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[ Nachwuchs-Kolumne #195 ]

Hochschulen und Architektenkammern: ein Doppel mit Potenzial

Trotz vieler gemeinsamer Themen und Anliegen kommen nur wenige Studierende in Kontakt mit den Architektenkammern. Das ist einer strukturellen Distanz geschuldet. Wie sie sich überwinden lässt, zeigt Hessen mit einer Hochschulkonferenz.

Menschen vor einen Pinwand in einer Grünanlage
Die hessische Hochschulkonferenz in Wiesbaden fand auch draußen statt: hier ein Workshop für Studierende und Berufseinsteiger:innen aus Hessen, moderiert von Lisa Knieper und Matthias Mohrs.

Von Fabian P. Dahinten

Ein bis zwei Mal im Jahr tauschen sich die jeweiligen Landesarchitektenkammer mit den Hochschulen in der Dekanekonferenz aus. Zudem gibt es den Hochschultag, an dem sich die Dekan:innen der Architekturfakultäten von Hochschulen und Universitäten aus ganz Deutschland treffen. Dabei ist auch immer die Bundesarchitektenkammer (BAK), um den Gesprächsfaden auf der Bundesebene aufrecht zu erhalten.

Eigentlich gibt es also schon einige Formate, in denen man sich sieht und die Themen der anderen mitbekommt. Doch das genügt meiner Ansicht nach nicht. Unser Berufsstand braucht einen stärkeren Schulterschluss zwischen diesen zwei wichtigen Bereichen.

Neue Studiengänge: anspruchsvoll genug?

Regelmäßig für Diskrepanzen sorgen zum Beispiel neue Studiengänge: Erst nachdem Hochschulen sie geschaffen haben, entscheiden die Landesarchitektenkammern, ob deren Lehrinhalte für einen Kammereintritt ausreichend sind. Im Idealfall werden beide Seiten sich im Dialog einig. Doch wie reagiert man auf nicht klassische Studienmischungen und nicht aufeinander aufbauende Bachelor- und Masterstudiengänge? Die Antworten fallen zurzeit unterschiedlich aus.

Guter Austausch allein reicht nicht. Architektenkammern und Hochschulen sollten ihre kreativen Köpfe enger zusammenstecken, Ressourcen und Netzwerke stärker bündeln. Damit nicht nur die obersten Entscheidungsebenen in den Austausch kommen, braucht es Formate, die auch direkt Beteiligte mit an den Tisch holen. Wie das gehen kann, zeigte der Nachwuchsarchitekt:innentag in Berlin 2022. Nun hat die Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) das regionale Pendant ins Leben gerufen – mit großem Erfolg.

Vier Menschen auf einem Podium
Die Eröffnung der ersten Hochschulkonferenz mit Katharina Körber, Marija Potpara, Fabian P. Dahinten und Anika Kieling (v. l. n. r.).

Die Jungen von den Hochschulen miteinbeziehen

Die Hochschulkonferenz ist der Nachfolger der Dekanekonferenz in Hessen. Sie wurde auf Wunsch der Dekane und der Berufseinsteiger:innen, die seit kurzem durch die Juniormitglieder in der AKH eine eigene Vertretung haben, organisiert und fand am 27. Februar statt. „Wenn wir über die Lehre von morgen sprechen, sollten auch diejenigen dabei sein, die direkt betroffen sind“, formulierte Udo Gleim, Studiendekan der Hochschule Darmstadt es bei der letzten klassischen Dekanekonferenz.

Vielen der Jungen, die teils Tutoren oder Fachschaftsmitglieder waren und der Berufseinsteiger:innen, die gerade aus dem Studium in die Arbeitswelt gewechselt haben, kamen das erste Mal nach Wiesbaden in die Landesarchitektenkammer.

Warum nicht bei Fortbildungen kooperieren?

Wo Synergien brach liegen, zeigt sich etwa bei der Frage, wieso die Fortbildungsakademien der Architektenkammern nicht stärker mit Hochschulen zusammenarbeiten. Viele Berufseinsteiger:innen würden vielleicht gerne auch nach dem Abschluss Seminare an den Hochschulen belegen. Oder umgekehrt würden vielleicht Studierende gerne schon mal in das praxisorientierte Bildungsangebot der Kammern hineinschnuppern. Gerade Architektenkammern in Flächenbundesländern könnten auf gemeinsamen Veranstaltungen an den Hochschulen viel stärker präsent sein.

Ein Turbo für die Transformation

„Die Konferenz hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, alle Akteure an einem Tisch zu haben. So können Kammervertreter:innen, Hochschullehrende, Praxisvertreter:innen und Studierende stärker miteinander und nicht übereinander sprechen“, so Katharina Körber, Mitinitiatorin der Hochschulkonferenz in Hessen. Es habe sich gezeigt, dass sie thematisch die gleichen Herausforderungen zu bewältigen haben: Klimawandel, eine wacklige Bauwirtschaft und sich schnell wandelnde Technologien. „Das geht nur gemeinsam. Am Ende verfolgen sie die gleichen Ziele eines starken zukunftsfähigen Berufsbildes.“ Man sei sich einig gewesen, dass das Format jedes Jahr stattfinden solle.

Das Potenzial für eine engere Zusammenarbeit von Hochschulen und Architektenkammern ist enorm. Gemeinsam können beide Seiten den Transformationsprozess beim Planen und Bauen wie einen Turbo beschleunigen, indem sie die Ideen der Hochschulen mit den Bedürfnissen der Praxis direkt zusammenbringen. Alles, was es für den Anfang braucht, ist aus meiner Sicht die „Jungen“ in die Formate einzubinden und fleißig deren Ideen mitzuschreiben.


Fabian P. Dahinten ist Architekt und Partner bei Lengfeld & Wilisch Architekten, Darmstadt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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