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[ Traurige Architekten ]

Kino kaputt

Das Schwärzeste am Architekten sei sein Gemüt, behauptet der deutsche Film

Roland Stimpel

Wo lernen eigentlich Filmregisseure Architekten kennen? Man könnte meinen, das geschehe in Kliniken zur Depressionsbehandlung. Der im deutschen Problemkino penetrant vorgeführte Klischee-Architekt ist ein zweifelnder, zögerlicher Typ, HOAI-Hamlet, Wettbewerbs-Weichei, Melancholiker, Alkoholiker oder beides. Wäre das wahr, dann käme in Deutschland kein einziger gerader Bau mehr zustande. Aber Regisseure stricken unverdrossen am tristen Bild – im Burn-out-Streifen „Die Architekten“, im Depri-Drama „Der Architekt“ und neuerdings in „Der Preis“.

Dort schleppt sich in 83 zähen Minuten ein Frankfurter Architekt durch Gera, wo er einen Verhübschungs-Wettbewerb für Plattenbauten gewonnen hat. Zufällig sind es die, in denen er selbst einst aufwuchs. Ambitioniert fängt er an, doch dumpfe Klischee-Ossis verstehen sein Projekt eines „mediterranen Wohnens“ als Bedrohung ihrer betonierten Nische. Sie blockieren ihn, sein Klischee-Grübeln noch mehr. Da hilft nicht mal die Jugendliebe, die zufällig in seinem Hotel jobbt, und die er sogar für einen Tag abzuschleppen wagt – nach Rügen, um dort mit ihr den Klischee-Traum seiner vorarchitektonischen DDR-Jugend zu leben: Händchen halten vor den spacigsten Betonschalen der Republik an Ulrich Müthers Rettungswacht! Erst das kurze Nachspiel spielt im Geraer Hotelbett und endet klischeegemäß enttäuschend.

Das wahre Leben ist natürlich ganz anders. Da klagen nicht etwa gescheiterte Architekten am lautesten, sondern besonders erfolgreiche. Ich stieg mal in einem großen Bahnhof, der von einem prominenten Baumeister entworfen war, in einen Zug mit seinem Innendesign, durchfuhr einen zweiten Bahnhof von ihm und betrat schließlich an der feinsten Straße der Stadt seinen selbst gebauten Büro-Rundturm mit Traumblick über Fluss und Hafen. Der Mann muss überwältigt sein von Glück, dachte ich. Er aber hatte nichts als Klagen – weil die Bauherren zweier Großflughäfen eine suboptimale Wegeführung wollten, weil in seiner chinesischen Planstadt Häuser in Zeilen statt in Blöcken standen, weil das Dach seines großen Bahnhofs … Das wäre doch mal Stoff für einen Film!

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