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Zurück Sicherheit im Laborbau

Abschirmung zum Angucken

Das Hamburger Bernhard-Nocht-Institut zeigt, dass auch ein Hochsicherheitsbau gut aussehen kann.

01.09.20082 Min. Kommentar schreiben
Sicher, aber elegant: Der Forschungsbau (vorn) liegt wie ein roter Felsen in der Landschaft.

Claas Gefroi
Mehr als 9 000 Einwohner Hamburgs raffte eine 1892 ausgebrochene Cholera-Epidemie dahin. Darauf entstand das „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“, heute benannt nach seinem Gründungsdirektor Bernhard Nocht. 1914 zog es in einen von Fritz Schumacher entworfenen Backsteinkomplex mit Krankenhaus, Institutsgebäude und Tierhaus an der Geestkante von St. Pauli. Zwischen Kiez und Hafen widmet man sich seitdem der Erforschung und Bekämpfung von tropischen Krankheitserregern und Infektionskrankheiten – so erfolgreich, dass nun eine Erweiterung auf dem Gelände des abgerissenen Tierhauses notwendig wurde.

Kister Scheithauer Gross aus Köln nutzten das lang gestreckte, spitzwinklige Grundstück und seine spektakuläre Hanglage geschickt für die Inszenierung eines monolithischen Baukörpers, der wie ein roter Felsen im Berghang liegt. Doch die schroffen Backsteinfassaden mit ihren wie Schießscharten gestalteten Fensterbändern verdeutlichen auch, dass hier ein Hochsicherheitstrakt entstanden ist, in dem unter anderem am Ebola- und am Marburgvirus geforscht wird.

Ohne Tür: Das Gebäude kann von der Straße aus nicht betreten werden.

Kein Eingang

Das Gebäude mit seinen 3 000 Quadratmetern Nutzfläche hat aus Sicherheitsgründen keinen separaten Eingang, sondern ist nur über eine Glasbrücke vom alten Hauptgebäude aus erreichbar. In den Obergeschossen befinden sich die Forschungs- und Bürobereiche der Virologie sowie der Parasitologie mit Laboren der höchsten Sicherheitsstufe. Zudem ist dort ein Insektarium eingerichtet, in dem an den Überträgern von Malaria, Westnil- und Denguefieber gearbeitet wird. Die Untergeschosse mit einer keimfreien Zuchtstation dienen der Tierhaltung.Aus hygienischen Gründen wurden Labore und Tierzucht streng voneinander getrennt. So verkehren die Aufzüge nur jeweils zwischen Erd- und Obergeschossen oder den Keller­etagen. Die Gebäude- und Sicherheitstechnik ist aufwendig: Filter- und Desinfektionsanlagen, elektronische Zugangskontrollen und Videoüberwachung sollen Stationen und Gebäude nach innen und außen abschirmen. All das engte die Spielräume der Architekten ein.

Das neue Gebäude kann nur über die Glasbrücke vom Haupthaus erreicht werden.

Dennoch: Mit der skulpturalen Ausformung des Baukörpers, der Einbeziehung des Daches als fünfter Fassade, den um Gebäudeecken herumgezogenen tief liegenden Fensterbändern oder der großzügigen verglasten Öffnung zum Altbau haben Kister Scheithauer Gross die Ebene reiner Funktionsbauten und Sicherheitsarchitekturen verlassen. Dieser „Virenbunker“ zeigt seine Funktion, überhöht sie gestalterisch und bildet einen zeitgemäßen Beitrag zur Fortsetzung hamburgischer Bautraditionen.

Claas Gefroi ist Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Architektenkammer Hamburg und freier Autor.

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