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[ Glosse ]

Bau den Beat

In der Popmusik spielt man Stars von gestern authentisch nach. Warum nicht auch in der Architektur?

066-glosse
Original: Wolfgang Bachmann

Nun spielen sie wieder. Led Zeppelin, Pink Floyd, Queen, Deep Purple, Supertramp. Natürlich die Beatles. Es sind Coverbands, es gibt sie dutzendfach. Einige versuchen, die Musik ihrer Vorbilder so originalgetreu wie möglich wiederzugeben, unterstützt von hoch entwickelter Software, andere leisten sich spielfreudig eine freie Interpretation. Die Darsteller von Elvis und Michael Jackson wirken oft wie vom Kostümverleih, aber es gibt einen linkshändigen Paul McCartney, der, dem Beatle zum Verwechseln ähnlich, seinen Fender-Bass zupft. Die neuen Bands spielen in großen Hallen oder open air, für ihr Equipment brauchen sie einen Sattelschlepper, auch die Eintrittspreise entsprechen inzwischen denen der Originale. Das Publikum ist immer älter als die Musiker. Es kommt in seinen alten Fan-Shirts und kann alle Texte mitsingen. Too old to rock ’n’ roll, too young to die? So schnell gibt man seine Jugend nicht her, die Musik, das Lebensgefühl von 1960, 70, 80.

Jetzt zur Architektur. Hier ist es verpönt, sich an die Bauweise eines Altvorderen anzulehnen. Abkupfern nennt man es verächtlich, wenn sich jemand von einem Kollegen inspirieren lässt. Baut jemand eine Villa im Stile David Gillys, rufen die Kritiker „Verrat“. Entdecken sie bei einem Wettbewerb Ähnlichkeiten mit einem vorhandenen Gebäude, freuen sie sich wie über die Entschlüsselung des Da-Vinci-Codes. Auch die Architekten selbst wachen über ihre Einfälle. Tribute-Bands gibt es in der Baubranche keine. Höchstens einen Büronachfolger, der sich jahrelang wie Wisniewski als Scharoun bemüht. Eigentlich schade. Wir kennen hinreißende Architekturen, die man gerne an anderem Ort wiederholt sähe. Haustechnisch und energetisch auf dem neuesten Stand, ohne Bauschäden. Um Einzel­gebäude geht es dabei nicht – es wäre lächerlich, die Elbphilharmonie im Maßstab eins zu fünf in Iserlohn zu wiederholen. Es geht um Haltungen, vielleicht um eine Werkgruppe, die ein talentierter Vorfahr in Jahrzehnten gebaut hat. Manche Revival-Büros würden ihren Helden präzise nacharbeiten, andere eher etwas variieren. Das wären ArchitekTouren: Ladies and gentlemen, please welcome the immortal XX!

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