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Forschung als Motor

In Bauprozessen und beim Einsatz von Materialien sieht Jette Cathrin Hopp vom Architekturbüro Snøhetta noch viele verborgene Potenziale zur Energieeinsparung.

01.10.20183 Min. Kommentar schreiben

Welche Rolle spielt in Ihrem Büro das Material beim Entwurf?

Wir bevorzugen Materialien, die einerseits die innere Logik der jeweiligen Gestaltungsidee widerspiegeln und andererseits die funktionalen Anforderungen mit möglichst wenig Energieverbrauch erfüllen. Wir suchen immer nach unerkannten Merkmalen, die einem Ort oder einer Situation innewohnen, um sie zu entfesseln. In der Wahl der Materialien sollen sich diese Besonderheiten als die physische, materialisierte Repräsentation des Konzepts widerspiegeln.

Was möchten Sie damit erreichen?

Unsere Arbeit soll den Sinn für Ort und Identität verbessern; aber auch die Beziehung zu anderen Menschen und zu den Räumen, in denen wir leben – unabhängig davon, ob diese natürlich oder von Menschen gemacht sind. Architektur beeinflusst uns körperlich: wie wir uns bewegen und wie wir die Umwelt wahrnehmen.

Beobachten Sie Materialtrends?

Wir interessieren uns nicht für Trends, da unser architektonischer Ansatz am Inhalt und nicht an einem Stil orientiert ist. Aber deutlich gestiegen ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach Materialien mit möglichst geringem CO₂-Fußabdruck. Dort treffen wir auf ein gewachsenes Bewusstsein. Wir sehen es als unsere Verantwortung an, unseren Partnern die Möglichkeiten aufzuzeigen, die verschiedene Materialien bieten.

Können wir noch etwas Neues über Materialien lernen?

Wir können noch viel über die untrennbare Beziehung zwischen technischen Fragen und einer Material-Entscheidung lernen. In der interdisziplinären „Powerhouse“-Kollaboration, bei der Snøhetta die führenden Architekten in einer Partnerschaft mit der Bauindustrie sind, arbeiten wir an energiepositiven Gebäuden, die auch die graue Energie in allen verwendeten Materialien berücksichtigen. Im Rahmen der in das Projekt integrierten Forschung zu neuen Bauprozessen und unterstützt durch ein detailliertes Berechnungsverfahren, werden Materialien mit geringer grauer Energie identifiziert. Wir können unerforschte Mechanismen verstehen und wo in Gebäuden womöglich stille und unsichtbare Quellen für die globale Erwärmung liegen.

Welche Materialien sollten noch erfunden werden?

Anstelle der Erfindung sollte Forschung der Motor sein, um nach dem besten Material für eine bestimmte Aufgabe zu suchen. Dazu sollte auch der experimentelle Einsatz bauferner Materialien gefördert werden. Das bedeutet nicht zwangsläufig, ein neues Material zu erfinden, sondern vielleicht bekannte Baustoffe oder Technologien neu zu kombinieren und unkonventionelle Lösungen zu finden. Oftmals sind die überraschend „low tech“.

Was könnte dabei entstehen?

Recycelte Materialien aus verschiedenen Abfällen, zum Beispiel von Lebensmitteln, verdienen mehr Forschung. Unsere zukünftige Verwendung von Materialien muss auf Kreisläufen basieren. Außerdem wird es einen verstärkten Bedarf an „intelligenten“ Materialien mit reaktiven Schnittstellen geben, die sich an veränderte Anforderungen anpassen können. Diese Materialien sollten idealerweise Energie gewinnen und eine geringe graue Energie beinhalten.

Die Fragen stellte Heiko Haberle


Mehr Informationen im DABthema Jahreskongress 2018 und auf www.DAB-kongress.de

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