Von Gabriele Seitz und Susanne Jany
Die Umstellung auf BIM (Building Information Modeling) mutet angesichts der Komplexität der kollaborativen Planung und Ausführung mittels digitalen Gebäudemodells mitunter als Mammutaufgabe an. Hinzu kommt, dass der Druck zur Umstellung wächst, denn öffentliche und private Bauherren verlangen bei Ausschreibungen und Wettbewerben immer häufiger die Anwendung der BIM-Methode.
Aber wo fängt man bei der Einführung am besten an? Der von der Bundesarchitektenkammer (BAK) herausgegebene Leitfaden „BIM für Architekten – Implementierung im Büro“, geschrieben von Praktikern mit eingehender Expertise, setzt hier an: Er ist auf Architekturbüros ausgerichtet, die bisher wenig oder keine Erfahrung mit BIM haben (also eher kleine und mittelgroße Büros), und führt diese schrittweise an die Umstellungen heran.
Leitfaden für den Einstieg in BIM
Der 80-seitige Leitfaden ist in fünf Kapitel untergliedert, die auch einzeln zurate gezogen werden können. Kapitel 1 hilft dabei, eine Einführungsstrategie für das eigene Büro in Abhängigkeit von seiner Größe zu entwickeln. Zunächst sollte überlegt werden, so die Autoren, wo Optimierungsbedarf im Unternehmen besteht, was sich mit der Methode ändern wird und was bleiben kann, wie es ist.
Arbeitsabläufe
Die grundsätzlichen Arbeitsabläufe werden in Kapitel 2 vorgestellt. Die Arbeit mit 3D-Modellen ist in vielen Büros bereits Alltag. Diese werden zu BIM-Modellen, wenn die Bauteile nicht nur geometrisch angelegt sind, sondern auch mit notwendigen Informationen zu Material, Kosten, Zeitplänen, Energiewerten und anderen Parametern verknüpft sind und diese Daten für alle Projektbeteiligten bereitgestellt werden. Hierfür müssen Datenanforderungen und -standards definiert, eine gemeinsame Datenumgebung für die Kommunikation und die Arbeit am Modell eingerichtet, vertragliche Regelungen getroffen sowie auf der Basis der vom Auftraggeber definierten Informationsanforderungen (AIA) ein BIM-Ablaufplan (BAP) erstellt werden. Im Leitfaden stellen Grafiken die Voraussetzungen und Prozesse im Projekt anschaulich dar.
Software
Kapitel 3 behandelt die Büroausstattung, vor allem hinsichtlich passender Software. Vor der Entscheidung für ein neues Produkt sollte eine Überprüfung der im Büro bereits vorhandenen Software auf BIM-Fähigkeit stehen. Welche Software von Fachplanern, Bauunternehmen und anderen Beteiligten genutzt wird, bestimmt, ob das Projekt als open BIM oder closed BIM, little BIM oder big BIM (Begriffserklärungen finden Sie hier in unserem Digital-Glossar) zu werten ist. Der Leitfaden erklärt die Unterschiede und informiert über Prüfprogramme zur Durchführung von Kollisionsprüfungen. Hinweise in Bezug auf Vertragsgestaltung, Haftung, Urheberrecht und Versicherung sind in Kapitel 4 ausführlich dargestellt und bieten juristische Sicherheit.
Fortbildung nach BIM-Standard
Das Fortbildungsprogramm der Akademien der Länderarchitekten- und -ingenieurkammern zur BIM-Methode wird in Kapitel 5 vorgestellt. Seit 2018 bieten die Akademien nach einem einheitlichen Curriculum Basiskurse nach dem BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern an, der als Qualifizierungstool für die Praxis anerkannt wird. In einem zweiten Schritt werden Vertiefungslehrgänge ebenfalls nach dem BIM-Standard angeboten. Kapitel 6 stellt weitere Leitfäden vor und nennt Organisationen auf Bund- und Länderebene, die kleinere und mittlere Architekturbüros unterstützen. Ein Glossar informiert abschließend über die wichtigsten Fachbegriffe.
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BIM-Leitfaden kostenlos als PDF
Das Druckexemplar ist bei den Fortbildungen der Architektenkammern erhältlich. Als PDF kann er (neben weiteren Leitfäden) auf der Website der BAK heruntergeladen werden. Dort
Teilnahmeurkunde qualifiziert für öffentliche BIM-Projekte
Der BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern ist das seit 2018 erfolgreich laufende bundesweite Fortbildungsprogramm der Planerkammern in der digitalen Arbeitsmethode BIM auf der Basis der Richtlinie VDI/BS 2552 Blatt 8 ff. Im Juli 2020 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, der Bundesingenieurkammer sowie der Bundesarchitektenkammer unterzeichnet, die vorsieht, dass die Absolventinnen und Absolventen des BIM-Vertiefungslehrgangs nach dem „BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern“ eine Abschlussurkunde erhalten, die bei Wettbewerben und Vergabeverfahren für zukünftige Bundesbauprojekte anerkannt wird.
Dies bedeutet für Mitglieder der Architektenkammern, dass sie sich mit der Abschlussurkunde automatisch bei öffentlichen Wettbewerben und Vergabeverfahren in Deutschland qualifizieren. Das Einreichen der Urkunde reicht dafür aus. Diese weist die eingehende Kenntnis der BIM-Methode und eine interdisziplinäre, kollaborative Ausbildung nach. Außerdem sollen die Lehrgänge nach dem Standard auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bauverwaltungen angeboten werden, um die BIM-Kompetenzen der öffentlichen Bauherren zu stärken.
Die Fortbildungen der Architektenkammern finden Sie hier
Gabriele Seitz ist Leiterin des Referats Digitalisierung der Bundesarchitektenkammer, Dr. Susanne Jany ist dort Koordinatorin
Der Leitfaden ist der zweite Band der BAK-Reihe „BIM für Architekten“ und wurde unter Federführung der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen von der BAK-Arbeitsgruppe „BIM-Büroimplementierung“ erarbeitet. Neben ihrem Sprecher Wolfgang Zimmer gehören zum Autorenteam Dr. Jörg L. Bodden, Prof. Moritz Fleischmann, Klaus-Dieter Grothe, Frank Hadwiger, Oliver Heiss, Thomas Höxtermann, Cinderella Knill (Grafiken), Jürgen Lintner, Matthias Pfeifer und Ulrich Wolbeck. Unterstützt haben die Abteilung Architektur und Technik der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen sowie das Referat Digitalisierung der Bundesarchitektenkammer.
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