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Zurück Erfolgreich durch Fortbildung

Vielfältiger Profit

Fünf Büroinhaber verraten, welchen Nutzen sie aus den Fortbildungen der Architektenkammern ziehen – für ihre Arbeit im Büro, den Kontakt mit den Kunden und den Gewinn neuer Aufträge.

01.05.20086 Min. Kommentar schreiben
Fortbildungen: Nützlich für die Arbeit im Büro, den Kontakt mit den Kunden und den Gewinn neuer Aufträge

Nils Hille

Einen Klick auf „Büroprofil“ und dann einen auf „Fortbildung“ – mit nur zwei Fingerbe­wegungen an der Computermaus kann jeder sehen, welche Fortbildungen Stefan Villena-Kirschner, Landschaftsarchitekt aus Bremen, besucht hat. „Meine Homepage ist mein wichtigstes Marketinginstrument“, sagt der 45-Jährige, der sich als „Solo-Selbstständiger“ ohne Mitarbeiter bezeichnet.

Regelmäßig ­besucht Villena-Kirschner bei seiner und anderen Kammern Fortbildungen. Nicht aus Pflicht, sondern aus Interesse. Dieses zusätzliche Engagement stellt er auch nach außen. „Der ein oder andere sagt sicher, das ist ja etwas Selbstverständliches und nicht extra erwähnenswert. Ich denke aber, dass ich damit einen Einblick in mein Büro gebe und nicht so anonym bleibe.“

 

Stefan Villena- Kirschner: Fortbildungen dienen der Qualitätssicher -ung, Rechtssicherheit und Arbeitsoptimie- rung

Zu jeder besuchten Veranstaltung gibt es auf seiner Homepage ein paar Fakten und oft die Bescheinigung, die ihm ausgehändigt wurde, als Download. Ein positiver Eindruck entsteht: Da spielt einer mit offenen Karten. „Für Häuslebauer, die ihren Garten geplant bekommen wollen, ist das vielleicht weniger interessant.

Öffentliche und gewerbliche Auftraggeber können damit sicher mehr anfangen“, schätzt Villena-Kirschner seine Zielgruppe ein. Mögliche Kunden, die er zuerst persönlich kennenlernt, weist er auch gerne per Visitenkarte auf die regelmäßig aktualisierte Homepage hin.

Dort wird die Vielfalt der Fortbildungen deutlich, die Villena-Kirschner besucht. Da ist die Bauüberwachung für Landschaftsarchitekten genauso vertreten wie die CAD- und Bildbearbeitungs­programme. Villena-Kirschner: „Ich wähle nach aktuellem Bedarf und meiner strategischen Büroplanung aus, welche Veranstaltung ich besuche.“ Als sich seine Arbeit von der Umweltplanung weg in Richtung Objektplanung veränderte, brachte er sich vorher per Fortbildung auf den neusten Stand der Darstellungstechniken.

Roland Wied: Der Austausch bei Fort­bildungen ist offen, mit wenigen Geheimnissen.

Kontakte knüpfen

Neben dem Wissenserwerb kann Villena-Kirschner eine ganze Reihe von Begründungen für den Besuch von Fortbildungen anführen. „Es dient der Qualitätssicherung, Rechtssicherheit und der Arbeitsoptimierung“, sagt er. Dazu kommt die oft unterschätzte Möglichkeit, während der Veranstaltungen Kontakte zu knüpfen. Vor allem für „Solo-Selbstständige“ wie ihn entstehen hier Kooperationen. So schmiedete ­Villena-Kirschner während der Seminarpause mit Kollegen Ideen, wie und wo sie sich unterstützen können.

Ähnliches erlebte auch Roland Wied. Seine w5 Planungsgesellschaft in Tübingen arbeitet regelmäßig mit anderen Büros zusammen  – und zwischen den Seminarblöcken der Fortbildungen blühte immer wieder das Kollegengespräch. „Der Austausch ist offen, mit erstaunlich wenigen Geheimnissen un­ter­einander“, so Wieds Erfahrungen. Seine jungen Mitarbeiter schickt er vor allem zu Bauleitungsthemen, um sie langsam an diese Aufgabe heranzuführen. Sonst sind „energetische Fortbildungen“ für sein Büro ein Dauerthema.

Zur Information nutzt Wied auch die Update-Veranstaltungen des IFBau-Instituts der Architektenkammer Baden-Württemberg. Die kostenlose Mitgliederjahresinformation zeigt per Kompaktseminar alle Neuerungen auf, die für Architekten wichtig sind. Wied: „Diese breite Herangehensweise ist besser. Ohne irgendeine DIN auswendig zu lernen, werde ich schnell auf den aktuellen Stand gebracht.“

Auch intern versucht er in seinem Büro mit den Fortbildungen kleine Effekte zu erzielen, vor allem durch Multiplikation. Der Chef lässt seine Mitarbeiter kurze Referate über den Inhalt der von ihnen besuchten Veranstaltungen halten. So weiß jeder, welcher Kollege sich worin auskennt, und bekommt selbst einen ersten Eindruck von den wichtigsten Aspekten eines Themas.

Gerrit Rampendahl: Das Gelernte konnte ich schon am nächsten Tag anwenden.

Smalltalk lernen

Bei Kantstein Architekten in Hamburg sitzt das Team ebenfalls regelmäßig zusammen. Hier gehören die Kurzvorträge über Seminare bei Bürobesprechungen mittlerweile zum Alltag. Büroinhaber Gerrit Rampendahl würde sich freuen, wenn dieser Transfer auch noch mehr in den Fokus der Kammerfortbildungen rücken würde: „Kollegenaustausch und Werkberichte würde ich gerne öfter erleben und mitgestalten. Dabei muss es nicht immer um die hochtrabende Architektur gehen.“

Rampendahl und sein Partner Andor Busse nutzen gerne auch die Büroleitungsseminare. Marketing, Controlling und Coaching sind drei Themen, zu denen sie schon Fortbildungen besucht haben. „Vor allem das Smalltalk-Seminar hat Spaß gemacht. Der Referent war sehr gut, hat uns mit Videoaufzeichnungen zu neuen Selbsterkenntnissen verholfen. Das Gelernte konnte ich schon am nächsten Tag in der Praxis anwenden“, so Rampendahl. Kein Wunder: Das Büro von Kantstein Architekten ist in einem Ladenlokal untergebracht – das bringt Laufkundschaft.

Frank Arnold: Wir können mit den Fort­bildungen unserer Mitarbeiter punkten.

Nicht nur die externe, auch die interne Kommunikation ist ein Thema bei den Fortbildungen. Frank Arnold und Matthias Gladisch in Berlin lernten in einem Seminar das gezielte Briefing von Mitarbeitern. Vorher war es immer wieder passiert, dass Probleme bei Projekten entstanden, weil Kollegen nicht richtig informiert waren. „Da mussten wir uns kritisch an die eigene Nase packen und eine Lösung finden“, sagt Arnold.

Ein standardisiertes System hilft nun, die nötigen Fakten zwischen den 22 Mitarbeitern besser auszutauschen. Doch nicht nur die Inhaber dieser Büros gehen zu den Seminaren, auch die Mitarbeiter werden zu individuell passenden Angeboten geschickt. Das führt nun auch indirekt zum Erfolg: Für das Büro Arnold und Gladisch, das in allen Leistungsphasen arbeitet, sind die fortgebildeten Kollegen auch zur Akquirierung neuer Aufträge wichtig. „Bei immer mehr Bewerbungen um Ausschreibungen sind die Mitarbeiter Gegenstand des Verfahrens. Da geben wir dann an, welche Fortbildungen die Kollegen besucht haben und können punkten“, so Arnold.

Friedhelm Birth: Ich freue mich über die sehr gut vorbereiteten Referenten und die Themenauswahl.

Nische finden

Architekt Friedhelm Birth von Bauart Architekten in Hannover schätzt vor allem die Struktur der Kammerfortbildungen: „Wir haben wenig Zeit und wollen in dieser viele Informationen aufnehmen. Da freue ich mich jedes Mal über die sehr gut vorbereiteten Referenten und die Themenvorauswahl bei den Seminaren.“

Als es am Anfang dieses Jahrzehnts in Births Büro wirtschaftlich nicht gut lief, musste eine Lösung her. Er und sein Partner sagten sich: „Es kann nicht jeder alles machen!“ Speziell ausgebildete Mitarbeiter sollten Nischen nutzen. So besetzte jeder einen festen Bereich. Dazu besuchten sie unter anderem den Ecobau- (Fachplanung Umwelt und Gesundheit) und den Enerbau-Kurs (Energie sparen) der Architektenkammer. Die Umsetzung der Seminarinhalte in den Auftragsalltag funktionierte. Birth: „Das Thema Umwelt- und Gesundheitsschutz zum Beispiel lässt sich gut auch den Bauherren nahebringen. Viele verstehen, dass sie sich mit unseren kleinen Zusatzleistungen für wenig Geld später eine Menge Probleme ersparen können – zum Beispiel bei Asbest.“

Mit ihren Qualifizierungen haben sich Birth und seine Kollegen sogar bewerben können: Die geforderten Unterlagen, bestückt mit den Zertifikaten der Seminare, und ein Bewerbungsgespräch führten zur Auswahl bei der Klimaschutzagentur und somit zur Aufnahme in deren Beraterteam. Ein zusätzliches Tätigkeitsfeld für das Büro entstand.

Und im Nachgang der Kurse, die über drei Monate immer wieder an Wochenenden liefen, gibt es unregelmäßige Treffen unter den Teilnehmern mit einem Erfahrungsaustausch. Anhand konkreter Beispiele helfen sich die Kollegen hier gegenseitig weiter. Und die Kammer stellt für diese Nachtreffen die Räumlichkeiten zur Verfügung, organisiert zum Teil sogar die Termine. Birth: „Das ganze Angebot ist einfach sehr hilfreich.“

Die Fortbildungsangebote vieler Architektenkammern sind in einer zentralen Datenbank abrufbar:

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