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[ Nachwuchs-Kolumne #203 ]

Architektur für die Demokratie: Kultur statt Konsum oder Kirche

Kirchen und Schlösser, Bürohäuser und Konsumtempel prägen unsere Städte. Es wird Zeit, verstärkt für unsere lebendige Demokratie zu bauen. Es gibt Vorbilder dafür.

Die Reichstagskuppel in der Abenddämmerung
Die Reichstagskuppel in Berlin ist ein schönes Beispiel für repräsentative Architektur im Dienste unserer Demokratie. Davon sollte es mehr geben.

Von Fabian P. Dahinten

Zum Jahresbeginn sind tausende Menschen in vielen deutschen Städten auf die Straßen gegangen: gegen den Rechtsruck in Deutschland, für die Demokratie. Demonstrationen finden oft mitten in der Stadt auf großen öffentlichen Plätzen statt, um maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen.

An wichtigen Orten dominieren Monarchie und Kirche

Dabei ist mir aufgefallen, wie gerade diese Plätze oft durch historische Elemente wie Bauwerke und Denkmäler geprägt sind: Statuen von Monarchen, Schlösser oder Kirchen, die früher aber auch noch heute Macht symbolisieren. Viele Schlösser werden öffentlich genutzt, prominente Kirchen dienen den meisten für Selfies statt der Frömmigkeit.

Das Wettrennen zwischen Kirche, Adel und Bürgertum, das sich in beeindruckenden Bauwerken widerspiegelt, gehört der Vergangenheit an. Die bürgerliche Demokratie hat sich durchgesetzt, aber erkennt man das im öffentlichen Raum?

Private Investoren bestimmen das Baugeschehen

Wer baut heutzutage die beeindruckendsten Gebäude? Bürohochhäuser oder Wohnkomplexe bauen vor allem private Investoren mit Banken und Versicherungen im Rücken. Andere große Gebäude in den Städten dienen dem Konsum. Der demokratische Staat tut sich schwer damit, symbolträchtig zu bauen. Zu oft werden überteuerte Bauvorhaben zum Karriereende von Politiker:innen.

Was bleibt, sind die Monumente von früher und die Hochhäuser und Konsumtempel des Kapitalismus. Okay, vielleicht gibt es noch ein paar größere Kultur- und Infrastrukturbauten, die die öffentliche Hand baut, die nicht auf einen Mindest-Standard heruntergespart wurden.

Demokratie ganz groß im Stadtbild

Was wäre, wenn wir, wie Kirche und Adel früher, mitten in unsere Städte Gebäude als Monumente bauen, die die Stärke der Demokratie sichtbar machen – an genau die Orte, wo Menschen für die Demokratie demonstrieren?  Es müssen keine Statuen von Politiker:innen sein oder beeindruckende Gebäude wie das Bundeskanzleramt.

Es kann auch ein Ort sein, der wie das Oodi in Helsinki eine Art öffentliches Wohnzimmer ist, das Angebote (ohne Konsum) für die Menschen bereithält. Das können Werkstätten sein, Studios, Leihangebote, Bibliotheken oder Kursräume für Vereine.

Abreißen oder umnutzen

Wir könnten nun die alten Reliquien in unseren Zentren abreißen. Oder wir nutzen zum Beispiel die immer leerer werdenen Bürohäuser oder die schwächelnden Einkaufszentren und Kaufhäuser für neue Monumente der Demokratie, die nicht Macht oder Konsum, sondern unsere lebendige demokratische Gesellschaft sichtbar machen.


Fabian P. Dahinten ist Architekt und Partner bei Lengfeld & Wilisch Architekten, Darmstadt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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