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Haus-Marken III: Duftöl und Bergkristal

Bauen als Selbstbild von Unternehmen, neudeutsch „Corporate Architecture“, bringt ambitionierte Projekte hervor, aber auch Gags oder bemühte Zeichensprache – Beispiel 3: Feng-Shui und Ökotechnik prägen den Bau des Naturkosmetikers Primavera Life.

30.09.20123 Min. Kommentar schreiben

Text: Simone Hübener

Primavera Life stellt in Oy-Mittelberg im Allgäu ätherische Öle und Naturkosmetik her. Die Produkte sollen den Menschen entweder Kraft und Energie verleihen oder für Erholung und Entspannung sorgen. Deshalb lag es nahe, ähnliche Ansprüche an das neue Firmengebäude zu stellen. Wie dies in Architektur umgesetzt worden ist, lässt sich zuallererst an der Lage des Neubaus auf dem Grundstück erkennen. Er befindet sich nahe der nördlichen Grenze, wo eine Mauer den Höhenunterschied zum Nachbarn ausgleicht. Nach Süden hin kann man dagegen von allen Geschossen aus weit in die Allgäuer Hügellandschaft blicken. Diesem Gedanken entsprechend, wurde nicht nur das Bauwerk angeordnet, sondern auch die verschiedenen Abteilungen in ihm. Während man sich dessen als Außenstehender nicht unbedingt bewusst wird, fallen die vielen Rundungen des Gebäudes auf. Scharfe Ecken und Kanten gibt es weder außen noch innen. Architekt Hans-Peter Mayer aus Weitnau ließ sich bei seinem Entwurf von den Formen der Natur inspirieren und konzipierte das Gebäude wie einen Organismus, in dem alle Einzelteile eine genau definierte Funktion übernehmen. Das Herz bildet eine mit Bergkristallen gefüllte Säule, die von der Erde über die ­Bodenplatte bis hinauf ins oberste Geschoss reicht. Die Kristalle sollen verhindern, dass Energie nach draußen fließt. Neben diesen und weiteren Komponenten, die dem Feng-Shui und energetischen Prinzipien entstammen, werden bei Primavera Life auch die ökologischen Aspekte des Bauens großgeschrieben. So plante der Architekt bei den weit spannenden Ortbetondecken mit dem System beeplate von Häussler Ingenieure, das sich an der Leichtigkeit und Stabilität von Bienenwaben orientiert. Dadurch konnten 20 Prozent Stahl und Beton eingespart werden. Die anfallende Abwärme wird für die Temperierung des Gebäudes verwendet; durch die WC-Spülungen fließt Regenwasser. Die Fensterscheiben sind nicht bedampft, wodurch ein Maximum an Tageslicht ins Gebäude strömt. Es wird durch Lamellen in den Fenstern und Fresnelkreuze in den Lichtkuppeln optimal gestreut und, nur bei Bedarf, durch Kunstlicht ergänzt. Dank dieser Technik benötigt man für die Erzeugung von Licht und Wärme fast keine fossilen Brennstoffe.

An zwei Stellen brachen Bauherr und Architekt allerdings mit der konsequenten Umsetzung der Unternehmensphilosophie. Zum einen wurde auf die Außenwände der in Massivbauweise erstellten unteren Geschosse ein Wärmedämmverbundsystem aufgebracht – eine in Sachen Recycling höchst umstrittene Konstruktion. Zum anderen konterkarieren die billig wirkenden Büromöbel den Anspruch, eine hochwertige Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Die Kosten hatten hier Vorrang. Bleibt zu hoffen, dass das bereits fertig ausgearbeitete hochwertigere Konzept irgendwann einmal wieder aus der Schublade hervorgeholt wird. In allen anderen Entscheidungen spiegelt sich dagegen der Wunsch des Bauherrn wider, möglichst naturnah zu bauen. Dieser entspringt nicht nur seiner Überzeugung, sondern passt bestens zu den Primavera-Produkten, deren Rohstoffe seit der Unternehmensgründung aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.

Beispiel 1: Edel für Möbel – Beim Büroeinrichter Sedus Stoll passen Architektur und Firmenphilosophie bestens zusammen

Beispiel 2: Eigenwerbung – Das Stuttgarter Planungsbüro Blocher Blocher Partners nutzt den selbst entworfenen Firmensitz als Visitenkarte siner Leistungsfähigkeit

Beispiel 4: Bock auf Truck – Im Abbild eines Lkw-Auflegers werden Lkws verkauft

Simone Hübener ist Fachjournalistin für Architektur und Bauen in Stuttgart.

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