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BIM mit Fachplanern Teil 1: Gemeinsame Projekträume

BIM-Projekträume ermöglichen die Koordination der Architektur-, TGA- und Tragwerksplanung. Was sie können und was beachtet werden sollte

17.11.20217 Min. Kommentar schreiben
BIM-Modell von Allplan
Mit integrierten BIM-Viewern lassen sich Projekte plattformunabhängig anzeigen, analysieren, prüfen und kontrollieren. Foto: Allplan Bimplus

Dieser Beitrag ist in gekürzter Fassung unter dem Titel „BIM-Projekte mit Fachpkanern“ im Deutschen Architektenblatt 12.2021 erschienen.

Von Marian Behaneck

Die Zusammenarbeit mit Fachplanern ist anspruchsvoll und mit BIM wird sie noch intensiver und direkter: Es muss nicht mehr jedes Planungsbüro einen Planungsschritt abschließen, dann übergeben (womöglich noch in Form von gedruckten Plänen) und dann die Überarbeitungen wieder einarbeiten, wobei Zeit und manchmal auch wichtige Informationen verloren gehen. Mit BIM-Projekträumen ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in Echtzeit möglich.

Während Little/Closed BIM, also ein in nur einem Büro mit nur einer Software ausgeführtes BIM-Projekt, auch ohne ein ausgeklügeltes Datenmanagement funktioniert, wird es kniffelig, sobald mehrere Projektpartner mit unterschiedlicher Software beteiligt sind: BIM-Fachmodelle müssen zentral zusammengeführt werden, die Projektpartner müssen von verschiedenen Standorten aus mit Programmen unterschiedlicher Hersteller zusammenarbeiten (Big/Open BIM). Das und mehr ermöglichen BIM-Projekträume (auch BIM-Server genannt).

BIM-Modell am großen Monitor
Gemeinsame BIM-Projekträume vereinfachen Abstimmungsprozesse bei der Zusammenarbeit. Foto: Autodesk BIM 360

Was sind BIM-Projekträume?

BIM-Projekträume stellen die Online-Infrastruktur für eine kooperative Zusammenarbeit mehrerer Projektpartner zur Verfügung. Sie ermöglichen eine zentrale Ablage und den Austausch von Projektdaten innerhalb geschlossener Benutzergruppen – betriebssystem-, plattform-, zeit- und ortsunabhängig. Über Open-BIM-Projekträume kann man BIM-Modelle der verschiedenen Fachplaner zusammenführen, um sie zu analysieren und auf mögliche Kollisionen zu prüfen. Importiert werden diese Fachmodelle entweder über native Dateiformate oder über Schnittstellen wie IFC. Das ermöglicht einen Austausch von BIM-Fachmodellen, die mit unterschiedlichen Programmen erstellt wurden.

Neben BIM-Modellen können natürlich auch andere Dokumente wie Baupläne, Berechnungen oder Ausschreibungen bereitgestellt werden. Änderungen am Projekt werden automatisch protokolliert und alle Nutzer informiert. Dazu verwalten BIM-Projekträume neben den Dokumentinhalten auch Informationen zu Dokumentversionen, Benutzern und deren Zugriffsrechten sowie zu Prozessabläufen – etwa zu Korrekturen, Änderungen und Freigaben. BIM-Projekträume ermöglichen damit einen strukturierten und nachvollziehbaren Informations- und Datenaustausch über den gesamten Projektverlauf und machen Planungsabläufe transparenter.

Grafik Vorteile BIm Server
Die Online-Bereitstellung von BIM-Projektdaten kann viel mehr als das eigentliche BIM-Modell umfassen. Foto: Trimble Connect

Was können BIM-Projekträume?

Zu den BIM-spezifischen Standardfunktionen zählen Viewer. Damit können Zugriffsberechtigte BIM-Modelle interaktiv und per App auch mobil aus beliebigen Perspektiven betrachten und sich Grundrisse, Ansichten, Schnitte oder Abmessungen, Flächen, Mengen, Materialien und andere Bauteilinformationen anzeigen lassen. Mit BIM-Analysewerkzeugen lassen sich Fachmodelle zusammenführen, um sie zu analysieren und zu prüfen. Werden dabei Kollisionen erkannt, können über das BIM-Nachrichtenaustauschformat BCF Aufgaben und Arbeitsanweisungen, Zuständigkeiten, Prioritäten und Fälligkeiten unter allen betroffenen Projektpartnern dokumentiert verteilt werden. Daraus ergeben sich klare Verantwortlichkeiten, was Planungsabläufe transparenter, verbindlicher und sicherer macht.

Einige Projekträume wie BIM Collaborate Pro von Autodesk oder die BIMcloud von Graphisoft ermöglichen auch eine simultane Bearbeitung eines BIM-Projekts durch mehrere Projektpartner in Echtzeit. Über ein Reservierungssystem wird definiert, welche Elemente oder Bereiche von welchen Kollegen zur Bearbeitung reserviert sind und welche für eine Bearbeitung zur Verfügung stehen. Das vereinfacht die Zusammenarbeit etwa mit freiberuflichen Kollegen, Homeoffice-Mitarbeitern oder mit Büro-Zweigstellen. Revisions-Manager sorgen dafür, dass durch unterschiedliche Versionsstände von BIM-Modellen oder Dokumenten keine Fehler entstehen. Damit sind auch komplette Projekthistorien dokumentier- und nachvollziehbar. Tauchen auf der Baustelle Fragen oder Mängel auf, kann man sie vor Ort per App am BIM-Modell klären respektive erfassen. Über Programmier-Schnittstellen sind auch individuelle Anpassungen möglich, beispielsweise, um eigene Programme einzubinden. Teilweise werden auch Funktionen für das Management von Projekten, Dokumenten oder Baumängeln bereitgestellt.

Screenshot Procore
BIM-Server bieten auch Analyse-, Prüf- und Verwaltungsfunktionen. Foto: Procore

Worauf sollte man achten?

BIM-Projektplattformen unterscheiden sich in vielen Details, beispielsweise darin, ob Projekte nur bürointern, auch mit verschiedenen Teams beziehungsweise Zweigstellen oder auch mit externen Projektpartnern bearbeitet werden können. Deshalb sollte man die Frage klären, ob BIM-Projekte parallel von mehreren internen oder externen Projektpartnern in Echtzeit bearbeitet werden sollen und ob BIM-Projektdaten alternativ auch auf dem Büro-Server gespeichert werden können. Wichtig ist zudem, wie individuell die Projekt- und Nutzerverwaltung, die Rechte- und Rollenvergabe eingestellt werden können, welche Funktionen für die BIM-Koordination zur Verfügung stehen (IFC-Viewer/-Checker, Kollisionsprüfung, Revisionierung, Revisionsvergleich etc.) oder wie die Zusammenarbeit unterstützt wird (Aufgaben erstellen, zuweisen, verfolgen etc.).

Teilweise unterstützen BIM-Server auch das Informations-Management (Text- oder Video-Chat, Suchfunktionen, Dokumentenmanagement etc.), das Projekt-, Qualitäts- oder Mängelmanagement. Auch die Nutzungskosten pro Mitarbeiter, Speichervolumen und Nutzungszeiträume, eventuelle Zusatzkosten sowie Kündigungsfristen und die Möglichkeit von Testzugängen sollten beachtet werden. Wichtig sind ferner Workflow-Funktionen, die einen automatisierten Ablauf zuvor definierter Vorgänge, die Zuweisung von Aufgaben und die Kontrolle von Terminen ermöglichen.

Mann mit Tablet auf Baustelle
Dank der Cloud kann das BIM-Modell auch auf der Baustelle zum Vergleich herangezogen werden. Foto: Revizto


<<< Jump Mark: sicher >>>
Sind BIM-Projekträume sicher?

Bei der Auswahl der BIM-Projektplattform sollte man neben den BIM-, Management- und Kollaborationsfunktionen auch auf den Datenschutz, die Datensicherheit, die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit achten, denn sowohl die Projektraum-Software als auch alle Projektdaten sind auf Servern des Anbieters gespeichert. Deshalb sind Projekträume redundant ausgelegt, sodass bei Ausfall eines Systems dessen Aufgabe sofort von einem Stand-by-System übernommen wird. Dennoch können Zugriffsprobleme auftreten – etwa durch eine Störung beim eigenen Internet-Provider. Daher sollten alternative Internet-Zugänge bereitstehen und Projektdaten sollten auch auf andere Projekträume portiert werden können.

Auch wenn Projektdaten nur auf deutschen oder europäischen Servern mit strengeren Sicherheitsstandards gespeichert und über sichere Datenverbindungen verschlüsselt transferiert werden – eine absolute Sicherheit vor Datenmissbrauch oder Sabotage kann kein Anbieter garantieren. Ein mit dem Betreiber abzuschließender AV-Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung sollte sicherstellen, dass personenbezogene Daten DSGVO-konform verarbeitet werden. Beachten sollte man auch, dass BIM-Projekträume – ebenso wie die BIM-Planungsmethode – Disziplin voraussetzen, die Funktionen des BIM-Projektraums konsequent genutzt werden und kein separater, paralleler Informations- oder Datenaustausch stattfindet.


Screenshot Autodesk BIM 360
BIM-Projekträume unterstützen auch die Projekt- und Qualitätskontrolle sowie das Projektmanagement. Foto: Autodesk BIM 360

3 Beispiele für BIM-Projekträume

Inzwischen bieten auch einige Projektkommunikations- und Management-Systeme (PKMS) BIM-Funktionen. Speziell für die BIM-Planungsmethode konzipierte Projekträume stellen die folgenden Absätze beispielhaft vor (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, siehe auch Anbieterliste):

BIM 360

BIM 360 von Autodesk ist eine Cloud-Plattform, auf der alle Projektdaten in einem zentralen Arbeitsbereich liegen und im Browser oder auf mobilen Endgeräten abgerufen werden können. BIM 360 umfasst mehrere Produkte: Mit BIM 360 Docs werden Modelle oder Dokumente veröffentlicht, verwaltet, überprüft und genehmigt. BIM 360 Design ermöglicht die Zusammenarbeit an gemeinsam genutzten Revit-Modellen. BIM 360 Glue vernetzt Projektteams, optimiert Arbeitsabläufe zur Projektprüfung und ‑koordination. 360 Build optimiert die Qualitätskontrolle und das Projektmanagement auf der Baustelle.

Screenshot Graphisoft BIMcloud
BIM-Projekträume unterstützen den Austausch von Informationen und Modelldaten auf verschiedenen Ebenen. Foto: Graphisoft BIMcloud

BIMcloud

BIMcloud von Graphisoft unterstützt die cloudbasierte Zusammenarbeit an BIM-Projekten jeder Größe. Projektdateien lassen sich in Echtzeit von mehreren Nutzern bearbeiten. Zur Leistungssteigerung können auch mehrere BIM-Server zu einer Cloud vernetzt werden. Das ermöglicht einen Simultan-Zugriff auf gemeinschaftlich genutzte BIM-Projekte für eine beliebige Anzahl von Arbeitsplätzen mit Standard-Internetverbindung. Über mobile Geräte kann man auch von der Baustelle aus gemeinsam an Projekten arbeiten.

BIM-Modell in Allplan Bimplus
Integrierte Kontroll- und Kollaborationsfunktionen vereinfachen das gemeinschaftliche Aufspüren und Beseitigen von Fehlern. Foto: Allplan Bimplus

Bimplus

Bimplus von Allplan steuert und überwacht den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken. In der Planungsphase lassen sich offene Aufgaben nachverfolgen und kontrollieren. Alle BIM-Inhalte werden in einem zentralen Koordinationsmodell zusammengeführt und visuell dargestellt, inklusive aller Unstimmigkeiten. Aufgaben lassen sich koordiniert lösen, indem sie am Modell verankert, Zuständigkeiten, Prioritäten und Fälligkeiten festgelegt und in Echtzeit  kommuniziert werden. Vorhandene Softwarelösungen können eingebunden oder eigene Applikationen programmiert werden.

Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in ­Jockgrim (Pfalz)


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