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Renderings: wie Visualisierungen die Architektur unterstützen

Viele Architekturbüros beauftragen für Visualisierungen professionelle Rendering-Studios und profitieren von deren Spezialwissen. Und das rückt die Entwürfe nicht nur rein technisch ins rechte Licht, denn oft entscheiden Atmosphäre und die abgebildeten Details

27.04.20225 Min. Kommentar schreiben

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Renderings als Botschaft“ im Deutschen Architektenblatt 05.2022 erschienen.

Von Simone Hübener

In der Vermarktung von Immobilien spielen Visualisierungen eine enorme Rolle, um einer Zielgruppe mit wenig architektonischem Vorwissen eine noch nicht gebaute Realität möglichst perfekt zu vermitteln. Bei Architekturbüros geht es dagegen vielmehr darum, in Wettbewerben einer zum Großteil mit Fachleuten besetzten Jury das eigene Konzept nahezubringen und damit zu überzeugen. Dabei darf durchaus zu erkennen sein, dass es sich um eine Abstraktion handelt, weshalb architektonische Details bewusst nicht perfekt dargestellt werden.

Bis ins Detail durchdacht

Dass bei Renderings, die für Wettbewerbe erstellt werden, das Konzept und die Emotionen im Vordergrund stehen, zeigt sich auch im Prozess vom Plan bis zur fertigen Visualisierung: Häufig werden die Gebäude zu Beginn als einfache Klötzchen dargestellt und zuerst das Umfeld modelliert. Welche Stimmung soll das Bild vermitteln und welches Wetter, welche Beleuchtung passen dazu? Welche Botschaft sollen die eingesetzten Menschen transportieren und wie sind sie gekleidet? Kleinigkeiten, die die Betrachtenden oftmals nur unbewusst wahrnehmen, können dabei äußerst wichtig werden.

Rendering Innenstadt bei Sonnenuntergang

Visualisierungen unterstützen die Architektur

Gut zu erkennen ist dies auf dem Rendering für den Wettbewerb zum Neubau des Archäologischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern in Rostock, bei dem Menschen vom Dach des Gebäudes aus über das bewegte Wasser blicken. Sie veranschaulichen auf einfache Weise die Wegeführung des Entwurfs von JSWD, die sich vom Eingang eben bis zum Dach spiralförmig durch das gesamte Museum hindurchzieht.

Christian Mammel, Associate Partner bei JSWD, spricht deshalb im Hinblick auf die Mitarbeitenden der Rendering-Studios (hier: Play-Time, Barcelona) gerne auch von Künstlerinnen und Künstlern mit einem großen Spezialwissen und nicht von Technikern, die lediglich Vorgaben umsetzen.

Gespür für den Entwurf

Mit viel Feingefühl erspüren sie die hin und wieder auch unausgesprochenen Vorstellungen ihrer Kundschaft. Sofern das gegenseitige Vertrauen groß genug ist, übernehmen die Rendering-Teams auch die wichtige Rolle des Korrektivs mit einem Blick von außen und stellen kritische Fragen zum Entwurf. Dies kann durchaus dazu führen, dass spezifische Aspekte des architektonischen Konzepts noch einmal überarbeitet werden. Die Visualisierung wird dadurch zum Teil des Entwurfsprozesses.

Briefing und Kommunikation

Um an diesen Punkt zu gelangen, ist insbesondere am Beginn einer neuen Zusammenarbeit ein detailliertes Briefing unerlässlich. So können sich beide Teams finden, und bei weiteren Projekten verkürzt sich diese Startphase enorm. Dass die Kommunikation in den meisten Fällen sehr gut funktioniert, liegt auch an der Ausbildung des Großteils der Visualisiererinnen und Visualisierer: Sie haben in der Regel Architektur studiert und verstehen deshalb auch die spezielle Sprache der Architektinnen und Architekten. „Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, dass wir uns in das Architektenteam hineinversetzen, seine Denke, seine Vorstellungen und Vorlieben kennen und die Entwurfsidee richtig interpretieren können“, ist Christopher Saller, Gründungspartner von Nightnurse Images (Zürich), überzeugt.

Diversity kommt oft zu kurz

Beim Thema Diversity sind es dagegen in vielen Fällen nach wie vor die Rendering-Studios, die Impulse setzen und so für eine realitätsgetreuere Darstellung sorgen. Während in anderen Ländern, beispielsweise den USA, seit vielen Jahren akribisch auf solche Details geachtet wird, scheinen sie in Deutschland noch immer eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Die in Visualisierungen verwendeten Menschen, sogenannte Cut-outs, haben häufig eine weiße Hautfarbe und vermitteln mit ihrer Kleidung die Zugehörigkeit zur gutbürgerlichen Mittel- oder gar Oberschicht.

Rendering eines Hochhauses
Prototypischer Wolkenkratzer, New York; Vusialisierung: Render Vision

Bei der Teilnahme an Wettbewerben im Ausland profitieren viele Architekturbüros von den oftmals internationalen Teams der Studios. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen sich auch mit Feinheiten aus, die sehr wichtig sind, und suchen deshalb in den Datenbanken gezielt nach den passenden Cut-outs“, berichtet Michael Falk, Inhaber von Render Vision (Offenbach am Main).

Viel Aufwand für perfekte Cut-outs

Neben der Nationalität und der Kleidung spielen auch der Lichteinfall und damit der Schattenwurf sowie die Perspektive eine bedeutende Rolle. Bei besonders wichtigen Projekten begnügen sich manche Auftraggeberinnen und -geber nicht mit dem Vorhandenen, sondern lassen Models eigens für ein Rendering fotografieren. So kann alles bis ins letzte Detail auf die Zielgruppe und die Umgebung in der Visualisierung abgestimmt werden. Es ist eben alles eine Frage des Budgets.

Weniger Renderings in Wettbewerben?

Und wie könnte es bei all dieser bereits vorhandenen Perfektion nun weitergehen? Besonders interessant ist eine sich abzeichnende Entwicklung bei Wettbewerben, denn hier deutet sich eine Gegenbewegung an: Renderings werden immer häufiger verboten.

Erlaubt sind dann ausschließlich Pläne und ein Modell. Dem Überbietungswettbewerb um die beste Visualisierung setzen die Auslobenden damit ein Ende und ermöglichen dadurch auch kleineren Büros mit einem geringeren Budget eine gleichwertige Präsentation.

Gaming-Industrie beschleunigt Virtual Reality

Bei den Themen Virtual Reality und Augmented Reality könnte nach Ansicht von Nightnurse Images aus einer völlig neuen Richtung Unterstützung kommen: der Videospiele-Industrie. Sie springt mit der Entwicklung browserbasierter Spiele derzeit auf diesen Zug auf und könnte damit, so Saller, auch Architekturvisualisierungen voranbringen.

Geld und Lobby seien dort auf alle Fälle vorhanden. Für Rendering-Studios würde dies bedeuten, dass von ihnen ein noch tieferes Spezialwissen verlangt wird und Architekturbüros, die schon heute viele Visualisierungen inhouse erledigen, ihnen noch speziellere und kniffligere Aufgaben überlassen.

Simone Hübener ist freie Architekturjournalistin, Planredakteurin und Dozentin in Berlin und Fellbach bei Stuttgart

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