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[ DABinterview ]

„Planer mit Sachverstand“

Als Architekt nebenbei Wirtschaftsingenieur studieren und viel ökonomischer denken – das ist für Claus Fischer ein Weg zu besseren Bauten.

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Claus Fischer studierte ­Architektur in Köln und in der Schweiz und ist alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Fischer Architekten GmbH in Mannheim. 2004 bis 2007 studierte er berufs­begleitend Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Bergakademie Freiberg. Er ist Mitglied im BDA und in der gif. e.V.

Interview: Roland Stimpel

Wie kommt man als Architekt mit laufendem Büro dazu, neben der Arbeit ein Diplom im ziemlich komplexen Fach Wirtschaftsingenieur zu machen?

Ich war und bin in der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung gif. e.V. im Arbeitskreis „Flächenrecycling“ aktiv. Dort habe ich Professor Dieter Jacob von der Hochschule Freiberg in Sachsen getroffen. Er bietet seit über zehn Jahren ein berufsbegleitendes Aufbaustudium über dreißig Wochenenden in drei Jahren, das in Frankfurt am Main stattfindet – nahe an meinem Bürositz Mannheim. Dabei wird richtig gepaukt.

Wofür?

Meine Hauptmotivation war, mit professionellen Bauherren auf Augenhöhe reden zu können. Das funktioniert. Ich weiß jetzt, wie Projektmanagement funktioniert. Ich kenne den rechtlichen Hintergrund von Verträgen, Vergaben und qualifizierten Angeboten, so dass ich manchmal gefragt werde: Sie sind doch Architekt, wieso kennen Sie sich eigentlich in juristischen Belangen aus? Und ich verstehe zudem etwas von Betriebs- und Volkswirtschaft.

Wie hilfreich ist das Erlernte?

Unsere Kunden schätzen uns als Planer mit ökonomischem Sachverstand. Wenn ein Bauherr ein Budget definiert, beraten wir ihn zunächst fachlich und fertigen Machbarkeitsstudien aus planerischer Sicht an. Passt das Budget zur Bauaufgabe, dann ist es für uns absolut verbindlich. Das Gleiche gilt für Bauzeiten und Termine. Weil wir den wirtschaftlichen Aspekt so ernst nehmen, bauen wir Vertrauen auf, und unsere Kunden entscheiden sich für eine dauerhafte Zusammenarbeit.

Ein klassisch ausgebildeter Architekt könnte das nicht erreichen?

Im Architekturstudium dominiert der Entwurf – aber es hilft ja nicht weiter, einen tollen Entwurf nach dem anderen zu machen und nicht zu wissen, wie man ihn umgesetzt bekommt. Aber genau hier setzen wir an und schöpfen aus unseren Erfahrungen. So beauftragte uns ein Bauherr mit der externen Projektsteuerung einer sehr komplexen Quartiersentwicklung. Wir vertreten seine Interessen gegenüber Planern und nachfolgenden Gewerken, übernehmen Schnittstellenmanagement, Termin- und Budgetkontrolle – und bringen das Projekt in seinem Sinne voran.

Machen Sie karge Kommerz-Architektur?

Nein, das entspricht weder dem Anspruch unseres Büros noch dem unserer Bauherren. Nehmen wir das Beispiel Quartiersentwicklung. Hier beschäftigen wir uns mit der Frage: Was macht ein Wohnquartier über Jahrzehnte hinweg attraktiv? Dies bedingt eine hohe Qualität – angefangen vom Städtebau über die Architektur bis hin zur Gestaltung der Außenanlagen. Unsere Stärke liegt eben genau darin: mit einem definierten Budget zugleich eine hohe Detailqualität zu erreichen.

Hohe Architekturqualität könnten Sie zum Beispiel auch über Wettbewerbe umsetzen.

Ja, wir nehmen erfolgreich an Wettbewerben teil und werden auch dazu eingeladen. Aber wir vermissen dabei den Dialog mit dem Bauherrn. Unser Selbstverständnis ist ein anderes: Wir verstehen uns als Partner des Bauherrn – und wollen ihn mit jedem Entwurf mitnehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir Ja-Sager sind. Ich schätze nur eine ignorante oder arrogante Haltung gegenüber dem Bauherrn nicht.

Verdirbt Geld den Architektur-Charakter?

Da der Bauherr das Geld hat, schwingt da ja mit: Je mehr Einfluss er hat, desto schlechter die Architektur. Aber stimmt das? Unsere Bauherren mögen kühle Rechner sein, doch sie streben eindeutig nach Qualität. Sie haben ein klares Verständnis davon, was eine nachhaltige Entwicklung von zum Beispiel Wohnquartieren bedeutet – und forcieren diese. Nicht aus Altruismus, sondern weil es ökonomisch sinnvoller ist. Architekten bringt es nicht weiter, immer nur von anderen und vom Staat mehr Geld für Baukultur zu fordern. Die eigentliche Herausforderung ist doch: Wie begeistert man den Bauherrn für architektonische Werte? Und wie nutzt man ein vorhandenes Budget klug für deren Umsetzung aus?

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