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Bunt besetzt

In der Bundesstiftung Baukultur ballt sich fachliche und politische Kompetenz.

01.11.20073 Min. Kommentar schreiben
Geburtshaus: Im Potsdamer Hans-Otto-Theater (Architekt Gottfried Böhm, Köln) fand der ­Gründungskonvent der Bundesstiftung Baukultur statt.

Roland Stimpel

Sieben Jahre vergingen von der ersten Idee bis zum formvollendeten Beginn. Am 21. September ist nun die Bundesstiftung Baukultur mit einem „Gründungskonvent“ in Potsdam offiziell gestartet. Ihren Daseinsgrund hat der Deutsche Bundestag in einem eigenen Stiftungsgesetz formuliert; sein Paragraf 2 beginnt so: „Zweck der Stiftung ist es, die Qualität, Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit des Planungs- und Bauwesens in Deutschland national wie international herauszustellen und das Bewusstsein für gutes Planen, Bauen und Baukultur sowie den Wert der gebauten Umwelt bei Bauschaffenden und bei der Bevölkerung zu stärken.“

Diese Aufgaben soll die Stiftung künftig von ihrem Potsdamer Sitz aus leisten – vom Bund finanziert mit jährlich 1,5 Millionen Euro und einer Viertelmillion Euro Stiftungskapital. Dies soll aber nach den Worten der Geldgeber keine Abhängigkeit vom Staat schaffen, sondern im Gegenteil ihre Unabhängigkeit sichern. Achim Großmann, Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrs- und Bauministerium: „Wir wollen eine etwas politikferne Stiftung.“ Strategien und Grundsatzfragen klärt ein 13-köpfiger Stiftungsrat, zu deren Mitgliedern fünf Abgeordnete und drei Bundesbeamte zählen. Hinzu kommen ein Kommunalvertreter, ein Wohnungswirtschaftler sowie last, not least drei engagierte Experten: der frühere Bundesarchitektenkammer-Präsident Peter Conradi, die amtierende Präsidentin des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten Andrea Gebhard sowie der Ingenieur und Architekt Werner Sobek. Deutlich größer ist der Anteil der Planer und Architekten im 20-köpfigen beratenden Beirat, dem unter anderen Kaspar Kraemer, Arno Lederer, Vokwin Marg und Christiane Thalgott angehören.

Sehr vielfältig

sind die Meinungen dazu, was die Stiftung unter dem Stichwort „Baukultur“ konkret leisten soll. Vorschläge auf dem Gründungskonvent reichten von der allgemeinen Bewusstseinsschärfung für Planungs- und Architekturqualität bis zur Be- oder auch Verurteilung von Einzelprojekten, von einer Lobbyorganisation für berufsständische Interessen bis zur Stilpolizei zwecks Bekämpfung nicht genehmer Architektur.

Doch solche Partikularinteressen dürften die Stiftungsarbeit im Alltag nicht sehr stark prägen – dazu sind ihre Gremien fachlich und politisch zu bunt besetzt.

Sie wird sich wohl stark auf Austausch, Diskussionen und Propagierung der Baukultur konzentrieren. Dabei dürfte es einerseits die Konsensfindung erleichtern, dass in der Stiftung kaum Immobilien- und Baufirmen und keine Nutzer- oder Bürgergruppen vertreten sind. Nur Nikolaus Wild, der Chef der Baden-Badener Schöck-Gruppe, hält im Beirat die Fahne der Wirtschaft hoch. Andererseits muss die Stiftung ihre Ideen von Baukultur gerade denen vermitteln, die sie umsetzen und gesellschaftlich tragen sollen. Das dürfte eine weit härtere Nuss sein als das Erarbeiten der Ideen selbst.

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