Ein Zimmer im "Tauten Heim" in der Berliner Hufeisensiedlung. Foto: Ben Buschfeld
Von Christina Gräwe
Wohnen im Tauten Heim: Hufeisensiedlung, Berlin
Fenstergriffe, Steinholzboden, Wandfarben, Einbauschränke – der hohe Anteil an Originalsubstanz gab die Richtung für die denkmalgerechte Sanierung dieses Reihenendhauses in der Berliner Hufeisensiedlung (Bruno Taut, Martin Wagner ab 1925) vor: Möglichst viel davon sollte erhalten und durch so viele bauzeitliche Einrichtungsgegenstände wie auffindbar ergänzt werden. Mit dem „Tauten Heim“ ist ein Museum der besonderen Art entstanden, nämlich eins, dass den klassischen Zweistundenbesuch ausschließt. Hier soll gewohnt werden, mindestens drei Tage lang und nicht gerade zu Airbnb-Preisen. Dafür aber in einem komfortabel-authentischen Baustein einer der markantesten und bekanntesten Siedlungen der Weimarer Republik.
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Wohnen beim Nudelkönig: Haus Schminke, Löbau
Die Stiftung Haus Schminke ist mächtig stolz auf ihr Betreuungsobjekt; sie zählt die ehemalige Villa eines Nudelfabrikanten von Hans Scharoun im sächsischenLöbau zu den „weltweit vier wichtigsten Wohnhäusern der klassischen Moderne“. Anders als in den Konkurrenten Haus Tugendhat (Ludwig Mies van der Rohe, Brünn, 1931), Villa Savoye (Le Corbusier, Poissy 1929) und Haus Fallingwater (Frank Lloyd Wright, Pennsylvania 1939), alle zweifellos sogenannte Ikonen der Moderne, kann man Haus Schminke nicht nur besichtigen, sondern sich auch über Nacht dort einquartieren. Das Haus in zeittypischer Schiffsoptik liegt am Rand einer Streuobstwiese in einem weitläufigen Garten. Auf dem Sofa im Hauptraum finden bis zu elf Personen Platz, in den Schlafzimmern im ersten Stock stehen sieben Betten bereit; Zustellbetten bieten bis zu zwölf Personen Platz. Ganz günstig ist die Übernachtung an diesem speziellen Ort nicht (250 Euro für ein bis zwei Personen, jeder weitere Gast zusätzlich 60 Euro). Dafür kann man aber außerhalb der offiziellen Besuchszeiten zwischen 17 und 11 Uhr viel Originales wie die Frankfurter Küche benutzen. Ganz wichtig: Grillkohle mitbringen!
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Wohnen im Original: Bauhaus, Dessau
Schlichter und günstiger geht es im Atelierhaus in Dessau zu: 23 der 28 kombinierten Atelier- und Wohnräume des ehemaligen Lehrpersonals (einschließlich eines re-inszenierten Einzelzimmers) können hier für Übernachtungspreise zwischen 40 und 65 Euro bezogen werden. Die Ausstattung: Handtücher, Bettwäsche, Wolldecke und Waschbecken, aber weder Fön noch Frühstück, Fernseher und Minibar. Dafür verspricht das Bauhaus: „Ein stilechterer Rahmen für den Aufenthalt in Dessau-Roßlau lässt sich nicht finden.“ Vom angegliederten Museum und den nahegelegenen Meisterhäusern ganz zu schweigen.
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Wohnen auf Stelzen: Niemeyer-Haus, Berlin
Nicht mehr Bauhaus aber trotzdem einladend: Das Berliner Hansaviertel, Schauplatz der Interbau 1957, sandte drei Signale aus: Die gespaltene (bald auch geteilte) Stadt in Insellage gab sich weltoffen, indem sie namhafte, auch internationale Architekten eingeladen hatte. Das 35 Gebäude umfassende Ensemble war die Westberliner Antwort auf die parallel entstehende Bebauung an der Ostberliner damaligen Stalinallee. Und es entstanden 1160 Einheiten nach den Regeln des sozialen Wohnungsbaus. Heute sind Wohnungen in den Nachkriegsklassikern von Arne Jacobsen, Alvar Aalto und Egon Eiermann und anderen Moderne-Größen begehrt und teuer. Eine Wohnung im aufgestelzten Oscar-Niemeyer-Haus aber kann man ohne mühselige Suche zumindest temporär beziehen: die mit aufgearbeiteten Originalmöbeln ausgestattete Ferienwohnung kostet ab 175 Euro pro Nacht für eine bis vier Personen.
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Zum Übernachten lädt außerdem das Bauhaushotel im thüringischen Probstzella ein. Wir haben es besucht.