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Wohn-Büros

Zwei große Verwaltungskomplexe in Köln und Düsseldorf wurden zu Wohnquartieren – eins Luxus, eins Mittelklasse.

Von: Frank Maier-Solgk
Frank Maier-Solgk ist von der Gartenkunst auf die Architektur gekommen....

01.11.20165 Min. Kommentar schreiben
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Wohn-Versicherung: Die Kölner Gerling-Zentrale wird zum Luxus-Quartier.

Exklusive Wohnanlagen findet man in deutschen Metropolen zunehmend in ehemaligen Bürogebäuden, manchmal sind es ganze Stadtquartiere. Die Nachfrage nach innerstädtischem Wohnraum steigt; zugleich stehen in den Städten konstant zwischen sechs und zehn Prozent der Büros leer – meist ältere Gebäude, die substanziell noch in Ordnung sind, aber deren Grundrisse und Ausstattung nicht mehr den heutigen Ansprüchen von Büronutzern genügen. So wird in Köln derzeit einer der landesweit bekanntesten Bürokomplexe zu einer First-Class-Wohnanlage umgebaut, der angeblich teuersten der Rheinmetropole: Das legendäre Gerling-Quartier, ein separater Kosmos von 4,6 Hektar in bester Innenstadtlage, hatten der Firmengründer Robert Gerling und sein Sohn Hans von den 1930er-Jahren bis in die 1960er als repräsentativen Konzern-Verwaltungssitz errichten lassen, bestehend aus einzelnen Gebäuden mit Rasterfassaden aus Naturstein und Muschelkalk – monumental, kühl und mit reichlich neoklassizistischen Anklängen.

Burg mit Torhaus: ksg entwarfen auch das neue Torhaus zum Areal...
ksg entwarfen auch das neue Torhaus zum Areal.

Nach dem Auszug Gerlings entstehen derzeit exklusive „Maisonetten, Stadtwohnungen und Townhouses“, die „für die Erfüllung individueller Wohnträume“ sorgen, wie es auf den Seiten des Unternehmens Immofinanz heißt, das seit 2012 Bauherr ist. Für den Umbau des 4,6 Hektar großen Areals entwickelte das Kölner Büro kister scheithauer gross (ksg) den Masterplan und die Piazza und war an der Planung und Realisierung von insgesamt acht Gebäuden beteiligt. Daneben war eine Phalanx renommierter Architekturbüros tätig: Steidle aus München, Kahlfeldt aus Berlin, Petzinka Pink aus Düsseldorf sowie HPP aus Düsseldorf. Sie erneuern den Bestand und verdichten das Ensemble mit sechs Neubauten und Aufstockungen. Sie haben dabei aber vor allem darauf zu achten, dass das im Wesentlichen nachkriegsmoderne Erscheinungsbild des selten einheitlichen Komplexes bewahrt bleibt. Der repräsentative Duktus eines Konzernsitzes ist in diesem Fall ein entscheidender Faktor auch für die Wohnungsvermarktung – hier mit teils fragwürdigem historischem Hintergrund, bis hin zu Skulpturen von Hitlers vormaligem Lieblingsbildhauer Arno Breker. Die Exklusivität verdankt sich aber auch der Lage in der Innenstadt.

...dessen Gliederung ein wenig an eine historische Burg erinnert.
Die Gliederung des Areals erinnert an eine historische Burg.

Das zentrale Gerling-Hochhaus, 1953 von Helmut Hentrich entworfen, haben ksg für die Umnutzung bis auf das Stahlskelett zurückgebaut, statisch ertüchtigt und um modernen Brandschutz und Wärmedämmung erneuert. Die besondere Herausforderung lag in diesem Fall darin, Denkmalschutzauflagen mit Aufgaben der Statik, der Klimatechnik und zum Teil neuer Erschließung zu verbinden. Das Gros des ersten Bauabschnitts ist nun fertiggestellt. In der sogenannten Südspange, dem zweiten Bauabschnitt, bauen derzeit unter anderem Ortner & Ortner aus Berlin zwei Gebäude zu Wohnungen und einem exklusiven Hotel um. Für Sofia Mello und Shidoukhz Shalapour, den beiden Projektverantwortlichen bei Ortner & Ortner, gehen die Herausforderungen beim Umbau in zwei Richtungen: „Auf der einen Seite ist das Büroraster von 1,50 Meter eigentlich nicht ideal für Wohnungsschnitte; Kompromisse sind unvermeidlich.“ Auf der anderen Seite habe der Denkmalschutz – dies gilt für das gesamte Quartier – die für diesen Wohntypus erwartbaren Balkone untersagt, um das ruhige äußere Erscheinungsbild nicht zu stören. Die Konsequenz für die Architekten: „Wie beim Hochhaus werden wir auch hier die weniger auffallenden Loggien einsetzen, die jedoch gegenüber Balkonen keinen wirklichen Nachteil bedeuten.“ Rund die Hälfte der Fläche wird auch künftig für Büros genutzt werden.

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