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Systematisch gestalten

Unterstützung bei der Farbauswahl: Fächer, Mappen, Kataloge, Boxen, Atlanten und digitale Angebote helfen.

01.05.200914 Min. Kommentar schreiben

Sylvia Goergen

Der Mut zur Farbe in der Architektur hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, mehr und mehr wird die Gestaltung von Fassaden auch von kräftigen Farben geprägt. Die Entscheidung für eine bestimmte Farbgebung ist bei Gebäuden mit einer besonderen Verantwortung verbunden. Sie muss nicht nur viele Jahre bestehen, sondern wird auf den meist großen Flächen auch besonders beachtet.

Für eine professionelle Farbgestaltung ist es jedoch notwendig, dass eine ausreichende Anzahl und Auswahl an Farbtönen verfügbar ist. Sind diese Farbtöne systematisch angeordnet, handelt es sich um ein Farbsystem. Die Systematik dient der Übersichtlichkeit und damit dem schnellen Auffinden bestimmter Farben. Ferner hilft sie bei der Erstellung von Farbkonzepten. Damit reduziert sich nach einer relativ kurzen Einübungsphase die Zeit für das Zusammenstellen der Farben erheblich. Denn auch wenn die farbige Gestaltung von Fassaden wichtig ist, wird sie oft nicht in entsprechendem Maße vergütet. Anwender haben die Möglichkeit, zwischen den unabhängigen Farbsystemen RAL und NCS und den Systemen der Farbenhersteller zu wählen.

RAL: System für die Architektur

Mit dem Begriff RAL-Farben werden in erster Linie die klassischen RAL-Farben mit den vierstelligen Farbnummern in Verbindung gebracht (RAL Classic). Sie bilden eine historisch gewachsene Farbsammlung und sind für eine Farbgestaltung daher nur bedingt geeignet. Speziell für architektonische Gestaltungen wurde deshalb das „RAL Design“-System. 2007 kam „RAL Effect“ dazu, das weitere Farben und insbesondere Metallictöne enthält. Allein das Designsystem umfasst in der aktuellen Version 1 625 Farben. Es basiert auf einem international in der Farbmesstechnik verwendeten mathematischen Farbraum. Angeordnet sind die Farben nach den Kriterien Farbton, Helligkeit und Buntheit. Die Messwerte für diese Farbeigenschaften ergeben die siebenstellige Farbnummer.

Der durch die Farben dieses Systems ausgefüllte Farbraum bildet einen asymmetrischen Farbkörper. Begrenzt wird er nach oben durch ein neutrales Weiß und nach unten durch ein neutrales Schwarz. Auf den dazwischen liegenden Helligkeitsebenen sind die Farben ihrem Buntton nach in einem Farbkreis angeordnet. Ihre Buntheit nimmt vom Mittelpunkt (C = 0) nach außen hin zu. Für das „Design“-System typisch ist, dass jeder Buntton seine maximale Buntheit bei einer bestimmten Helligkeit erreicht.

Um anhand einer Farbnummer zu erkennen, welche Farbe sich dahinter verbirgt, ist es lediglich erforderlich, sich einige Anhaltspunkte zu merken: Der Buntton verläuft von Rot (000 bzw. 360) über Gelb (090) und Grün (180) nach Blau (270) zurück zu Rot (360 beziehungsweise 000). Die Helligkeit reicht vom Minimum bei Schwarz (0) bis zum Maximum bei Weiß (100). Die Buntheit ist bei den Grautönen gleich 0 und kann je nach Buntton verschiedene Maximalwerte annehmen.

Als Arbeitsmittel stehen der Atlas und ein Farbfächerset zur Verfügung. Für Farbzusammenstellungen gibt es jeden „Design“-Farbton auch als einzelne Farbbögen in den Größen DIN A4 oder DIN A6. Das Fächerset enthält bereits eine Vorsortierung nach Helligkeitsstufen. Das ist dann vorteilhaft, wenn Farben gleicher Helligkeit miteinander kombiniert werden sollen. Stehen andere Gestaltungskriterien im Vordergrund, ist das gezielte Auffinden bestimmter Farbtöne schwierig.

NCS: Werkzeuge zur Farbtonwahl und Präsentation

Das aus Schweden stammende „Natural Color System“ (NCS) umfasst aktuell 1 950 Farbtöne. Bis 1979, als  der erste Farbatlas erschien, gab es kein vergleichbares hertstellerneutrales Farbsystem. NCS basiert auf den sechs „Elementarfarben“ Gelb, Rot, Blau, Grün, Schwarz und Weiß. Die vier bunten Farben sind als Farbkreis angeordnet. Schwarz und Weiß bilden die Endpunkte einer Geraden, die durch den Kreismittelpunkt führt. Zusammen stellen sie einen  Doppelkegel dar, der den Farbraum des NCS-Farbsystems abschließt. Alle Farben werden gemäß ihrer Ähnlichkeit zu den Elementarfarben bezeichnet. Dazu wird zunächst die Position des Farbtons auf dem Farbkreis angegeben, zum Beispiel Y90R als ein Gelb mit 90 Prozent Rotanteil. Weitere Eigenschaften sind der Schwarz- und der Buntanteil. So ergibt sich zum Beispiel die Farbbezeichnung NCS S 1050-Y90R, eine gelbe Farbe mit 10 Prozent Schwarzanteil, 90 Prozent Buntanteil und 90 Prozent Rotanteil. Auf diese Weise können alle Farben beschrieben werden, auch die, die nicht abgebildet sind.

Der Farbkörper des NCS hat eine festgelegte symmetrische Form (Doppelkegel). Die buntesten Farben liegen hier auf dem Rand des Doppelkegels, also auf einer Ebene, unabhängig von ihrer Helligkeit. Dadurch lässt sich die dreidimensionale Struktur gut einprägen. Nur die Abfolge der Farbtonbezeichnungen muss erlernt werden, denn anstatt Y90R könnte es theoretisch auch R10Y heißen. Ein Gelb kann im NCS immer nur einen Rotanteil haben, keinen Grünanteil. Ein grünliches Gelb ist vereinbarungsgemäß ein Grün mit einem hohen Gelbanteil. Rot kann unterschiedliche Blauanteile, Blau verschiedene Grünanteile und Grün verschiedene Gelbanteile enthalten. Grundsätzlich ist immer zu beachten, dass es sich hier um Farbtonbeschreibungen handelt und in keinem Fall um Mischrezepturen.

Mit einiger Übung können alle möglichen Farben beschrieben werden und es ist auch eine Kommunikation mit anderen NCS-geübten Personen möglich – allerdings mit eingeschränkter Genauigkeit. Kommt es darauf an, sind Farbmuster unerlässlich. Des Weiteren ist eine umfangreiche Auswahl an Arbeitsmitteln verfügbar: Neben dem Atlas gibt es das Album mit größeren und herausnehmbaren Farbmustern im Format DIN A9, die beide den Systemaufbau zeigen.

Zum Atlas sind Masken in Schwarz, Weiß und Grau erhältlich, außerdem Farbtonfächer mit vollflächiger Farbdarstellung. Das auch als NCS-Block bekannte Hilfsmittel gibt es wahlweise nach Buntton oder Nuancen geordnet. Am häufigsten wird jedoch der NCS-Index verwendet – ein Übersichtsfächer mit allen 1 950 Farben. Die als Streifen aufgebrachten Farbmuster sind nach Buntton, dem Farbkreis folgend, angeordnet. Eine Beschreibung des Systems und Hinweise zu Farbkombinationen komplettieren den Inhalt. Für Präsentationen oder zur Kontrolle der Farbauswahl sind alle Farbtöne als größere Muster in den Formaten DIN A6 oder DIN A4 erhältlich.

Brillux-Scala: Ergebnis eines Systemvergleichs

2001 präsentierte Brillux sein Farbsystem Scala erstmalig. Nach nun über acht Jahren wird im Frühsommer dieses Jahres eine überarbeitete und erweiterte Version erscheinen. Durch 210 neue Farbtöne sind dann insgesamt 1 514 Farben enthalten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Farben, die sich für die Fassaden- und Innenraumgestaltung eignen.

Die Farben sind nach Farbton, Sättigung und Helligkeit geordnet und bilden so einen dreidimensionalen Farbraum. Die 32 verschiedenen Farbtöne ergeben dabei jeweils eine Farbtonfamilie, die ihren Farbton in verschiedenen Sättigungs- und Buntheitsvarianten enthält. Ausgangspunkt der Entwicklung dieses Systems waren eine kritische Analyse, Bewertung und der Vergleich der Farbsysteme Munsell, CIELab, NCS und RAL Design. Daraus ist ein neuer, metrisch erfasster, systematischer Farbraum entstanden.

Neu ist eine Farbbox mit zwei Fächern, von denen das eine helle und das andere dunkle Farben enthält. Diese Box ist vielfältig einsetzbar und eignet sich besonders für den mobilen Einsatz, um alle Farben immer dabei zu haben. Größere Farbmuster finden sich in der Farbmusterbox, die mit einer Grundausstattung von circa 400 Farben im Format DIN lang, analog einem Briefumschlag, aufwartet. Dabei sind vor allem Farben für Fassaden und Innenräume berücksichtigt worden. Beigefügte fotorealistische Darstellungen von Fassaden und Innenräumen auf teilweise durchsichtigen Folien sind besonders für Präsentationen von Farbvorschlägen für Bauherren geeignet.

Einzelne Farbmuster, auch von allen anderen der 1 514 Farben, liefert der Musterservice praktisch über Nacht. Für die Bemusterung oder auch Präsentationen sind alle Farben als DIN-A4-große Einzelmuster erhältlich. Absolute Individualisten können zunächst eine leere Box, nur mit Registerkarten ausgestattet, erwerben, um diese dann nach und nach mit den eigenen Farben aufzufüllen. Wer gerne Unterstützung bei der Wahl der Farben annimmt, greift auf verschiedene Auswahlfächer zurück, die praxiserprobte Farben für verschiedene Anwendungen enthalten, zum Beispiel für „Fassade und Detail“.

Caparol 3-D-System plus: korrespondiert mit RAL

1999 präsentierte Caparol das Farbsystem „3D“, das – ebenso wie das „RAL Design“-System – auf dem mathematischen Farbraum basiert.  Die ursprünglich 1 162 Farbtöne wurden mittlerweile auf 1 350 aufgestockt und das System heißt nun Caparol 3D-System plus.

Die Farbtöne werden mit den farbmetrisch ermittelten Werten für Helligkeit, Sättigung und Farbton bezeichnet. Dadurch korrespondieren sie mit dem „RAL Design“-System, das die gleichen Eigenschaften in seinem Farbcode verwendet – nur in anderer Reihenfolge. Die einzelnen Farbtongruppen werden als Farbfamilien bezeichnet und haben neben der Farbnummer auch einen beschreibenden Namen, der eine schnelle Assoziation zur Art des Farbtons hervorruft. Der Farbkreis ist in 360 Winkelgrade eingeteilt, deren Ausgangspunkt der 12-Uhr-Position entspricht. Die Abfolge der Farbfamilien erfolgt dann auch im Uhrzeigersinn (RAL Design: Beginn bei 3 Uhr, Abfolge entgegen dem Uhrzeigersinn).

Als Arbeitsmittel steht eine Übersicht zur Verfügung, die alle 1 350 Farbtöne zeigt und als Faltprospekt oder Poster für die Wand erhältlich ist (3D-System plus Card). Vorrangig kommt auch hier –wie bei fast allen Systemen – der Farbfächer (3D-System plus BLOCK) zum Einsatz, der alle Farbtöne in handlicher Form beinhaltet.

Die Farben werden in der Abfolge des Farbkreises aufgeführt, was eine gute Orientierung gewährleistet. Neben den Farbbezeichnungen wird dargestellt, welche Farbqualitäten jeweils lieferbar sind. Akzent- und Metallicfarbtöne in glänzender Ausführung sind am Ende des Fächers aufgelistet und erlauben eine Farbauswahl für Bauelemente wie Fenster und Türen. Das 3D-System plus BOX 3 schließlich enthält neben Einzelmustern aller Farbtöne auch ausgewählte Farbtöne in verschiedenen Oberflächenstrukturen. Damit kann bei der Beratung der Einfluss von Oberflächeneffekten auf die Farbgebung eindrucksvoll demonstriert werden.
Sikkens 4041 Color Concept:

Farben und hilfreiche Details

Bereits seit 1978 gibt es das ACC-System. Es beruht – wie RAL Design und das Caparol 3D-System – auf farbmetrischen Grundlagen. Die als Farbkreis angeordneten Farbtöne sind dabei mit einem von 24 Buchstaben von A bis Z gekennzeichnet, kombiniert mit einer Ziffer von 0 bis 9. Das heißt, der Farbkreis ist in 24 Segmente unterteilt und hat dazu jeweils zehn Unterstufen. Er beginnt mit Rot (A) bei 12 Uhr und verläuft dann im Uhrzeigersinn über Gelb, Grün und Blau zurück zu Rot. Die zweite Farbeigenschaft, die Sättigung, wird mit einer Zahl zwischen 00 und 99 angegeben. Dabei sind die Farben mit Sättigung 00 die Unbunten von Schwarz nach Weiß, bilden also die Grauachse. Diese spiegelt auch die dritte Farbeigenschaft, die Helligkeit, wider. Die Helligkeit wird ebenfalls mit einer zweistelligen Zahl von 00 bis 99 benannt, wobei 00 absolutes Schwarz und 99 ein ideales Weiß bedeuten. Durch dieses System können alle möglichen Farben bezeichnet werden.

Für die Architektur ist die Kollektion „4041 Color Concept“ mit 1 624 Farben und Bezeichnungen nach dem ACC-System konzipiert. Der alle Farben umfassende Fächer ist mit einer robusten Aluminiumhülle versehen, die den Fächer bestmöglich schützt und ihn unverwechselbar macht. Die einzelnen Fächerseiten sind nicht durch eine Schraube miteinander verbunden, sondern ein flexibles Gummiband ermöglicht es, die Fächerseiten auch nebeneinander zu legen und bei Bedarf ganz zu entnehmen.

Als weiteres sinnvolles Detail ist eine Maske integriert, mit der die Farben wahlweise in weißem oder schwarzem Umfeld betrachtet werden können. Alle 1 624 Farben können auch als Einzelmuster in DIN A5 bestellt werden. Gesammelt im eigens dafür gedachten Archivordner, entsteht so nach und nach eine eigene individuelle Kollektion. Der Archivordner enthält zudem einen Index über die Verfügbarkeit von Produkten in den jeweiligen Farben.

Wem diese Auswahl an Farben nicht reicht, der kann auf die Sikkens ACC Color Map zurückgreifen, eine tischfüllende Mappe mit 6 000 Farben aus dem ACC-System. Das Vergleichen von Farbmustern mit Farben in der Color Map wird durch eine Lochstanzung erleichtert und unterschiedliche Abdeckmasken ermöglichen eine selektierte Betrachtung einer oder mehrerer Farben.

StoColor: System voller Möglichkeiten

Seit über 25 Jahren gibt es das Farbsystem der Firma Sto, seit 2001 ist die dritte Generation auf dem Markt. Die Farbtöne im „StoColor System“ sind mit einer fünfstelligen Nummer bezeichnet, die immer mit einer 3 beginnt. Die zweite Zahl gibt den Farbtonbereich an, also Gelb, Orange, Rot, Violett, Blau oder Grün. Sinnvollerweise stimmt diese Codenummer mit der nur allzu bekannten RAL Classic Farbtoneinteilung überein. Die weiteren Nummern bezeichnen die zu jedem Farbbereich gehörende hellklare Farbtonreihe, zwei Verhüllungsreihen, eine Schattenreihe und eine dunkelklare Farbtonreihe. Damit ist neben einer durchgehenden Systematik auch gleichzeitig eine Klassifizierung der Farbtöne gegeben, die bei der Erstellung von Farbkonzepten hilfreich ist.

Die Auswahl an Arbeitsmitteln ist sinnvoll und ausreichend. Zunächst gibt es eine Farbtonmappe mit 800 Farbtönen, davon 28 Grautöne, die einen schnellen Überblick gestattet. Ein Farbtonfächer, untergliedert in sechs Farbbereiche, enthält ebenfalls alle Farbtöne. Die Gliederung durch auffallende Zwischenblätter macht die Orientierung einfach. Durch die kompakte Form und die Schutzhülle aus Kunststoff ist der Fächer besonders als Handwerkszeug vor Ort geeignet. Für die Zusammenstellung der Farben ist die Farbtonedition – eine praktische Fächerbox – zu bevorzugen.

In den sechs Fächern ist jede der 800 Farben als Einzelblatt enthalten, sodass beliebige Farbkombinationen möglich sind. Auf der Rückseite jedes einzelnen Farbmusters finden sich Farbnummer, Hellbezugswert, Preisklasse und Informationen zum Produktsortiment. Die konische Form der Fächer bietet maximale Farbflächen bei guter Handhabbarkeit. Alle sechs Fächer sind in einer stabilen Kunststoffbox mit praktischem Handgriff untergebracht. Darüber hinaus sind alle Farben auch in einer Farbtonmusterbox zu finden, die Farbbögen in der Größe DIN A5 enthält. Diese sind über den Musterservice auch nachbestellbar. Für Bemusterungen können sogar Bögen in DIN A3 geliefert werden.

Arbeitsmittel richtig einsetzen

Die am häufigsten zum Einsatz kommenden Arbeitsmittel sind die Übersichtsfarbfächer, die durch ihre Handlichkeit, aber nicht zuletzt auch durch den meist günstigsten Preis überzeugen. Zum Abmustern vor Ort oder zur Identifizierung vorhandener Farbflächen sind sie ideal. Grundsätzlich können mit den Fächern auch Farbkonzepte erstellt werden, dabei haben sie aber einige Nachteile. So ist es nicht möglich, einzelne Farben zu betrachten oder herauszunehmen. Bei der Vorstellung der Farbideen sieht der Bauherr auch alle anderen Farben, die nicht verwendet werden sollen, ihm aber möglicherweise besser gefallen.

In diesem Moment ist oft die ganze Vorarbeit umsonst und es geht von vorn los. Daher ist es besser, hierfür auf Einzelmuster zurückzugreifen, die dann in der individuellen Zusammenstellung optimal wirken können. Dem Bauherrn werden zwei bis maximal drei Vorschläge präsentiert.

Farbsysteme haben den Vorteil, dass die einzelnen Farben in einem bestimmten definierten Verhältnis zueinander stehen. Die Systematik kann für die Konzeption sehr hilfreich sein und es ist daher ratsam, zu Beginn das Arbeitsmittel zur Hand zu nehmen, das das System in größtmöglicher Übersicht zeigt: den Farbatlas, eine Farbtonmappe oder ein Farbtonposter. Damit kann allerdings nur eine erste Idee entwickelt werden, da die Farbmuster für eine endgültige Auswahl zu klein sind.

Generell ist zu beachten, dass die Farben mit zunehmender Fläche heller wirken (und nicht dunkler, was fälschlicherweise vielfach vermutet wird). Um hier keinen Fehler zu machen, empfiehlt es sich, vorhandene Fassadenflächen mit den Farben des Systems abzugleichen. So entwickelt sich schnell das richtige Gefühl für Helligkeiten und Intensitäten, abgestimmt auf unterschiedliche Proportionen.

Zu allen vorgestellten Farbsystemen gibt es auch digitale Farbpaletten, die in CAD- oder Bildbearbeitungssoftware integriert werden können. Die digitale Farbgestaltung sollte immer nur ergänzend betrieben werden und niemals die Arbeit mit realen Farbmustern ersetzen. Als Ergänzung kann sie besonders bei der Gestaltung von Fassaden wertvolle Unterstützung leisten, denn hier werden die Proportionen einzelner Farbflächen zueinander besonders deutlich.

Die Möglichkeiten zur Farbgestaltung und die Angebote an Arbeitsmitteln für sie waren noch nie so vielseitig wie heute. Farbe bietet die Chance zur Individualität in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, Neues zu kreieren. Doch genau das wird in der Architektur oft erwartet.

Dipl.-Chem. Sylvia Goergen ist freiberufliche Journalistin.


Glanz definieren

Wie glänzend ist „Hochglanz“ oder wie matt ist „Matt“? Für eine genaue Bestimmung gibt es zwar Messgeräte, die den Glanzgrad in Reflektometerwerten angeben. Architekten und Designer zum Beispiel bleibt diese Möglichkeit aber wegen der hohen Kosten in der Regel verwehrt. Erst jetzt ist mit dem „Unity Color Gloss Meter“ für rund 15 Euro eine preiswerte und dennoch genaue Methode zur Glanzmessung auf dem Markt: eine Glanzskala. Sie enthält die Farben Weiß, Grau, Rot und Schwarz und ist derzeit in sechs Glanzgrade eingeteilt.

Den Referenzwerten der Skala liegt die DIN EN ISO 2813 zugrunde, sodass die in der Industrie gebräuchlichen Reflektometerwerte – gemessen bei einem Einfallwinkel des Lichts von 60 Grad – 5 für Stumpfmatt, 20 für Matt, 40 für Halbmatt, 60 für Halbglanz, 80 für Glanz und 90 für Hochglanz berücksichtigt werden.

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