Das Leitsystem am BER fällt mit einem hierfür ungewöhnlichen dunklen Rot auf, das ... (Klicken für mehr Bilder)
Mit der Eröffnung des Großflughafens Berlin Brandenburg am 31. Oktober 2020 sind die unübersichtlichen Jahre auf der Baustelle des BER und am überlasteten Flughafen Schönefeld vorbei. Nun soll alles seinen geregelten Gang gehen. Das gilt nicht zuletzt für die Passagiere, die sich in dem riesigen Gebäudekomplex orientieren müssen. Ein Leitsystem soll sie dabei leiten. Ursprünglich war es lediglich für ein Terminal geplant, heute verbindet es drei: die Terminals 1, 2 und 5 (Alt Schönefeld). Vom Bahnhof bis zum Gate, auf den Zubringerstraßen und auf dem Außengelände sind die Grundelemente des Leitsystems einheitlich: in Farbe, Schrift, Piktogrammen, Produktdesign sowie Inhalten.
Die Airport-Architekten von Gerkan Marg und Partner bezogen die Leitsystemplanerinnen von Moniteurs Kommunikationsdesign schon sehr früh in die Planung mit ein. Ein Passagierflussdiagramm stellte die Summe aller Passagier-Bewegungen durch das Gebäude dar. So wurde geplant, wie sich zum Beispiel internationale Fluggäste auf der Durchreise oder mit Anschlussflügen auf anderen Wegen als nationale Fluggäste, die bereits ihr Ziel erreicht haben, bewegen.
Eine lückenlose Informationskette
Dem Leitsystem des BER liegt ein Regelwerk zugrunde, das alle Themen zusammenfasst und kanalisiert, wie etwa die Gliederung von Schildinhalten und die Menge der Zielpunkte. Es galt Fragen zu beantworten wie: Wohin bewegen sich die Passagiere und welche Ziele suchen sie an einem speziellen Ort? Hierfür haben Moniteurs in einem ersten Schritt die Entscheidungspunkte für bestimmte Nutzerszenarien identifiziert. Sie entschieden die Auswahl der Zielinformationen und die Positionierung mit geeigneten Sichtachsen, die weithin eingesehen und gelesen werden können. Ihr Credo: Ziele sollen nicht gesucht werden, sie wollen gefunden sein: dank einer lückenlosen Informationskette und mit einheitlich angewandten Begriffen.
Charakteristisches Gestaltungsmerkmal im Designkonzept des Wegeleitsystems ist die dunkelrote Farbe. Angelehnt an das Erscheinungsbild des Airports harmoniert das dunkle Rot mit der Architektur und den warmen Tönen von Holz, Sandstein und Glas. Besonderes Merkmal ist auch, dass viele Paneele direkt in die Architektur integriert sind.
Leitsystem ist Teil der Architektur
Ein wesentliches, gestalterisches Element, das das Leitsystem und die Architektur miteinander verzahnt, sind die Linien einzelner grafischer Elemente des Orientierungssystems. Moniteurs übernahm lineare Strukturen in die grafische Gestaltung, die sich am BER ebenso finden wie an weiteren modernen Bauten Berlins, etwa der Neuen Nationalgalerie Mies van der Rohes. Eine Inspiration für die linearen Strukturen waren zudem die brandenburgischen Nadelwälder. Die Linien, aus denen sich die Buchstaben und Piktogramme zusammensetzen, erzeugen abgestufte Töne, die eine Hierarchie zwischen den Zeichen schaffen, ohne bunt sein zu müssen.
Schriftart und Piktogramme neu entworfen
Gute Lesbarkeit ist Grundvoraussetzung für ein funktionales Leit- und Orientierungssystem. Die Schriftart „BER Signage“ wurde exklusiv für den Flughafen Berlin Brandenburg entworfen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Zahlen gelegt, damit sie leicht unterscheidbar sind und die Konventionen der internationalen Beschilderung widerspiegeln. Auch die eigens für den Flughafen neu gezeichnete Piktogramm-Familie trägt zur grafischen Identität des Leitsystems bei. Die Formensprache der Piktogramme ist aus der Schrift BER Signage entwickelt. Diese gestalterische Homogenität zwischen Schrift und Piktogrammen trägt zu einem hohen Wiedererkennungswert und zum Zusammenhalt der Informationskette bei.
Im Vordergrund dieses übergreifenden Leit- und Orientierungssystems steht nicht nur die durchgehende Wegweisung und Kennzeichnung jedes Zielpunktes, sondern auch die Berücksichtigung aller Touchpoints (Kontaktpunkte) entlang des Passierflusses. Neben visuellen, statischen Elementen dienen digitale und interaktive Medien heute als Anknüpfungspunkte für das Passagierleitsystem. Dies hat zum Zeitpunkt der Corona-Pandemie den Vorteil, dass die Social-Distance-Regeln digital in Echtzeit angezeigt und aktuell angepasst werden können.
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Das Leitsystem am Flughafen BER ist das schlechteste, das mich jemals (nicht) geleitet hat. Wer auch immer sich das ausgedacht hat, mag stolz auf sich sein, weil rot eine Signalfarbe ist (Wow – welch überraschende Einsicht). Seinen Zweck erfüllt es nicht.
Man wird bis zu einem Punkt geleitet, an dem das Gesuchte nicht ist, die Beschilderung endet und man kann versuchen sich durchzufragen.
Es gibt Flughäfen, über deren Leitsysteme ich noch nicht einmal nachgedacht habe, weil sie einfach nur unprätentiös ihren Zweck erfüllen.
Herzlichen Glückwunsch für dieses nicht durchdachte, unübersichtliche und absolut ineffiziente „Leitsystem“.
Vielen Dank!
P.S. Barrierefrei ist anders. Es soll vorkommen, dass einige Menschen nicht gut sehen. Für diese sind Schrift und Piktogramme viel zu klein.
Hallo am 15. Oktober 2024 zum Leitsystem des BER
So treffend von Martina Gruber kommentiert und nun mein Erstbesuch knapp resümiert: MISERABLER geht es wohl kaum!
Abgesehen von dem namensgebendem Fassadenschriftzug – aha, der BER (!) – ermangelt es jeder einem Leitsystem gerecht werdende hierarchische Informationsordnung.
Lassen Sie sich doch einfach mal BERaten !
Mi besten Grüßen aus der Provinz hoffe ich auf Mangelbeseitigung – Sonni Bock