Im Prinz-Eugen-Park enststanden unterschiedliche Haustypen in Holz- oder Holz-Hybrid-Bauweise (Klicken für mehr Bilder)
München wächst, unaufhörlich. Seit 1989 wurden hier 160 000 neue Wohnungen errichtet. Seit Jahren konzentriert sich die Entwicklung auf den Münchener Norden, wo einstmals militärische Liegenschaften überplant werden konnten. Als eine der letzten Reserven dieser Art wurde jetzt die Prinz-Eugen-Kaserne in Bogenhausen besiedelt: Für das 30 Hektar große Areal gab es 2009 einen städtebaulichen Wettbewerb, aus dem ein im Vergleich zu bisherigen Kasernen-Planungen feingliedriger Rahmenplan für 1800 Wohnungen samt Infrastruktur entwickelt wurde (GSP Architekten mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München).
Typologisch vielfältige Cluster aus Geschosswohnungsbau, Stadt- und Atriumhäusern fügen sich in eine grüne Parklandschaft. Der gewählte Name „Prinz-Eugen-Park“ ist hier einmal nicht bloßes Investoren-Geklingel, sondern Tatsache.
München will im Holzbau international führend werden
Doch auch auf Gebäude-Ebene nahm die Stadt starken Einfluss auf die Planungen. Nachdem die Befragung „Perspektive München“ 2012 gezeigt hatte, dass die Bevölkerung große Sympathien für mehr Holzbau hegt, widmete man das südliche Drittel des Prinz-Eugen-Parks komplett einem Musterquartier in Holz. Planungs- und Bauausschuss besuchten 2013 erfolgreiche Vorbilder wie die City of Wood in Bad Aibling, aber auch Züricher Genossenschaftsquartiere.
Konzeptvergabe auch an Baugruppen und Genossenschaften
Für die acht Baufelder mit 566 Wohnungen gab es 2016 die in der Landeshauptstadt inzwischen vorbildlich gehandhabte Konzeptvergabe (wobei zwei Felder an städtische Wohnungsbaugesellschaften vergeben wurden): In dem zweistufigen Verfahren kamen vier Baugemeinschaften und zwei junge Genossenschaften zum Zuge.
Auch Sozialwohnungen als Holzbau
Von Anfang an verfolgte das Planungsreferat mit der Nutzung von BIM einen integrierten, simultanen Ansatz, der die konstruktive und architektonische Qualität der Bauten sichern sollte. Mit der Feuerwehr stimmte man sich frühzeitig ab, sodass der Baustoff Holz im Quartier wie auch in den Innenräumen an vielen Stellen sichtbar bleiben konnte – auch in den 148 einkommensabhängig geförderten Mietwohnungen. Die überwiegende Zahl der Gebäude besteht aus Hybrid-Konstruktionen, um den Brand- und Schallschutz zu vereinfachen. Ein vierköpfiges Ratgebergremium stand den Planungsteams zur Seite.
Harmonisches Ganzes trotz Vielfalt
Durch die frühzeitige Abstimmung der Konzepte ist ein in seiner typologischen Vielfalt und sozialen Mischung doch harmonisches Ganzes entstanden. Sorgfältig gestaltete Freianlagen tun ein Übriges, um die zuweilen (vor allem im Geschosswohnungsbau) doch recht seriell gestalteten Baukörper zu verorten und die Anmutung von Baracken zu vermeiden. Das ist ein großer qualitativer Sprung gegenüber den Modellvorhaben der 1980er-Jahre, als der Freistaat die rationellen Holzbauweisen im sozialen Wohnungsbau testete.
Holzbau braucht Monitoring und Dokumentation
Der vorliegende handliche Band macht den Planungsprozess der Mustersiedlung nachvollziehbar und zeigt das ansehnliche Ergebnis mit Grundrissen, Fotos und einigen Details (sehr nützlich: nebeneinander im Vergleich) sowie einer Aufschlüsselung der Energiebilanzen, jedoch nicht der Kosten. Die AutorInnen sind sämtlich Planungsbeteiligte.
Ein unabhängiges Monitoring der Benutzung wird die Deutsche Bundesstiftung Umwelt durchführen. Sie verantwortet auch die Publikation. Das auf diese Weise transparent gemachte Pionierprojekt hilft, die Vorbehalte gegenüber dem verdichteten Holzbau, gerade bei Wohnungsbaugesellschaften, abzubauen. Es sei auf diese Weise zur Nachahmung empfohlen.
Einen ausführlicheren Bericht über den Prinz Eugen Park mit einer Karte der Einzelprojekte und den beteiligten Planungsbüros finden Sie ebenfalls bei uns.
Sabine Djahanschah, Annette Hafner, Arnim Seidel (Hg.)
DBU Bauband 4
Wohnquartier in Holz
Mustersiedlung in München
Edition Detail, 2020
120 Seiten, 49,90 Euro
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