Das Zählen, Rechnen und Messen gehört nicht gerade zu den heiß geliebten Arbeiten von uns Architekten und Planern. Doch unvermeidlich ist der Arbeitsalltag von Zahlen durchdrungen – Flächen- und Raummaße, Kosten, Kennwerte, Zeitpläne, Honorartabellen … Manchmal sind sie sogar verführerisch, um das Ungreifbare des freien architektonischen Entwurfs handfest zu machen. Aber Zahlen als doktrinäre Grundlage haben der Baukultur noch selten gutgetan. Man denke nur an die Totalquantifizierung allen Lebens bei Ernst Neufert, an Le Corbusiers starres Modulor-Maß oder an die städtebaulichen Verheerungen durch unkritische Anwendung mancher Straßenbau-Richtlinien.
Zahlen sollen nicht herrschen, sondern dienen. Bei den Honoraren zum Beispiel geht es nicht um Maximierung des Einkommens ohne Rücksicht auf das Ergebnis, sondern es geht um ein auskömmliches Einkommen, das die qualitativ beste Lösung angemessen honoriert. Und es geht um gleiche Einkommen für gleiche Leistungen. Die Forderung danach ist bei Architekten nicht durch Ideologie oder Neid getrieben, sondern entspringt dem berufstypischen Wettbewerbsprinzip: Nicht die billigste Leistung soll realisiert werden, sondern die beste – Qualitätswettbewerb statt Preiswettbewerb.
Wie wichtig für die Gesellschaft hochwertige architektonische Leistungen sind, mögen zwei Riesenzahlen verdeutlichen: Laut Statistischem Bundesamt hatte die Summe aller privaten, unternehmerischen und staatlichen Vermögen in Deutschland Anfang 2010 einen Wert von knapp 15,2 Billionen Euro. Knapp die Hälfte davon, nämlich über 6,9 Billionen, entfielen auf Bauten. Also hängen Wert und Wertentwicklung von fast der Hälfte des Vermögens in Deutschland maßgeblich davon ab, wie gut sie geplant und gebaut sind, wie sie auf lange Sicht nutzbar sind und welche Kosten sie im Betrieb verursachen.
Dabei ist der qualitative Beitrag noch gar nicht berücksichtigt: unser nicht in Zahlen ausdrückbarer Beitrag zum Wohlbefinden der Menschen, wenn nicht gar zu ihrer Freude und ihrem ästhetischen Genuss. Unser Beitrag nicht nur zum heutigen Leben, sondern auch zu dem künftiger Generationen – so viel zum Stichwort „Nachhaltigkeit“, das in dieser Ausgabe ausführlich behandelt wird.
Für all das ist es im höchsten Interesse der Gesellschaft, Architekten und Planer gut auszubilden und ihnen später eine wirtschaftliche Existenz zu ermöglichen, die ihnen volle Konzentration auf ihre wichtige Aufgabe gewährt. Wir selbst wissen: Da ist noch viel zu tun. Damit wir das auch anderen beweisen können, brauchen wir Zahlen über Aufträge und Auftragslage, über Umsatz und Kosten, Spezialisierung und Tätigkeitsfelder. Dafür läuft jetzt eine Umfrage von elf Architektenkammern, die Sie um einige Zahlen bittet. Auch diese Zahlen sollen dienende Funktion haben: Sie sollen die wirtschaftliche Lage des Architektenstands verdeutlichen, aber auch seine wirtschaftliche Bedeutung für das Land. Unser Berufsstand schafft und erhält viele Arbeitsplätze. Wir bewegen immense Bausummen; wir zahlen hohe Steuern und Sozialabgaben.
Zahlen zu all dem benötigen wir letztlich, um uns zugunsten der gesamten Gesellschaft Freiraum für Qualität zu verschaffen. Wenn Sie in den unten genannten Ländern Kammermitglied sind: Nehmen Sie an der Umfrage teil – es nützt unserem ganzen Berufsstand und damit Ihnen selbst!
Wo die Umfrage läuft
Um Teilnahme bitten wir alle Kammermitglieder in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen.
Unter www.bak.architektenbefragung.de gelangen Sie über einen Link zu Ihrem Bundesland.
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