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Lobby für gute Zwecke

Sind wir als Kammern eine erfolgreiche Lobby für Architekten und Planer?

01.03.20103 Min. Kommentar schreiben

Lobbyismus – das klingt nach Gruppenegoismus zulasten der ganzen Gesellschaft. Das sah der Berliner Architekturkritiker Nikolaus Bernau anders, dessen Bericht zum 40. Geburtstag der Bundesarchitektenkammer den Titel trug: „Eine gern gesehene Lobby“. Und er nannte Ziele unseresLobbyismus: „mehr offene Architektur- und Landschaftsplanungs-Wettbewerbe, die feste Honorarordnung HOAI und inzwischen auch eine ökologischere Architektur“.

Sind wir als Kammern eine erfolgreiche Lobby für Architekten und Planer? Sieht man sich die Missstände rund um unseren Beruf an, scheint die erste Antwort zu lauten: Nein. Zu viele von uns sind täglich im Existenzkampf; noch zu oft wird mit zu billigen Mitteln zu schlecht gebaut, und ökologisch nachhaltig schon gar nicht. Das Bürokratiegestrüpp wuchert weiter. Aber sehen wir uns umgekehrt an, was wir in den letzten Jahren erreicht haben: eine HOAI – noch mit Mängeln, aber immerhin höheren Honorarsätzen. Eine bessere Wettbewerbsordnung, ein höheres Gewicht der Nachhaltigkeit in politischen Programmen und Paragrafen. Vieles befriedigt uns noch nicht, ist aber ein ordentliches Ergebnis für eine Vertretung von 121 000 Kammermitgliedern, nur 1,5 Promille der Einwohner Deutschlands. Bei uns zählt nicht Masse: Unsere Mitglieder vertreten kulturell, sozial und ökologisch wichtige Anliegen. Wir können immer glaubhafter machen, dass es um die Sache des guten Planens und Bauens geht – und dafür um anständige Arbeitsbedingungen für unsere Mitglieder.

Nicht immer werden unsere Wünsche erfüllt, denn andere haben andere Interessen: Baufirmen und Bauherren, auch staatliche, wollen niedrige Honorarkos ten. Billigbranchen aller Art wollen allzu billige Bauten. Abiturienten und ihre Eltern wollen große Ausbildungskapazitäten, selbst wenn die Ausbildung später nicht jeden ernährt. Politik ist ein Macht- und Interessenkampf. Und manchmal sind andere dreister, schriller oder finanzstärker oder einfach mehr als wir. Dennoch ist dank des Wirkens von Länderkammern und BAK auch jetzt manches in Bewegung: Die HOAI soll weiter novelliert werden. Es gibt Ansätze, die drückende Haftungslast auf mehr Schultern zu verteilen, nicht allein auf unsere. Eine Reform der verunglückten Studienreform steht an. In der Energiepolitik setzt sich die Erkenntnis durch, dass klare Ziele wichtig, aber bürokratische Monstren zu ihrer Umsetzung eher hinderlich sind.

Wichtig bei allen Themen ist für uns der Zusammenhalt. Zunächst der nach außen mit anderen freien Berufen – Ärzten, Anwälten, Ingenieuren, Künstlern und Journalisten. Rund eine Million Freiberufler gibt es in Deutschland, die zusammen im politischen Raum viel mehr wiegen als wir Architekten und Planer allein. Wir brauchen auch in diesem Bereich künftig einen starken gemeinsamen Interessenverband. Und wenn dieser effizient arbeitet, sollte uns das einen fairen Beitrag wert sein. Doch so wichtig wie der Zusammenhalt nach außen ist der nach innen. Architekten und Planer diskutieren ihre beruflichen und berufspolitischen Anliegen lebhaft und engagiert. Es ist bemerkenswert und wichtig, dass sich gerade in den letzten Jahren unter den 16 Kammern der Bundesländer und der BAK, unter Architekten, Innenarchitekten, Landschafts- und Stadtplanern immer wieder Übereinstimmung gebildet hat. Glaubhaft und demokratisch legitimiert können wir mit einer gemeinsamen Stimme sprechen. Nicht immer dominiert sie. Aber wir lassen immer wieder von uns hören – und dringen nicht selten durch.

Joachim Brenncke ist Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer.

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