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[ Corona-Tagebuch #3 ]

Studium im Corona-Modus: Rein ins Experiment!

Das präsenzfreie Studium wird vieles auf den Kopf stellen. Darin aber sollte man nicht eine Bedrohung sehen, sondern eine riesengroße Chance. Digital kommunizieren und entwerfen: Wann, wenn nicht jetzt!

Studium: Corona als Chance?
Der Laptop begleitet uns jetzt rund um die Uhr. Mit seiner Hilfe bleiben wir im – wenn auch virtuellen – Gespräch.

Von Fabian P. Dahinten

Kurse zum Umgang mit Software laufen seit den 90ern unter der Überschrift „Neue Medien“ – bis heute. Der 6B-Bleistift und die Skizzenrolle: alternativlos – weiterhin. Denn da der Rechner doch eh meist nur ein Wirrwarr  an Linien und Schraffuren ausspuckt, soll doch bitte weiterhin auch die saubere Handzeichnung her. Und die 3D-Drucker? Nun ja, auch die werden eher als Bedrohung für Modellbau-Genies gehalten als für eine Bereicherung … Experiment? Nein, danke.

Das ist überspitzt formuliert, natürlich. Und doch ist die die Haltung vieler Architekturhochschulen in Deutschland zum Thema Digitalisierung damit nicht ganz falsch umschrieben.

Digitalisierung als Chance in der Corona-Krise

Was hat das mit Corona zu tun? Ganz einfach: Die Krise könnte, so sehr sie für viele eine bedrohliche Situation darstellt, für manche auch eine Chance eröffnen. Die der Digitalisierung nämlich – und die des Abbaus damit noch immer verbundener Vorbehalte und Berührungsängste. Gerade für Architekturhochschulen könnte sich, so glaube ich, das präsenzfreie Semester als hilfreicher Anstupser, um nicht zu sagen, als Tritt in den Hintern hin zum digitalen Glück erweisen.

Dabei muss man zunächst einmal unterscheiden – zwischen der digitalen Kommunikation auf der einen und dem digitalen Entwurfsprozess auf der anderen Seite. In der aktuellen Lage hat das erste, die digitale Kommunikation, oberste Priorität. Präsenzfrei studieren können wir ja nur mit Hilfe digitaler Kommunikation. Selbst eine der direktesten Form des Miteinandersprechens, das Telefonieren, ist ja längst ohnehin fast vollständig digitalisiert. Aber dabei wird – und sollte – es nicht bleiben.

Entwurf, Scan, Korrektur, Scan …?

Mal ein typisches Szenario: Ich erstelle eine Entwurfsskizze, scanne sie ein, schicke sie meinem Professor per E-Mail. Der druckt sie aus, skizziert und korrigiert von Hand darüber, scannt wieder ein und schickt mir den Scan zurück. Was ist daran unsinnig? Nichts gegen die Handskizze, damit darf es auch weiterhin ruhig anfangen. Aber wie wäre es, wenn der Professor den Scan nicht von Hand, sondern mit einem digitalen Stift überarbeitet?

Siehe da, das wäre er schon: der Einstieg in die Welt zwischen analog und digital! Ein Paralleluniversum, in dem sich meiner Beobachtung nach die Studierenden ja auch schon lange befinden. Denn wer bitte skizziert noch alles von Hand, um es dann im Rechner nur noch fix nachzuzeichnen? Keiner. Bei mir persönlich ist es jedenfalls so: Der Entwurf bewegt sich schon seit langem immer zwischen „Volldigital“ und Hyperanalog“. Doch Korrekturen sahen bisher in den meisten Fällen noch sehr analog aus.

Freude am Experiment beim präsenzfreien Studium

Aber bitte nicht falsch verstehen: Ich will die digitale Kompetenz aller Professor*innen und Architekturschulen nicht gänzlich oder gar pauschal in Zweifel ziehen. Ich glaube aber: Es gibt deutlich mehr Potenzial als bisher genutzt wird. Und da könnte dieses Semester richtig große Chancen bieten. Niemand startet es mit zu großen Erwartungen. Die meisten werden heilfroh sein, wenn man einen halbwegs intakten „Basisbetrieb“ hinbekommt. Das ist eine realistische Erwartungshaltung – die aber vielleicht ja die Köpfe öffnet für den Erfolg des Experiments, das ”präsenzfreies Studieren“ ja auf jeden Fall ist.

Alle ahnen ja schon: Jetzt gilt es! Für die sonst eher zurückhaltende IT-Abteilung, für die noch Bedenken tragende Hochschulleitung, für die teils skeptische Professorenschaft. Aber ich beobachte, dass sie nun alle plötzlich Wege freimachen für neue Programme und alternative Kommunikationsplattformen.

Weil, und das ist das Schöne, es ja auch Freude machen kann, Neues auszuprobieren. Herrlich zu beobachten etwa in den Videokonferenzen, in denen wir uns in den letzten Wochen alle tummeln mussten: Das Spiel mit den individuell einstellbaren Hintergrundbildern begeistert alle, wirklich alle aus allen Generationen, Positionen und Gruppen. Es geht also los: Rein ins Experiment!

 

Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.


Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch

Und wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder -Lehrende? Wie reagiert ihr auf die Krise? Was macht die aktuelle Situation mit euch und der Lehre? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@planetc.co

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