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Der Tag, an dem Architektur auf Tour geht.

01.06.20092 Min. Kommentar schreiben

Roland Stimpel

Exklusiv enthüllen wir, dass nach dem Tag der Architektur dessen Auftaktbau Schloss Hambach demontiert und auf dem Berliner Schlossplatz wiederaufgebaut wird. Das macht alle glücklich: Die Schlossfreunde kriegen, was sie wollen, und zwar subito. Den Schlossgegnern bleiben Schlüter und Stella erspart. Die Denkmalpfleger bekommen Aura und Authentizität bis zum Abwinken – vom mittelalterlichen Burgherrenduft des Herrn Schnittlauch von Kästenburg bis zum legendären Hambacher Fest von 1832.

Damals ging es ja um Freiheit wie um Einheit, und das erspart uns dafür jetzt einen zweiten Denkmalwettbewerb mit goldenen Bananen, Schlümpfen auf Kaisersockel oder Einkaufswagen voller schwarz-rot-goldener Kugeln. In Rheinland-Pfalz betreibt den Umzug eine ganz große Geheimkoalition aus Helmut Kohl und Kurt Beck. Beide wollen, dass nahe dem Kanzleramt wenigstens ein starker Brocken Pfalz auf Dauer steht.Bau-Klau? Von wegen; das ist ein übliches Verfahren. Berlin hat am Potsdamer Platz ein altes Hochhaus aus New York und ein auch nicht ganz frisches aus Chicago, es hat die Karl-Marx-Allee aus Moskau (mit Architektenkammer, nicht moskowitisch), hat vom Raumschiff Enterprise sein Kongresszentrum und auf dem Reichstag einen Hut der Queen.

In Frankfurt steht schon die halbe Skyline von Oklahoma City; Hamburg hat die Titanic geborgen und rüstet sie für Konzerte hoch. Stuttgart nimmt Hügel aus dem britischen Teletubbies-Studio, tut Glasaugen rein und es setzt sie auf seinen neuen Bahnhof. Und Dresden ist fast so gut wie Berlin: Den Neumarkt hat es von den Erben des Fürsten Potemkin, ein Corbu-Buckel an der Phaeton-Fabrik ist aus Ronchamp und die Kaufhauswaben an der Prager Straße sind von Helmut Horten aus Düsseldorf.

Um lokalen Kontext muss man sich gar nicht mehr kümmern, denn der ändert sich eh dauernd. Nur, was machen wir mit den Lücken am alten Standort? Tauschen bietet sich an: Bonatz’ Stuttgarter Bahnhof zu den Teletubbies, den Römer nach Oklahoma City, den Elbphilharmonie-Rohbau auf den Meeresgrund. An Hambachs kleinen Hügel wird übrigens gerade Erde angeschüttet. Sonst passt der Palast der Republik nicht drauf.

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