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Akut erleichtert – chronisch geplagt

Die Folgen der Finanzkrise sind harmloser als befürchtet. Viel stärker leiden viele Büros unter dauerhaft niedrigen Umsätzen und betriebswirtschaftlichen Schwächen

01.01.20103 Min. Kommentar schreiben

Dr. Thomas Welter

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die deutschen Architekturbüros zwar getroffen, aber nicht katastrophal. Doch vor allem den Inhabern vieler kleiner Büros geht es schlecht: Sie verdienen wenig, aber zum Teil kalkulieren und kontrollieren sie ihre Arbeit auch mangelhaft. Das sind Ergebnisse der jüngsten Analyse der Büro- und Kostenstruktur, die das Büro Hommerich Forschung im Auftrag von sieben Kammern vorgenommen hat. 2 441 Büros beteiligten sich daran. Knapp die Hälfte berichtet von negativen Folgen der Finanzkrise, doch nur 20 Prozent beschreiben sie als beträchtlich. Die Konjunkturpakete haben offenkundig gewirkt: Bei gut einem Viertel aller Büros und sogar bei der Hälfte der großen haben sich aus ihnen zusätzliche Projekte ergeben.

Damit konnten viele das hohe Niveau der Vorjahre halten. Von 2006 bis 2008 hatte sich die Auftragslage deutlich gebessert. Dabei gilt die Regel: Je größer das Büro, desto besser wird sie von den Inhabern bewertet. Überall stellen HOAI-geregelte Leistungen mit rund 80 Prozent den absoluten Schwerpunkt der Tätigkeiten. Bei den Hochbauarchitekten umfasst der Anteil der Leistungen im Bereich Umbau, Modernisierung und Instandhaltung inzwischen fast zwei Drittel der gesamten Tätigkeit.

Die durchschnittlichen Überschüsse je Inhaber (ohne Inhabergehälter) stiegen seit 2006 um 20 Prozent. Relativ am stärksten legten mit knapp 25 Prozent die Einpersonenbüros zu. Allerdings war ihr Überschuss auch 2008 mit durchschnittlich 34 000 Euro noch bescheiden. Doch es gibt auch besser verdienende Einzelkämpfer: Das Drittel der Einpersonenbüros mit den höchsten Überschüssen erzielte im Durchschnitt gut 65 000 Euro.

Nach wie vor kann aber keine Rede davon sein, dass es dem Berufsstand unterm Strich gut geht. Der Anteil der freischaffenden Architekten, die lediglich einen Überschuss bis zu 30 000 Euro erreichen, betrug 2008 noch 39 Prozent. 2006 waren es zwar fast 50 Prozent gewesen, doch auch heute ist der Anteil noch zu hoch. Und ein Fünftel aller Büros, unter den Einpersonenbüros sogar ein Viertel, erwirtschaftete auch 2008 nur Überschüsse unter 15 000 Euro. Die Ursachen liegen zum Großteil am Markt, doch einige Schwachstellen sind auch hausgemacht – vor allem die Unterschätzung betriebswirtschaftlicher Grundlagen. Nur in jedem fünften Büro werden die Arbeitszeiten der Angestellten erfasst; nur in jedem zehnten die der Inhaber. Weniger als die Hälfte kalkulieren einen Bürostundensatz. Doch nur damit lässt sich ermitteln, ob ein Büro rationell arbeitet oder seine Inhaber sich faktisch für wenige Euro pro Stunde aufreiben. Selbst in jedem fünften Büro mit zehn und mehr Vollzeitbeschäftigten kennt man keine Stundensätze.

Eine sogenannte Szenarioberechnung des mittleren Bürostundensatzes, das heißt mit Ansatz eines hypothetischen festen Inhabergehalts, ergibt Sätze zwischen 31 Euro in den Einpersonenbüros und 64 Euro in denen mit zehn und mehr in Vollzeit Tätigen. Würden in dieser Berechnung Inhabergehälter angesetzt, die den Kosten angestellter Architekten zuzüglich Arbeitgeberanteilen zur Sozialversicherung, berufsspezifischen Gemeinkosten und Risikozuschlägen entsprechen, müsste der mittlere Bürostundensatz zwischen 61 und 96 Euro liegen.

Aus der Studie ergeben sich berufspolitische Konsequenzen: Die Auftragslage muss verbessert werden, die Akteure in den Büros brauchen politische und gesellschaftliche Unterstützung – und als Grundlage für mehr Erfolg künftiger Architekten sind die Ausbildungsinhalte stärker auf die Praxis auszurichten. Die Analyse kann jeder als Maßstab für das eigene Büro verwenden. Hierzu müssten jedoch vergleichbare Kennziffern berechnet werden. Entsprechende Kurse bieten alle Fortbildungswerke der Kammern an.

Dr. Thomas Welter ist Referent für Wirtschaft in der Bundesarchitektenkammer.

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