur eine Frage des Könnens, sondern des Dürfens. Während in NRW keine Auswahl unter den eingereichten Ausstellungsobjekten vorgenommen wird, sind in anderen Bundesländern – zum Beispiel in ­Hessen und Bayern – die Hürden für eine TdA-Teilnahme hoch. Dort wählen die Architektenkammern die Projekte aus. Übrigens: Der TdA heißt in Bayern „Architektouren“.

3. Könnte es auch eine Baustelle sein – oder ein längst fertiges Haus?

Das ist ebenfalls von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. In Sachsen und Sachsen-Anhalt werden am TdA geführte Besichtigungen von Baustellen angeboten, in Nordrhein-Westfalen ist das zum Beispiel nicht erlaubt. „Bei uns müssen die Objekte, die am TdA präsentiert werden, zum Anmeldeschluss fertiggestellt sein“, sagt Rose. Eine Ausnahme bilden stadtplanerische und landschaftsarchitektonische Projekte.

4. Wie können Bauherren überzeugt werden, die Pforten zu öffnen?

Sind es Bauherren privater Objekte, so ist die Öffnung für den TdA zumeist ein Gefallen für den Architekten, der an den beiden Tagen für seine Arbeit werben kann. Ein gutes Verhältnis von Bauherr und Architekt ist dafür die Voraussetzung. Denn ein materieller Mehrwert entsteht für die Bauherren in der Regel nicht. Allerdings verspüren viele private Eigentümer einen gewissen Stolz, ihr schönes Gebäude anderen Architekturfans zu zeigen. Für Bauten aus den Bereichen Handel, Handwerk und Gewerbe ist die TdA-Teilnahme eine willkommene Werbeplattform. Öffentliche Bauherren wiederum suchen den Kontakt mit den Bürgern, um die gute Verwendung von Steuergeldern zu präsentieren.

5. Wer haftet bei Schäden im und am Gebäude?

In der Regel haftet der Verursacher des Schadens mit seiner Haftpflichtversicherung. Es ist auch üblich, Haftungsfragen im Vorfeld abzuklären. Damit es gar nicht erst so weit kommt, können teilnehmende Architekten vorsorgen: Sie sollten ihre Bauherren bitten, Wertgegenstände und zerbrechliche Güter aus den Ausstellungsbereichen zu entfernen.

6. Sollen sich Besucher zur Besichtigung ­anmelden?

Eine Anmeldung zur Besichtigung ist nicht nötig. „Das passt nicht zum Konzept der offenen Tür und ist somit nicht erwünscht“, sagt Rose. Es ist aber möglich, in den Veröffentlichungen darauf hinzuweisen, dass die Besichtigung eines Objekts nur im Rahmen der angegebenen Führungen und Zeiten möglich ist und dass diese mit einer begrenzten Personenzahl stattfinden. „Der besondere Charme des TdA besteht darin, interessante Bauwerke vor Ort mit den Architekten, den Bauherren und anderen Besuchern zu besichtigen“, sagt Bodenbach. Viele Besucher seien deshalb TdA-Stammgäste.

7. Brauche ich Material zur Präsentation?

„Viele Architekten bringen Planzeichnungen oder Konzeptdarstellungen mit, anhand derer sie die Struktur des Bauwerks erläutern“, berichtet Rose. Bei Arbeiten im Bestand seien Vorher-Nachher-Fotos sinnvoll. B­odenbach pflichtet dem bei: Gerade bei Umbauten seien Bilder vom Urzustand ungemein hilfreich, um die Leistungen der Architekten deutlich zu machen. „Architekten, die gezielt potenzielle Bauherren für sich interessieren möchten, legen auch Bürobroschüren aus oder stellen eine kleine Ausstellung eigener Arbeiten zusammen“, sagt Rose. Durch diese Vorarbeit haben Architekten eine umfassende und fundierte Projektdokumentation. Außerdem unverzichtbar: Visitenkarten und Flyer, die vor Ort verteilt werden können.

8. Was, wenn der Andrang zu groß ist?

Egal was passiert, das oberste Gebot lautet: Ruhe bewahren. „Je besser man sich im Vorfeld vorbereitet hat, desto einfacher bekommt man eine schwierige Lage in den Griff“, sagt Rose. Außerdem ist es hilfreich, mit mehreren Personen vor Ort zu sein, um die Besucher angemessen zu betreuen, Führungen mit Kleingruppen anzubieten und Wartenden die Zeit zu versüßen.

9. Wie identifiziere und binde ich potenzielle neue Bauherren?

Potenzielle Bauherren zeigen meist ein detaillierteres Interesse an einem Objekt und stellen häufiger Fragen. Für den Architekten ist es allerdings bereits ein Erfolg, dass ein potenzieller Bauherr sein Objekt für eine Besichtigung ausgewählt hat. „Vor Ort muss der Architekt mit einem sympathischen Auftritt punkten, der zugleich Kompetenz, Seriosität und Souveränität vermittelt“, sagt Rose.

10. Welche Nachbereitung ist sinnvoll?

Architekten sollten nach dem TdA das Gespräch mit dem Bauherrn suchen und aufkommende Fragen klären. Eine Bilddokumentation der Veranstaltung auf der eigenen Internetseite ist werbewirksam, genauso wie eine mögliche Nachberichterstattung in den Medien – lokal, regional oder überregional. Außerdem sollten Kontakte mit neuen Bekanntschaften und potenziellen Bauherren gepflegt werden.

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