Von Fabian P. Dahinten
Ich stehe in einem Innenhof, umringt von Altbauten: eine ehemalige Kaserne, die mit wenig Aufwand zu einem Behördenzentrum umgebaut wurde. An der Fassade, die leicht gelblich schimmert, sind Flecken verteilt, wo abbröckelnder Putz zugespachtelt wurde. Schade, denke ich mir, wenn man die Autos aus dem Hof verbannen und die Fassade in Schuss bringen würde, könnte dies ein toller ruhiger Ort in der lauten Stadt sein.
„Wollen Sie zum Corona Test-Center?“ Eine Frau in Vollkörperschutz steht mir gegenüber. „Ähm, ja, ich soll mich testen lassen.“ An gefühlt 100 Schildern, die zum Testcenter führten, bin ich auf meinem Weg hierher vorbeigelaufen – wie sollte ich mich da verirren? Aber eigenartig, hier zu sein. Auch wenn ich mich, nachdem ich ein paar Tage erkältet war, wieder fit fühle. Aber in diesem Hof hier habe ich das Gefühl, doch oder wieder krank zu sein. Oder mehr noch: eine Gefahr zu sein. Habe ich Angst? Auf jeden Fall fühlt sich die Pandemie nochmal viel realer an. Und stimmt es, dass die Frau mich etwas verängstigt anschaut? So als hoffe sie, dass wir uns nicht kennen? Mir geht es genauso. Schließlich will ich ja nicht der nächste Superspreader sein.
Das Test-Center ist auf einen Massenansturm vorbereitet
Zu den Wegeschildern reihen sich nun Hinweisschilder: „Mundschutz tragen“, „Abstand halten“, „Hier nur Eingang“. Bauzäune leiten mich zu einem großen Zelt. Mir entwischt ein Lächeln. Das Corona Festival-Zelt? Und was gehört dazu? Genau: Schlange stehen! Zwischen Bauzäunen wie diesen, die nun in Zickzackform einen schmaler werdenden Gang bilden, der unter das Wartezelt schlüpft. Das Testcenter hat erst seit 15 Minuten geöffnet, es ist wenig Betrieb. Ich darf deshalb leere Reihen ablaufen, bin schon die Nummer 3. Platz ist für 300. Gut, dass die nicht hier sind.
Nach drei Formularen und der nächsten Dame im Vollschutz darf ich das Gebäude betreten. Nicht zum ersten Mal bin ich hier: Das Corona Test-Center ist im alten Bauamt der Stadt untergebracht. Ich muss wieder lachen: Sogar die alten Türschilder hängen noch. Die Warteanlage können sie nach Corona glatt stehen lassen, denke ich mir noch, falsch steht sie hier ja nicht.
„Testergebnisse dauern 3 bis 5 Tage”
Und nun geht alles ganz fix. In einem Raum wird ein Rachenabstrich gemacht – schon war‘s das. Der Schreibtisch des Arztes ist komplett leer, nur ein Zettel mit übergroßen Buchstaben klebt darauf: „Testergebnisse dauern 3 bis 5 Tage“. Hier gibt es tatsächlich für jede Frage ein passendes Schild. Noch einmal Hände desinfizieren, und ich werde zum Ausgang geleitet. Fünf Tage warten? Das ist lange. Und was, wenn das Ergebnis positiv ist? Ich bekomme doch nie mehr zusammen, wer mir in letzter Zeit nähergekommen ist.
Aber ich muss warten. Drei bis fünf Tage. Oh je. Also kann ich es Euch erst in der nächsten Folge mitteilen, wie das Ergebnis ausfiel. Daumen drücken, bitte!!!
Hier findet ihr alle Einträge im Corona-Tagebuch von Katharina und Fabian.
Fabian P. Dahinten und Katharina Körber studieren Architektur an der Hochschule Darmstadt. Im Wechsel schreiben sie für das DAB dieses Corona-Tagebuch
Und wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder -Lehrende? Wie reagiert ihr auf die Krise? Was macht die aktuelle Situation mit euch und der Lehre? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@planetc.co
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