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Zurück Nachwuchs-Kolumne #68

Selbstständig machen 2: über Direktauftrag, Kaltakquise und Netzwerk

Wie akquiriere ich Bauherr:innen? Wie komme ich an eigene Projekte? Diese Fragen stellen sich viele im Studium oder direkt nach dem Abschluss. In Teil 2 geht es um Kaltakquise, Datenbanken und das eigene Netzwerk. Dazu zählen auch Eltern und Freundeskreis

16.06.20214 Min. Kommentar schreiben
Selbstständig: Wichtig für die Akquise von ersten Aufträgen ist oft das eigene Netzwerk.

Von Fabian P. Dahinten 

In der vorigen Folge hatte ich erläutert, welche Rolle ein Kammereintrag spielt, wenn man selbstständig wird, dass Wettbewerbe auf dem Weg dorthin nicht der einfachste Weg sind und die Zusammenarbeit mit etablierten Architekturbüros verschiedene Möglichkeiten eröffnet. Hier stelle ich weitere Wege in die Selbstständigkeit vor.

Weg 4: direkte Aufträge von Bauherr:innen

Vielleicht hätte ich diese Option auch ganz zu Beginn vorstellen sollen. Sie klingt nach dem einfachsten Weg, um selbstständig zu werden. Doch in der Realität muss man meist schon bekannt sein oder ein paar Projekte umgesetzt haben, bis potenzielle Auftraggeber:innen auf ein junges Büro direkt zukommen. Auch wenn man schon einige Projekte auf der Homepage aufzählen kann, nutzt das in der Regel wenig. Denn die wenigsten Bauherr:innen googeln nach einem Büro. Meist fragen sie andere, die bereits gebaut haben und zufrieden mit ihren Architekt:innen waren.

Viel häufiger ist, dass ein erster Auftrag aus dem familiären oder sozialen Umfeld kommt, wenn man sich gerade selbstständig macht. Typischerweise von den Eltern oder von Verwandten. Ich habe sogar, das Gefühl das dies einer der häufigsten Wege ist, selbstständig zu werden.

Weg 5: Ausschreibungen und Interessensbekundungen

Kleinere Projekte werden tatsächlich auch oft ausgeschrieben, gerade von öffentlichen Bauherr:innen. In Hessen gibt es zum Beispiel die HAD, die hessische Ausschreibungsdatenbank: Darüber finden sich ziemlich viele potenzielle Aufträge, nicht zuletzt interessant für jene, die sich gerade selbständig gemacht haben. Dafür braucht man natürlich auch oft Referenzen. Man muss sich nur einmal kostenfrei registrieren und kann dann auf Recherche gehen. Meist ein Vorteil für jene, die sich gerade selbstständig machen: Je kleiner das Projekt umso weniger Architekt:innen bewerben sich darauf. Solche Ausschreibungsdatenbanken gibt es auch in anderen Bundesländern.

Weg 6: selbstständig werden durch Kaltakquise

Eine der zeitaufwändigsten Wege zu Projekten ist sicherlich die Kaltakquise. Dabei gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Die erste ist das sogenannte „Klinken putzen“, dabei schreibt man zum Beispiel Verwaltungen direkt an, stellt sich vor und fragt nach möglichen Projekten. Auch Firmen oder Unternehmen, die regelmäßig etwas bauen, gehören zu den potenziellen Zielgruppen.

Der zweite Weg bei der Kaltakquise ist einen konkreten Vorschlag zu einer Situation zu machen. Man suchst sich etwa einen Ort in der Stadt raus, der viel Potenzial bietet. Oftmals gehen Architekt:innen mit einem anderen Blick durch die Stadt und finden Möglichkeiten für Bauaufgaben, die andere nicht sehen. Mit einer skizzierten Idee für einen konkreten Ort kann man auf die Stadt oder Investoren zugehen und Ihnen dieses Projekt schmackhaft machen. Ich bin überrascht, wie oft so etwas schon funktioniert hat, auch wenn man sich erst kürzlich selbstständig gemacht hat.

Weg 7: eigene Netzwerke aktivieren

Last but not least, sollte man auch die Potenziale nutzen, die im Verborgenen schlummern: nämlich im eigenen Netzwerk. Gerade wenn man schon in einem Büro – und darüber auch gut mit Auftraggeber:innen – gut zusammengearbeitet hat, kann man diese auch über den geplanten Schritt informieren, nun selbstständig zu werden. Gerade wenn man gut zusammengearbeitet hat, ist die Möglichkeit darüber an Aufträge zu kommen nicht gerade klein. Was man auch nicht unterschätzen darf, sind ehemalige Kolleg:innen und Kommiliton:innen. Viele, die Architektur studieren, gehen anschließend in baunahe Jobs. Zum Beispiel auch auf die Seite von Bauherr:innen wie Kommunen oder anderen Stellen, die dann Aufträge zu verteilen haben.

Es gibt nicht den einen Weg, um selbstständig zu werden

An diesen sieben Möglichkeiten an Projekte zu kommen, sieht man schon, dass es nicht den einen Weg gibt. Neben viel Ausdauer und einem starken Willen, braucht man auch gute Kontakte und vor allem auch eine Portion Glück, um sich selbstständig zu machen – oder reiche Freunde.


Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.

Wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder Berufseinsteiger? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@handelsblattgroup.com

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