Von Lorenz Hahnheiser
Als Vertreter von nexture+, dem Netzwerk für junge Innen:Architekt:innen war ich kürzlich auf dem PIT. Das ist das Treffen der Stadt- und Raumplaner:innen im deutschsprachigen Raum, für mich also eine Erfahrung in Interdisziplinarität. Ich hatte das Gefühl, dabei vor allem einiges über meinen eigenen Studiengang Architektur zu lernen.
Schmaler Grat: übergriffig oder unsensibel?
Anscheinend werden wir gelegentlich als übergriffig wahrgenommen, wenn wir uns Aufgaben annehmen, die die reine Architektur verlassen. Dann wiederum sind wir unachtsam, wenn nur die Gebäudearchitektur im Fokus steht und der Kontext als Nebensache behandelt wird. Wo einerseits Architektur aufhört, andererseits Stadt- und Raumplanung, Innenarchitektur oder Landschaftsplanung anfangen, ist schwer zu sagen. Eine klare Abgrenzung ist sowieso nicht sinnvoll, weil am Ende alles zusammenhängt.
Wir brauchen mehr Schnittstellen
Obwohl sich die Wege der kammerfähigen Berufe im Berufsalltag immer wieder kreuzen werden, gibt es bisher nur wenig Vernetzung. Nur wenige Hochschulen verknüpfen die Studiengänge im Sinne der Interdisziplinarität. Woran liegt das? Es ist schon ziemlich aufwendig, allein das eigene Fachgebiet zu begreifen. Verständlicherweise ist darum selten Energie vorhanden, auch noch den Wirkungsbereich anderer Studiengänge zu erlernen.
Aber mal ehrlich, es wäre doch Quatsch, wenn das so bliebe. Eigentlich erspart es uns allen doch Arbeit, zu wissen, was wir selbst gut können und was andere besser machen. Außerdem gibt es viele Themen, die alle betreffen und die auf voller Bandbreite der Planungsdisziplinen vorangetrieben werden müssen.
Interdisziplinarität macht Laune
Einerseits braucht es darum informelle Räume der Vernetzung. Bei nexture+ (Architektur und Innenarchitektur), Bfsr (Stadt und Raumplanung) und BuFaLa (Landschaftsarchitektur) gibt es darum jetzt Bestrebungen die Vernetzungstreffen und die nachwuchspolitische Arbeit enger zusammen zu bringen. Es braucht aber für Interdisziplinarität auch an den Universitäten mehr gemeinsame Module. Besser noch aufeinander aufbauende Module, in denen die Studierenden den Aufgabenbereich ihrer eigenen Disziplin bearbeiten und damit die Arbeit der anderen vervollständigen. Wenn es das bereits irgendwo gibt, freue ich mich sehr über einen Hinweis.
Sicher ist, dass es richtig Laune macht, neue Perspektiven auf die eigene Leidenschaft kennenzulernen. Das war meine Erfahrung als Architekturstudent zwischen 120 Studierenden der Stadt- und Raumplanung. Interdisziplinarität kann ich darum allen sehr ans Herz legen.
Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Johanna Ziebart.
Wie sind Eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder Berufseinsteiger? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@handelsblattgroup.com.
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: