Von Roland Stimpel
Wortarchitekt: Nimm „skulptural“!
Das ist ein Wort, das dir gut steht.
Der Bauherr: Ich will „funktional“!
Weil’s leichter von der Zunge geht.
Der A: Das lösen wir ganz cool:
Vokaletausch, Dekonstruktion.
Aus skulptural wird Skalp tu rul,
dann haben wir den Zeitgeist schon.
Der B: Pass auf, gleich rollt dein Skalp.
Gleich stehst du nackt da, ohne Fell.
Auch „Skalp tu rull“ spricht sich nur halb
so flüssig aus wie „funktionell“.
A: Glaub nicht, ich hätte grad gezuckt.
Buchstaben tauschen bleibt noch dran.
Aus „skulptural“ wird „Raull spukt“.
Ich plan dir eine Geisterbahn.
B: Ich glaub, ich seh Gespenster.
Ich will nicht Spuk, ich will Funktion.
Gleich fliegst du rückwärts aus dem Fenster,
für Skalp und Spuk gibt’s keinen Lohn.
A: Streichen wir aus „skulptural“
die schwierigstsprechbaren Buchstaben
und nennen es dann „kultural“.
So versimpelt kannst du’s haben.
Der B: Nun mach mal nicht so schnell.
Das lässt sich zwar viel glatter sprechen.
Doch kultural wär kulturell
und dafür müsste ich mehr blechen.
Der A seufzt: Wir wär’s mit „Ural“?
Das ist ein achtbares Gebirge.
Leicht skulptural und etwas kahl
und keiner Zunge ein Gewürge.
B: Bingo! Fehlt nur noch ein „in“.
Dann haben wir ein Urinal –
funktional im besten Sinn!
Der A: Banal, egal, oh Qual.