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[ BAK ]

Was der Wohngipfel bringt

"Damit Heimat gelingt, brauchen wir Wohnraum", bekräftigte Barbara Ettinger-Brinckmann. Der Bericht der BAK-Präsidentin zum Wohngipfel.

Von Barbara Ettinger-Brinckmann

Die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnen und Wohnraum ist und bleibt eine gesellschaftspolitische Aufgabe. Ein ausreichendes Angebot an Wohnungen in Eigentum oder zur Miete zu angemessenen Bedingungen ist eminent wichtig. Nach Auffassung der Bundesarchitektenkammer (BAK) darf es dabei jedoch nie nur um Quantität gehen. Immer ist zugleich die Qualität der Wohnungen in städtebaulicher, architektonischer und funktionaler, also baukultureller Hinsicht im Blick zu behalten.

Die Bundesregierung will sich gemäß Koalitionsvertrag dafür einsetzen, dass in dieser Legislaturperiode 1,5 Millionen neue Wohnungen und Eigenheime entstehen. Am vergangenen Freitag (21.09.2018) lud Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) zum Wohngipfel ins Bundeskanzleramt ein. Das Ziel: in engem Schulterschluss von Bund, Ländern, Kommunen, Kammern und Verbänden neue Impulse für mehr Wohnungsbau in Deutschland setzen. Alle Akteure waren in ihren Verantwortungsbereichen aufgefordert, konstruktive Lösungen einzubringen.

Auftakt des Wohngipfels bildete eine politische Einführung durch die Bundeskanzlerin und die Bundesminister Peter Altmaier (Wirtschaft, CDU), Katarina Barley (Justiz und Verbraucherschutz, SPD), Scholz und Seehofer. Alle 16 Bundesländer waren durch ihre Ministerpräsidenten oder Fachminister vertreten. Als Sprecher traten der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans (CDU), und die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), auf sowie der Vorsitzende der Bauministerkonferenz, Hans-Joachim Grote (CDU). Für die Kommunen und Landkreise sprachen die Präsidenten ihrer Spitzenverbände.

Deutlich wurde dabei, dass ausreichender Wohnraum nur mit vereinten Kräften aller Beteiligten geschaffen werden kann und dies eine Aufgabe ist, die Zeit und den Einsatz weiterer Kapazitäten erfordert. Erstmalig haben sich Bund und Länder auf höchster Ebene verständigt: gemeinsam sollen neben finanzieller und steuerlicher Förderung des Bauens zum Beispiel Grundstücke der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verbilligt abgegeben und eine einheitliche Bauordnung geschaffen werden.

In die fachliche Diskussion wurden die Partner aus dem Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen eingebunden. Neben der Bau- und Immobilienwirtschaft konnten sich der Präsident des BDA, Heiner Farwick, der Präsident der Bundesingenieurkammer, Hans-Ullrich Kammeyer, und ich mich als BAK-Präsidentin für den Berufsstand der Planer in den Wohngipfel einbringen. Drei Themenblöcke wurden erörtert:

  • Investive Impulse für den Wohnungsbau
  • Bezahlbarkeit des Wohnens sichern
  • Baukostensenkung und Fachkräftesicherung

Trotz knapp bemessener Redezeit konnten wir die Sicht der Architekten, Stadtplaner und Ingenieure im Wohngipfel gut platzieren. Kurz gefasst: Damit Heimat gelingt, bedarf es bestmöglicher Gestaltung von Wohnung und Wohnumfeld: gemischte Quartiere und Stadträume, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, und innovative, effiziente Wohnungen, die vielfältige Lebensformen zulassen. Als zusätzliches Gebot der Stunde gilt es, alle Flächenpotenziale im Interesse der Innenentwicklung „wach zu küssen“. Hierzu haben wir vorgeschlagen, ein systematisches „Kataster der Potenziale“ zu erstellen. Es gilt zugleich, flächensparend zu planen und zu bauen, denn neben dem Bauland ist jeder Quadratmeter mehr ein Kostentreiber.

BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann (Mitte, hinten) beim Wohngipfel in Berlin.

Die Leipzig Charta mit ihrer Forderung nach der Europäischen Stadt dient dabei als Maßstab: Vielfalt der Bewohner und der sozialen Schichten, Vielfalt der Nutzungen – auch in der Vertikalen –, Vielfalt der Architekturen, ergänzt um qualitätvolle Grün- und Freiräume, besondere Erdgeschosszonen, neue Mobilitätskonzepte und die Rückholung von Produktion in die Stadt. Dazu muss die Baunutzungsverordnung grundlegend angepackt werden, um eine sinnvolle Dichte und quartiersverträgliche Funktionsmischung zu ermöglichen. Zudem sollte die Attraktivität von Lebensräumen in kleinen und mittelgroßen Städten und in ländlichen Gebieten gesteigert werden, schließlich suchen 2 Millionen Wohnungen ihre Bewohner. Und wir Architekten und Stadtplaner wollen zeigen, wie das geht! Bei Neubau, Bestandsaktivierung, Umbau, Aufstockung und der Gestaltung des Wohnumfelds sind wir ebenso Partner wie wir es auch beim seriellen und modularen Bauen sein müssen.

Mit dem Wohngipfel wird eine nächste Wohnungsbauoffensive eingeleitet. In einer konzertierten Aktion soll es gelingen, ein umfassendes Maßnahmenpaket zu vereinbaren, das zu einer nachhaltigen Entspannung auf den Wohnungsmärkten führen soll. Das Eckpunktepapier legt hierzu die Grundlage. Klar ist: Wohnungsbau und Wohnumfeld mit den erforderlichen Infrastrukturmaßnahmen müssen vorrangige Themen der Politik in Kommunen, Ländern und Bund werden und bleiben. Architekten und Stadtplaner sind hier wichtige Partner!

Nach Auffassung der BAK bedarf es allerdings weiterer Anstrengungen und eine entsprechende politische Verankerung. So haben wir nochmals auf die Notwendigkeit eines starken Bauministeriums hingewiesen, in dem alle Aktivitäten – von der Normung, über BIM, den Beitrag des Bauens zum Klimaschutz bis zur Innovation durch Marktöffnung für den beruflichen Nachwuchs und die Baukultur gebündelt sind. Zudem braucht es weiterer staatlicher Intervention auf vielen Ebenen, vor allem durch Förderinstrumente und steuerliche Investitionsanreize, aber auch ordnungsrechtlicher Maßnahmen, um ein adäquates Angebot an preisgünstigen und zugleich städtebaulich, architektonisch und funktional qualitätvollen Wohnungen zu schaffen.

Barbara Ettinger-Brinckmann ist Präsidentin der Bundesarchitektenkammer.


MEHR INFORMATIONEN

Den Expertenbeitrag der BAK-Präsidentin auf dem Wohngipfel finden Sie hier.

Die ausführlichen Vorschläge der BAK im Vorfeld des Wohngipfels finden Sie hier.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse des Wohngipfels finden Sie hier.

Eine kurze Presse-Zusammenfassung des Wohngipfels finden Sie hier.

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