Um ins Gespräch zu kommen, ist der gemeinsame Kaffee schon mal ein guter Anfang. So machten es die meisten auch am 28. Oktober beim Nachwuchsarchitekt:innentag (NAT) in Berlin. Hierzu hatten die Bundesarchitektenkammer (BAK) und nexture+, ein Netzwerk angehender (Innen)architektinnen und -architekten, erstmals bundesweit eingeladen. Die Idee: Der Weg in den Beruf sollte auf den Prüfstand gestellt, Hürden benannt und Lösungswege erarbeitet werden, um den Nachwuchs in die Lage zu versetzen, an den aktuell relevanten Themen mitzuwirken.
173 Studierende, 25 Lehrende, 59 Berufsneulinge und 53 Vertreter der BAK wie der Praxis kamen in der Berlin-Neuköllner Lise-Meitner-Schule zusammen, um sich auf dem Nachwuchsarchitekt:innentag auszutauschen: Wo man heute steht, welche Herausforderungen es anzugehen gilt, wo es hingehen soll. Im Fokus stand mit dem Nachwuchs die Zukunft eines Berufsfeldes, das angesichts einer sich rasant wandelnden Welt vor neuen Möglichkeiten und neuer Verantwortung steht. Nach einem Frühstück samt Begrüßung in großer Runde ging es in die erste Runde mit Workshops.
Fragen zur modernen Lehre, zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Berufsalltag und Ehrenamt
Der Vormittag war dem internen Austausch gewidmet. Zunächst besprachen die Gruppen sich separat voneinander in vier Workshops, sogenannten Silos. Dabei ging es einerseits um eine Bestandsaufnahme der eigenen Positionen. So diskutierten die Studierenden untereinander, wo sie handlungsfähig sind, wo sie es werden wollen und was der Nachwuchs davon hat, sich zu vernetzen. Über die Bestandsaufnahme im eigenen Silo hinaus stellte jede der vier Gruppen sich jeweils die Frage, welche Erwartungen man an die anderen drei Silos hat, um einen erfolgreichen Berufsweg an den Start zu bekommen.
Auf diese erste Runde folgte eine gemeinsame Podiumsdiskussion darüber, welche Erkenntnisse aus den vorherigen Gesprächsrunden deutlich geworden sind und welche Handlungsfelder deshalb nun in den Fokus rücken. Am Nachmittag vernetzen sich die Teilnehmenden gezielt über die Grenzen der Silos hinweg. Die zwölf Workshops der zweiten Runde beim Nachwuchsarchitekt:innentag waren thematisch ausgerichtet, auf spezifische Fragestellungen wie zum Beispiel zur modernen Lehre, zu Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Berufsalltag und Ehrenamt.
Die Architektenkammern der Zukunft
Gleich zwei Runden auf dem Nachwuchsarchitekt:innentag widmeten sich den Architektenkammern der Zukunft. Dort äußerten jüngere Teilnehmende unter anderem den Wunsch, sich in deren Wirken leichter einbringen zu können und als Nachwuchs ernst genommen zu werden – dies nicht nur als eigene Sparte in der Kammerarbeit, sondern im Sinne einer echten Integration mit allen Rechten und Pflichten durch alle Bereiche. Angeregt wurde zudem, Lösungen zu finden, um ein ehrenamtliches Engagement – neben Studium, Beruf und Familie – leichter zu ermöglichen, etwa durch Freistellungsmodelle über den Arbeitgeber.
Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse aus den zwölf Workshops brachten die Teilnehmenden in das darauffolgende Abschlussplenum ein. Dieser Überblick wurde von der großen Runde zusammengefasst und diskutiert: welche Handlungsfelder und Potenziale besonders deutlich in den verschiedenen Gruppen herausgearbeitet worden sind, welche Potenziale die Akteurinnen und Akteure im Austausch mit den einzelnen Zielgruppen sehen. Daraus formulierten die Teilnehmenden eine Abschlusserklärung, die jeder Gruppe etwas mit auf den Weg gibt.
Nachwuchsarchitekt:innentag: Es wird nicht bei einem bleiben
An die Lehrenden geht etwa der Apell, den Bogen zwischen radikalen und realen Forderungen zu spannen, zum freien Denken anzuregen und Experimentierfelder für aktuelle Herausforderungen zu bieten. Die Studierenden sollen ihr Studium aktiv mitgestalten und kritisch hinterfragen. Von den Architektenkammern wird erwartet, dass sie Bundesländerübergreifend und interdisziplinär agieren. Gewünscht sind zudem Plattformen für Berufseinsteigende, die Ideenaustausch und -entwicklung fördern. Die Berufsneulinge wiederum sollen sich berufspolitisch engagieren und ein stärkeres Bewusstsein für berufliche Selbstverwaltung sowie deren Strukturen entwickeln.
Das Fazit des NAT lautet vor allem: Alle Akteure sollen aus ihren Silos herauskommen und sich über vermeintliche Grenzen hinweg enger miteinander vernetzen. Damit stand am Ende des Tages auch fest, dass das Format NAT fortgesetzt werden soll.
Mehr zum Nachwuchstag gibt es bei der BAK und in der Nachwuchs-Kolumne mit großer Fotostrecke.
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