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[ Nachwuchs-Kolumne #206 ]

Auf ins Grüne: New Yorks neue Parks und Gärten

Von weltberühmten Parkanlagen bis hin zu verborgenen Oasen: Unsere Kolumnistin hat New York mit einem besonderen Auge für seine Landschaftsarchitektur erkundet. Dabei ist sie auf reizvolle Überraschungen gestoßen, von denen wir auch in Europa lernen können.

Von Luisa Richter

Bereits in vorherigen Kolumnen habe ich berühmte Parks in New York erwähnt und Bilder von Landschaftsarchitektur in New York genutzt. In meiner Umfrage nach den berühmtesten Projekten der Landschaftsarchitektur wurden als internationale Beispiele der Central Park und die High Line sehr häufig genannt.

Parks in New York: endlich selbst da

Nun ergab sich die Möglichkeit, diese Orte zu besuchen. Mir war klar: Neben den klassischen Touri-Hotspots will ich auch weniger bekannte Parks und Gärten kennenlernen, die mindestens genauso interessant sind. Aber auch zu den bekannteren Projekten habe ich in dieser Kolumne natürlich etwas zu schreiben.

Viele kleine Plätze: Jedes bisschen Grün eine Ruheinsel

Vor der Reise war mir nicht bewusst, dass es so viele kleine begrünte Plätze in Manhattan gibt. Während bei uns gerade kleinere Parks eher leer sind, gibt es dort gefühlt keinen einzigen Ort, an dem sich nicht viele Menschen tummeln. In einer unfassbar lauten Stadt wie New York, die einen sehr hohen Versiegelungsgrad hat, ist der Anblick von gepflegtem Grün wertvoll: sei es ein Beet, ein Straßenbaum, der schon eine gewisse Größe erreicht hat, oder ein kleiner Platz. Solche Orte haben eine enorm anziehende Wirkung, weil sie den kurzen Moment des Durchatmens und Runterkommens ermöglichen.

Central Park: Ein rettendes Rechteck mit Schwung

Den größten Raum dafür bietet der Central Park. 1873 im Stil eines englischen Landschaftsgarten fertiggestellt, bildet er mit seinen geschwungenen Wegen den Kontrast zu den geraden Häuserblöcken der Stadt. Die dichten grünen Blätterwolken, die durch die Bäume den Lärm der Stadt etwas abpuffern, wirken anziehend. Bei jedem Betreten des Central Parks haben wir aufgeatmet, weil es so schön war, in dieses dichte Grün zu kommen und im Schatten der Bäume zu verweilen. Und typisch New York: Auch seine Größe von 341 Hektar beeindruckt.

High Line: Neue Verbindungen und Blickachsen

Ganz anders als die verschlungenen Wege des Central Parks kommt die High Line von Diller Scofidio + Renfo (Architektur) und Piet Oudolf (Landschaftsarchitektur/Pflanzplanung) daher: eine meist geradlinige 2,6 Kilometer lange ehemalige Güter-Bahntrasse, die nun ein öffentlicher Park ist. Während der Central Park durch seine Größe auch die unfassbare Menge an Menschen bewältigen kann, entsteht auf der begrünten Trasse schnell ein Personenstau.

Die High Line beeindruckt weniger durch ihren Erholungswert, sondern mehr durch die überzeugende Idee: Eine Inmdustrieruine als neue Fußwegeverbindung über den Straßen New Yorks, deren Blickachsen durch die Straßenschluchten den Kontrast der befestigten Stadt zum aufwendig gepflegten Stadtgrün noch einmal unterstreichen.

Parks in New York zeigen: Pflanzen entscheiden mit

Außerdem muss ich die beeindruckende Bepflanzung ansprechen: Stellen wir uns einmal vor, die High Line bestünde auf ihrer gesamten Länge nur aus einer Monopflanzung mit Felsenbirnen (Amelanchier canadensis) oder Blumen-Hartriegeln (Cornus florida) – zwei Pflanzen, die ich auf dem Rest meiner Reise sehr häufig gesehen habe. Sicher wäre die Trasse ein gerne genutzter Freiraum in New York geworden, wo Menschen ihre Mittagspause verbracht hätten. Aber sie wäre nicht zu einem der berühmtesten Projekte der Landschaftsarchitektur der Gegenwart geworden.

Erst die durchdachte Bepflanzung von Piet Oudolf aus verschiedensten Gräsern, Stauden und Sträuchern, schafft das Gesamtkunstwerk. Ein kleiner Appell an uns alle: Auf die Pflanzenverwendung kommt es an! Wenn wir sie von Anfang an in unserem Konzept mitdenken, können wir aus einem durchschnittlichen Projekt ein herausragendes Projekt manchen.

Little Island: Raumwunder mit Inselbegabung

Die beiden genannten Projekte haben mich zwar begeistert. Mein Lieblingsprojekt in New York allerdings war Little Island von Arup (Ingenieurplanung), Heatherwick Studio (Architektur) und MNLA (Landschaftsarchitektur). Der künstliche Pier wurde erst 2021 fertiggestellt und bietet auf der Grundfläche von nur 9.700 Quadratmetern unglaublich viel für einen öffentlichen Park. Die Grünanlage thront auf verschieden hohen Betonpfählen und erzeugt so unterschiedliche Ebenen im Park. Zwischen einem kleinen Platz, einer kleinen Theaterbühne und einem größeren Amphitheater erheben sich verschiedene Aussichtspunkte, von denen man in verschiedene Richtungen blicken kann.

Little Island: Lebendig und gepflegt

Auch hier fiel mir die gepflegte und aufwendige Bepflanzung direkt auf (und die unfassbar sauberen, kostenlosen Toiletten verdienen eine kurze Erwähnung, weil in New York keine Selbstverständlichkeit). Dann hatten wir noch Glück mit dem Timing: Als wir auf Little Island waren, feierte der Park sein dreijähriges Bestehen, weshalb kostenlose Cupcakes verteilt wurden. Mich hat besonders beeindruckt, wie viel auf einer kleinen Fläche untergebracht werden kann und mit welcher Qualität der Park überzeugte – nicht nur pflegerisch, sondern auch mit der Aufenthaltsqualität.

Bäume im The Max Family Garden
Eine gut versteckte Oase ist der 745 Quadratmeter kleine The Max Family Garden am Fuß der Brooklyn Bridge.

Max Family Garden: Ein familiärer Geheimtipp

Als meinen Geheimtipp für New York möchte ich noch The Max Family Garden nennen (Landschaftsarchitektur: Michael Van Valkenburgh Associates). Der nur 745 Quadratmeter kleine Park liegt innerhalb der Backsteinwände eines ehemaligen Lagerhauses am Fuß der Brooklyn Bridge. Da er zum nahgelegenen Brooklyn Bridge Park gehört, wird er leicht übersehen und bietet ein echtes Überraschungsmoment. Im Vorbeilaufen erwartet kaum jemand einen solchen Garten mit seinen kleinen Rückzugsnischen.

Falls bei euch also eine Reise nach New York ansteht, empfehle ich neben den allseits bekannten großen Projekten, die Augen offen zu halten. Es gibt erstaunlich viele kleine landschaftsarchitektonische Orte in einer so großen und lauten Stadt zu entdecken. Und für alle, bei denen keine Reise ansteht: Einfach mal einen Blick auf unsere vielen Straßenbäume werfen, tief durchatmen – und sich freuen, wie unfassbar leise unsere europäischen Städte sind.


Luisa Richter absolvierte ihren Bachelor in der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin und studiert dort nun im Master weiter. Sie engagiert sich in der Bundesfachschaft Landschaft.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.

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