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wecobis: „Essenzielle Informationen“

Informationen über Umwelt- und Gesundheitsaspekte von Bauproduktgruppen bietet WECOBIS, eine Internet-Datenbank des Bundesbauministeriums und der Bayerischen Architektenkammer. Deren Vizepräsident Rudolf Scherzer erklärt Nutzen und Hintergründe

29.02.20124 Min. Kommentar schreiben

(klicken Sie hier, um direkt zur Datenbank zu gelangen)

Interview: Alexandra Seemüller

Rudolf Scherzer ist Architekt und Stadtplaner in Nürnberg und seit 2006 Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer. Er vertritt die Bundesarchitektenkammer am Runden Tisch Nachhaltiges Bauen der Bundesregierung.

Was ist WECOBIS?

WECOBIS bietet umfassende und strukturierte Informationen zu gesundheitlichen und ökologischen Aspekten von Bauproduktgruppen aus allen wesentlichen Bereichen des Roh- und Ausbaus. Es enthält keine spezifischen Produkte einzelner Hersteller, sondern klassifiziert sie neutral in Gruppen, zum Beispiel Dämmstoffe, Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen, Mineralwolle-Dämmstoffe und so weiter. Die Gruppen werden in fünf Phasen ihres Lebenszyklus betrachtet: bezüglich ihrer Rohstoffe, in der Herstellung, bei der Verarbeitung, Nutzung sowie Nachnutzung oder Wiederverwendbarkeit. Sämtliche Daten werden ständig aktualisiert und mit weiteren Quellen verknüpft, so dem Gefahrenstoffinformationssystem der Bauberufsgenossenschaften mit der Abkürzung Wingis.

Was haben Architekten von WECOBIS?

Für nachhaltiges Bauen sind solche Informationen über die Produktgruppen essenziell. WECOBIS äußert sich zur Energiebilanz und bietet vor allem grundsätzliche Informationen zu gesundheitsbewusstem und ökologischem Planen und Bauen, Hinweise zu Gefahrstoffen, zu Eignung, Entsorgung, Haltbarkeit, Lebenszyklus sowie Risiken in der Verarbeitung und zur Nutzung. Es kommen ja immer neue Bauprodukte auf den Markt. Planer müssen sich mit einer Vielzahl von Vorschriften und Sicherheitsrichtlinien auseinandersetzen. Hinzu kommt, dass die Informationslage bei einigen Produkten aktuell eher unbefriedigend ist. WECOBIS ermöglicht eine schnelle, sichere und produktneutrale Einordnung von vorhandenen Informationen.

Informationen über das Bauprodukt allein helfen oft nur bedingt.

WECOBIS ist eingebunden in ein Gesamtsystem von Planungs- und Bewertungswerkzeugen, die für die Gebäudezertifizierung nutzbar sind. Es kann Basisdaten aus Umweltproduktinformationen für die lebenszyklusorientierte Bewertung von Bauteilen und Bauwerken integrieren. Seit Kurzem ist WECOBIS zudem ein wichtiger Baustein im Bewertungssystem „Nachhaltiges Bauen des Bundes“. Das Informationsportal „Nachhaltiges Bauen“ verortet mit der Einbettung von WECOBIS Informationen zu Bauproduktgruppen für alle Akteure des nachhaltigen Bauens. Die Zusammenarbeit mit dem Bund garantiert zudem ein hohes Maß an Neutralität.

Wie nutzen Sie selbst als Architekt WECOBIS?

Wir haben es in unseren Büroalltag integriert. Ohne aufwendige Recherche erhalten wir schnell solide, hersteller- und produktneutrale Informationen. Gäbe es WECOBIS nicht, müssten wir umfangreich im Internet recherchieren und hätten dann immer noch keine Gewissheit, dass die Auskünfte fachlich und technisch richtig sind. So können wir unsere Bauherren kundig aufklären und oft gleich eine passende ökologische Alternative empfehlen. Natürlich können sich in WECOBIS auch die Bauherren selbst einen guten Überblick über gesundheitliche und ökologische Aspekte verschaffen.

Wer hat es initiiert; wer pflegt es?

In den 1990er-Jahren initiierte unser Kollege Professor Sepp Starzner die Baustoffdatenbank Ecobis. Das Kürzel stand für „ökologisches Baustoffinformationssystem“. Die Bayerische Architektenkammer setzte sie mit finanzieller Unterstützung des Bundes im Jahr 2000 um. Daraus entstand das Web-basierte Informationssystem WECOBIS, das 2009 an den Start gegangen ist. Gemeinsame Betreiber sind das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die Bayerische Architektenkammer.

Wie geht es weiter?

Die Bayerische Architektenkammer hat Mitte 2011 mit dem Ministerium wieder eine dreijährige Kooperation über die Betreuung und Weiterentwicklung vereinbart. Ein wissenschaftlicher Beirat konkretisiert die Schwerpunkte und schlägt den beiden Betreibern vor, welche Themen fortgesetzt werden sollten. Wir als Kammer wollen uns noch stärker in die Forschung einbringen, zum Beispiel mit dem Know-how unserer Mitglieder bei Baustoffen. Auch die Risikobewertung von Bauprodukten soll stärker wissenschaftlich untersucht werden. Zudem sind EU-Richtlinien in nationales Recht umzusetzen. Hierzu kann WECOBIS wertvolle und insbesondere aktuelle Informationen liefern.

Sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Es ist leider noch nicht möglich, sich für den gesuchten Zweck automatisch einen gleichwertigen alternativen Baustoff anzeigen zu lassen. Daran arbeiten wir.

Alexandra Seemüller ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Architektenkammer.


Mehr erfahren Sie unter: www.WECOBIS.de und www.nachhaltigesbauen.de.

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