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Zurück Innenarchitektur und Lichtdesign

Leuchtende Zukunft

Licht wird in der Innenarchitektur immer wichtiger – ästhetisch, funktional und ökonomisch

01.01.20117 Min. Kommentar schreiben
Die einzelnen Bereiche der 340 Quadratmeter großen Verkaufsfläche einer schwäbischen Metzgerei (oben und links) modellierte Innenarchitekt Hartmut Raiser mithilfe unterschiedlicher Leuchten und Farben.

Von Cornelia Dörries

Metzgermeister Schmälzle aus Pfullingen hatte einen Plan. Er wollte in seinem Heimatort nicht einfach nur ein Fleischereifachgeschäft eröffnen, sondern etwas Neues wagen. Die Kundschaft sollte nicht bloß kommen und rasch einkaufen, sondern – Pfullingen ist eine schwäbische Kleinstadt – sich auch auf einen Schwatz treffen, die Kinder in einer Spielecke abgeben und nebenher einen Imbiss verzehren können, sich beraten lassen und Neues probieren.

Es muss dem geschäftstüchtigen Metzger wohl gedämmert sein, dass dafür in dem vorschriftsmäßig voll verfliesten, wenig anheimelnden Verkaufsraum ein paar Tische nicht reichen würden. Also betraute er den Innenarchitekten Hartmut Raiser vom Stuttgarter Büro Raiserlopes mit der Aufgabe, der 340 Quadratmeter großen Ladenfläche so etwas wie Aufenthaltsqualität einzuhauchen. Und eigentlich beginnt die Geschichte, um die es hier gehen soll, erst jetzt.

Denn Innenarchitekt Raiser setzte bei der Planung des Ladens auf ein nicht greifbares, immaterielles Gestaltungselement, dessen Beherrschung gleichermaßen architektonische Virtuosität, Erfahrung und technisches Können voraussetzt: Licht.

Gleißende Frischetheken: Filetspitzen, ins rechte Licht gesetzt

Die einzelnen Verkaufs- und Aufenthaltsbereiche des Ladens modellierte Hartmut Raiser über den Einsatz unterschiedlicher Leuchtmittel und definierte mittels Licht und Farbe ­distinkte Sphären mit einer jeweils eigenen Atmosphäre.
So ist das für Metzgerläden typische bläulich-kühle Licht, das zwar Filetspitzen schmeichelt, Menschen jedoch frösteln lässt, auf die umlaufende Warentheke begrenzt. In den Aufenthalts- und Verzehrbereichen hingegen dominiert eine warme, anheimelnde Beleuchtung. An die Decke montierte Stoffschürzen schirmen die unterschiedlich temperierten, auch farblich abgesetzten Ladenzonen voneinander ab. „Das Licht war bei diesem Projekt der Ausgangspunkt für die eigentliche Planung“, sagt Hartmut Raiser.

„Es ging dabei weniger um die technischen Aspekte der Lichtplanung als um die emotionale, atmosphärische Seite. Denn man kann auch über die Platzierung von Leuchten, Lichtleisten, Spots oder einer hinterleuchteten Voute einen Raum modellieren. Und Farben und Materialien entfalten ihre Wirkung erst mit dem richtigen Licht.“ Zugegeben, die Metzgerei ist nur ein kleines Projekt, doch sie illustriert die gestalterische Wirkmacht von Licht in der Innenarchitektur auf recht anschauliche Art.
Bisher wurde Lichtplanung als rein ingenieurtechnische, dem Entwurf nachgeordnete Disziplin begriffen. Doch darüber sind vor allem Innenarchitekten längst hinaus. So widmet sich das ­aktuelle Handbuch ihres Verbandes BDIA dem Thema Licht in all seinen Facetten, und BDIA-Präsident Rudolf Schricker stellt fest: „Licht ist ein wesentliches Beispiel dafür, wie sehr sich Zielrichtung, Selbstverständnis und Spielraum von Planung und Gestaltung im Raum verändern.“

Lichtes Gewölbe: Am Beleuchtungskonzept für die Ausstellungsräume im Neuen Museum Berlin (rechts) arbeitete das Büro Kardorff zehn Jahre.

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