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Zurück Nachwuchs-Kolumne #22

Ein Platz mit Generationenkonflikt? Arno Lederer vs. Tutti Kiosk

In Darmstadt wird darüber gestritten, ob ein ergänzendes Bauwerk den Entwurf des Georg-Büchner-Platzes entwertet. Der Blick darauf, wie weit temporäre Interventionen im Bestand gehen dürfen, ist vielleicht auch eine Altersfrage.

16.07.20203 Min. Kommentar schreiben
Der Georg-Büchner-Platz in Darmstadt
Der Georg-Büchner-Platz in Darmstadt: Treffpunkt der Generationen. Foto: Fabian P. Dahinten

Von Fabian P. Dahinten

Auf öffentlichen Plätzen halte ich mich vor allem aus zwei Gründen auf. Erstens: Ich warte auf etwas oder jemanden. Zweitens: Ich sitze in einem Café oder Restaurant. Plätze sind für mich meist rein funktional und das obwohl ich bei Entwürfen selbst gerne Plätze plane, die versuchen eine Aufenthaltsqualität zu bieten, an denen möglichst viele Leute verweilen – auch ohne Café und ohne Warten auf den Bus.

Erst am Wochenende saß ich auf genau so einem Platz mitten in Darmstadt. Es war das perfekte Wetter, ein warmer Sommerabend mit einer leichten Brise. Ich habe sogar ein wenig die Zeit vergessen, als ich dort ganz ohne funktionalen Grund saß.

Ich rede vom Georg-Büchner-Platz in Darmstadt. Wenn mich jemand nach einem gelungenen öffentlichen Ort  fragt, dann nenne ich diesen. Der Vorplatz des Staatstheaters, treppt sich in Terrassen in Richtung des Haupteingangs ab. Gegenüber, öffnet sich über dem Haupteingang ein großer Balkon, der nur darauf wartet durch einen Chor, Orchester oder Sänger eingenommen zu werden.

Georg-Büchner-Platz mit temporärem Kiosk
Der Tutti Kiosk links hat noch nicht geöffnet. Foto: Fabian P. Dahinten

Der politische Showdown

Gerade im Sommer ist dort immer einiges los und es finden kleinere Veranstaltungen auf dem Vorplatz statt: öffentliche Konzerte, Festivals oder auch temporäre Installationen (Hier ein paar Bilder). Dazu passte für mich, dass dieses Jahr unter den Kolonnaden des Haupteingangs, ein hölzerner Baukörper hinzugefügt worden ist: der sogenannte Tutti Kiosk als kleine ergänzende Bar.

Eigentlich wollte ich auf Instagram nur schauen, wann es losgeht und die Bar öffnet. Doch ich stieß auf  einen politischen Showdown: Auf der einen Seite der Architekt des Platzes, Arno Lederer mit dem Bund deutscher Architekten (BDA); auf der anderen Seite das junge Gestaltungskollektiv DIESE Studio, das in den vergangenen Jahren schon des Öfteren den Platz und viele andere Orte der Stadt bespielte, sowie das Chez, die angesagte Trinkhalle der jungen Architekt*innenszene, die die Bar betreiben sollten.

Temporärer Kiosk auf dem Georg-Büchner-Platz
Entwertet der Kiosk die Architektur des Platzes? Foto: Fabian P. Dahinten

Entwerten junge Wilde einen heiligen Platz?

Grund des Protestes waren, wie ich nach ein wenig Recherche herausfand, die Bedenken des DBA und Arno Lederers, dass der Tutti Kiosk als ergänzendes Bauwerk den Entwurf des Platzes entwerte und dies einem Trend der „Möblierung der Stadt“ folge.

Ist das ein Konflikt der Generationen, wie ich auf den ersten Blick dachte: Entwerten junge Wilde einen heiligen Platz durch ihre Art der neuen Kultur? Oder stehen sich nur zwei Ansichten gegenüber, wie mit öffentlichen Plätzen in der Stadt umgegangen werden sollte?

Für mich ist der Georg-Büchner-Platz so besonders, weil er so grandios von Arno Lederer entworfen wurde UND weil er so wunderbar belebt wird. Das Schöne an temporären Bauten ist ja, dass sie nur für eine kurze Zeit da sind – und nächstes Jahr schon wieder etwas Neues den Platz bespielt. Das hoffe ich zumindest.

Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt und startet nun ins Berufsleben.

Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.

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