Ich weiß nicht, ob Musik meine erste Liebe war – aber es kommt dem ziemlich nahe. Und selbst wenn ich am Ende nicht Musikerin, sondern Architekturjournalistin geworden bin, habe ich doch viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Bereichen entdeckt. In der Musik wie in der Architektur geht es um Struktur und Rhythmik, um verschiedene Stile und handwerkliches Können, um kreative Ideen und das nötige Bauchgefühl – und nicht unerheblich darum, wie das eigene Werk auf das Publikum wirkt.
Idealerweise greifen Live-Musik und Architektur ineinander und verstärken sich gegenseitig. Bei Konzerten in umgenutzten Strukturen, wie beispielsweise ehemaligen Industriebauten, macht man als Zuhörerin mehr oder minder gern Abstriche beim Klang zugunsten der ungewöhnlichen Atmosphäre. Im musikalischen Neubau hingegen, dem wir uns in diesem Monatsschwerpunkt widmen, hat sich inzwischen ein enormer Perfektionsanspruch an Architektur und Akustik etabliert. Für Architektinnen und Architekten bedeutet das auch eine enge Zusammenarbeit mit Akustikprofis – die im Extremfall bis zur Veränderung der Formensprache führen kann, wie Volker Staab bei der Kronberg Academy erfahren musste. Wie groß trotzdem (oder gerade darum?) derzeit die Bandbreite der gut klingenden wie optisch beeindruckenden Konzertsäle ist, sehen Sie hier. Dass die meisten von ihnen für den musikalischen Nachwuchs gebaut wurden, ist ein positives Zeichen für die Förderung der Musik- wie der Baukultur.
Dr. Brigitte Schultz, Chefredakteurin
In unserem Schwerpunkt Musikalisch verrät außerdem ein Architekt, was bei der Planung einer Musikakademie wichtig ist.